Wetterphänomene, theologische Bedeutung (NT)
Schlagworte: (Sturm, Donner; zur Beschreibung von Heil und Unheil: Regenbogen, Frühregen, Regen, Hagel, Tau, Spätregen, Nordwind, Ostwind, Südwind, Schnee)
(erstellt: April 2020)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/55992/
1. Einführung
Wetterphänomene können dem Menschen im Neuen Testament sowohl zum Wohl als auch zum Übel gereichen: Neben dem lebenspendenden Regen (Hebr 6,7
- Großen Raum nehmen Unwetterphänomene (Regen, Donner, Blitz, Hagel) in apokalyptischen Texten (v.a. Apk) ein. Sie kündigen das bevorstehende Gericht an.
- Vor allem Blitz und Donner sind außerdem Begleiter von Theophanien.
- Der Regenbogen ist Ausdruck der Herrlichkeit Gottes.
- Das Motiv der Wolke als himmlisches Fortbewegungsmittel betont die Göttlichkeit Jesu.
- Auch die Beherrschung von Wind und Sturm – im Alten Testament ein Privileg Gottes – erweist Jesus als göttlich.
- Unwetterphänomene finden sich oft in Vergleichen (z.B. der Blitz beim Kommen des Menschensohnes in Mt 24,27
).
Anhand der Wettervorhersagen durch Naturbeobachtungen zeigt sich die Tendenz, Wetterphänomene nicht immer auf göttliches Wirken zurückzuführen, wie es im → Alten Orient noch üblich war.
2. Wolke
Das Motiv von Gott als „Wolkenfahrer“ (rqb ‘rpt) ist bereits in Ugarit im 2. Jahrtausend v. Chr. von der Gottheit → Baal belegt und wird im Alten Testament wieder aufgegriffen (Dtn 33,26
Das Neue Testament kennt auch zwei Belege für menschliche Wolkenfahrer: In Apk 11,12
3. Regen
In Mt 5,44-45
Im Gleichnis vom Hausbau (Mt 7,24-27
In Apg 14,17
4. Wind und Sturm
Wind und Sturm (λαῖλαψ ἀνέμου / laílaps anémou; „Sturmwind“) sind in den neutestamentlichen Evangelien mehrmals im Kontext von Wundererzählungen auf dem See belegt (Mk 4,35-41
Auch die Seewandelerzählungen gehören in diesen Kontext (Mk 6,45-52
Im Nikodemusgespräch (Joh 3,1-21
Der Wind (πνεῦμα / pneúma) erscheint auch in Hebr 1,7
Bekannt ist auch die Verwendung der Worte πνοή / pnoḗ „Sturm“ und ἦχος / ḗchos „Ton, Geräusch“ beim Pfingstereignis in Apg 2,2
5. Blitz und Donner
Der Blitz (ἀστραπή / astrapḗ) steht neutestamentlich besonders bei Vergleichen, wobei das Tertium comparationis je unterschiedlich ausfallen kann: Universalität (Lk 17,24
Die Ankunft des Menschensohnes wird in Lk 17,24
Das Aussehen des Engels am Grab wird in Mt 28,3
Schließlich wird auch der Sturz Satans aus dem Himmel mit einem Blitz verglichen: „Er aber sprach zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Lk 10,18
Der Donner (βροντή / brontḗ) findet sich neutestamentlich hauptsächlich in der → Apokalypse des Johannes
In Apk 10,3-4
In Apk 14,2
In der Johannesapokalypse (Apk 4,5
Bei der Thronvision in Apk 4,1-11
Bei der Öffnung des Tempels und des Erscheinens der Bundeslade treten nicht nur Blitz und Donner, sondern auch Erdbeben und Hagel (s.u.) auf: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar: Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern, es gab ein Beben und schweren Hagel“ (Apk 11,19
Blitz und Donner erscheinen auch in Apk 16,18
6. Hagel
Der Hagel (χάλαζα / chálaza) ist neutestamentlich nur in der Johannesapokalypse belegt:
- Zusammen mit anderen Unwetterphänomen begegnet er in Apk 11,19
als Begleiterscheinung einer Theophanie (s.o.). - Nach dem Ausgießen der siebten Schale, was die Zerstörung einer Stadt und das Verschwinden von Bergen und Inseln zur Folge hat (s.o.), folgt starker Hagel: „Und gewaltiger Hagel, schwer wie ein Talent, stürzt vom Himmel auf die Menschen herab. Dennoch lästerten die Menschen Gott wegen der Hagelplage; denn ihre Plage war sehr groß“ (Apk 16,21
). Mit dem alttestamentlichen Vorbild der siebten Plage in Ex 9,22-26 (vgl. auch Jos 10,11 ) dient der Hagel der Bestrafung der Menschen. Die Strafe erzielt jedoch nicht die gewünschte Wirkung: Statt sich Gott zuzuwenden, nehmen die Menschen den Hagel als Anlass zu weiteren Gotteslästerungen. - Ebenfalls als göttliche Plage erscheint der Hagel in Apk 8,7
: „Der erste (Engel) blies seine Posaune. Da kam Hagel und Feuer, das mit Blut vermischt war, und wurde auf die Erde geworfen. Und ein Drittel des Landes verbrannte, ein Drittel der Bäume verbrannte und alles grüne Gras verbrannte“ (ausführlich zur Aufnahme der alttestamentlichen Plagen im Frühjudentum siehe Berger, 665-670).
7. Regenbogen
Der Regenbogen (ἶρις / íris) ist im Neuen Testament zweimal belegt und ist jeweils Ausdruck der Herrlichkeit Gottes:
- Bei der Thronvision in Apk 4
wird auch ein Regenbogen genannt: „Und der Sitzende (war) vom Aussehen gleich einem Jaspisstein und einem Karneol, und ein Regenbogen (war) rings um den Thron, vom Aussehen gleich einem Smaragd“ (Apk 4,3 ). Der Regenbogen um den Thron Gottes zeigt wie die Edelsteine (grüner Smaragd, roter Karneol, verschiedenfarbiger Jaspis) vor allem bunte Farben, Lichtglanz und Kostbarkeit aufgrund ihres seltenen Vorkommens an. Auch in Ez 1,28 wird der Glanz, den Gott auf seinem Thron ausstrahlt, mit einem Regenbogen verglichen: „Wie das Aussehen des Bogens, der am Regentag in der Wolke ist, so war der Zustand des Lichtglanzes ringsum“ (vgl. auch Gen 9,13 ; ApkAbr 11,2). Durch die Verwendung des Regenbogens und der Edelsteine kann die Herrlichkeit der Theophanie beschrieben werden, ohne Gott in menschlicher Form darstellen zu müssen. - Der „starke Engel“ in Apk 10,1
trägt einen Regenbogen um den Kopf: „Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabsteigen, umgeben von einer Wolke; und der Regenbogen über seinem Haupt, sein Gesicht wie die Sonne, und seine Beine wie Feuersäulen“. Die Beschreibung des Engels mit Regenbogen, Wolke, glänzendem Gesicht und Feuerbeinen ähnelt der Beschreibung Christi in Apk 1,16 (zur Wolke s.o.) und drückt die himmlische Herkunft des Engels aus.
8. Finsternis
Für die Finsternis (σκότος / skótos) bei der Kreuzigung Jesu (Mk 15,33
In Apk 8,12
Literaturverzeichnis
- Berger, K., Die Apokalypse des Johannes. Kommentar, 2 Bände, Freiburg i. Br. 2017
- Foerster, W., Art. ἀστραπή, in: ThWNT I (1933) 502-503
- Foerster, W., Art. βροντή, in: ThWNT I (1933) 638-639
- Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes (RNT), Regensburg 1997
- Gnilka, J., Das Evangelium nach Markus, 2 Bände (EKK 2/1-2), Zürich / Neukirchen-Vluyn 51998-1999
- Heininger, B., Das Paulusbild der Apostelgeschichte und die antike Biographie, in: Ders., Die Inkulturation des Christentums. Aufsätze und Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt (WUNT 255), Tübingen 2010, 157-178
- Klein, H., Das Lukasevangelium (KEK 1/3), Göttingen 2006
- Konradt, M., Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1), Göttingen 2015
- Lang, B., Art. Wind, in: NBL III (2001) 1116-1117
- Lichtenberger, H., Die Apokalypse (Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 23), Stuttgart 2014
- Weiß, H.-F., Der Brief an die Hebräer (KEK 13), Göttingen 1991
- Wolter, M., Das Lukasevangelium (HNT 5), Tübingen 2008
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)