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Andere Schreibweise: Haggada; Aggadah (engl.)

(erstellt: November 2011)

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Aggada (aramäisch אגדה) bzw. Haggada (hebräisch הגדה) bedeutet „das Erzählte“ und bezeichnet einen wesentlichen Teil der rabbinischen Tradition, nämlich die erzählende, nichtgesetzliche Literatur im Gegenüber zur gesetzlichen Literatur, der Halacha (von hebr. הלך hlk „gehen / wandeln“).

Die Aggada geht in erster Linie auf das palästinische Judentum aus der Zeit des Zweiten Tempels bis zum Ende der Talmudischen Periode zurück, zeigt aber auch weiterführende Ausläufer in der mittelalterlichen und neuzeitlichen Literatur, wie z.B. in der Kabbala oder dem Chassidismus. Die Formen der Aggadot (Plural von Aggada) sind vielfältig: Parabeln, Legenden, Lehrmeinungen, Ermahnungen zur ethischen Handlungsweise und gutem Benehmen, Fabeln, Gedichte, Gebete, beißende Satiren oder erbitterte Polemiken, um nur einige Beispiele zu nennen. Der größte Teil der Aggadot bezieht sich auf den Stoff der Bibel (später dann auch des Talmuds und des Midrasch), deutet ihn nacherzählend um, fügt neue Details hinzu und präsentiert das meist volkstümliche Material in homiletischer, erbaulicher, paränetischer oder verheißender Form. Dabei können religiöse Reflexionen über die Natur mythisch aufgeladen, die Historie Israels legendenhaft weitergesponnen oder Geschichten zum reinen Vergnügen erfunden werden.

Die Themenspanne der Aggadot ist ihren unterschiedlichen Formen entsprechend sehr breit und den jeweiligen sozialen, politischen und religiösen Umständen geschuldet. Der Bezug zur Lebenswelt und Gegenwart ist ein wesentliches Merkmal der aggadischen Literatur. Dennoch lassen sich in der breit gefächerten Literatur der Aggadot einige vorherrschende Inhalte ausmachen: u.a. das Bekenntnis zu dem einen Gott, das Auserwähltsein des israelitischen Volkes und dessen Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens oder die große Bedeutung der Tora.

Der schöpferische Umgang mit dem biblischen Material wurde durch feste hermeneutische Regeln methodisch untermauert, die der freien Exegese – im ethischen Rahmen der Rabbinen – Vorschub leisteten.

Der Stoff der Aggada wurde im Laufe der Zeit in größeren Textsammlungen zusammengefasst (→ Midrasch, die fünf → Megillot, → Talmud). Die in Handschriften und Drucken oft kunstvoll gestaltete Passa-Aggada vergegenwärtigt das Exodusgeschehen und wird am Sederabend (Pessach-Mahl) vorgelesen.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
  • Encyclopaedia Judaica, 2. Aufl., Detroit u.a. 2007

2. Weitere Literatur

  • Bialik, Ch.N., Halacha und Aggada, aus dem Hebräischen übersetzt von Gershom Scholem, in: Der Jude 4 (1919), 61-77
  • Ginzberg, L., 1909-1938, The Legends of the Jews, Bd. 1-7, Philadelphia
  • Heinemann, I., 1950, Darkhei ha-Aggadah, Jerusalem

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