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Andere Schreibweise: Mēr

(erstellt: Mai 2006)

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Vgl. auch → Wettergott.

Der nordbabylonische-assyrische Wettergott Gott Wēr (Variantenform: Mēr), dessen Name seit mittelassyrischer Zeit keilschriftlich zumeist Bēr geschrieben wird, ist ein vor allem in Nordbabylonien, am Mittleren Euphrat und in Assyrien verehrter Wettergott. Der Göttername, der stets syllabisch und nie mit dem Sumerogramm dIŠKUR geschrieben wird, kann seit der Akkade-Zeit sicher nachgewiesen werden; ob ein im frühdynastischen Onomastikon nachgewiesenes theophores Element Meru den späteren Gott W/Mēr repräsentiert, bleibt fraglich. Eine sichere sprachliche Zuweisung und Etymologie des Namens ist derzeit nicht etablierbar (< akkadisch *Wā’iru unwahrscheinlich, Verbindung mit dem Ortsnamen Mari [und akkadisch amurru] ausgeschlossen, ursprüngliche Identität mit dem Landschaftsnamen Uri / Warûm nicht nachweisbar).

Den Kult des Wēr, der in Babylonien in der ersten Hälfte des 2. Jt. anscheinend über den Norden des Landes hinaus verbreitet war, können wir seit der mittelbabylonischen Zeit nur noch in Assyrien – gelegentlich auch in Syrien – nachweisen. Wēr wird in den Götterlisten mit Iškur-Adad gleichgesetzt; dort begegnet neben Wēr auch Iluwēr „Gott Wēr“, eine späte Form des Götternamens, die einem bekannten Bildungsmuster babylonischer Götternamen folgt; diese späte Form des Namens ist auch in aramäischen Inschriften aus dem syrischen Tell Afis bezeugt. Ob die Schreibungen dbe-er in neuassyrischer Zeit teilweise ìl-be-er gelesen werden müssen, bleibt unklar. Seit der altbabylonischen Zeit ist die Verbindung zwischen Wēr und Adad auch außerhalb der Götterlisten gut nachweisbar. Der in Mari verehrte Gott Itūrmēr ist ein Dynastie- und Ahnengott (Itūr-Mēr ursprünglich ein theophorer Personenname „Mēr hat sich zugewandt“), der mit W/Mēr nichts zu tun hat (anders immer noch Green, 2003).

Literaturverzeichnis

Die folgende Liste verzeichnet nur die im Text zitierten Werke. Für weitere Literatur s. die ausführliche Bibliographie in Schwemer, 2001 und Schwemer, im Druck.

  • Green, A.R.W., 2003, The Storm-God in the Ancient Near East (BJS 8), Winona Lake
  • Schwemer, D., 2001, Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden (dort weitere Literatur)
  • Schwemer, D., im Druck, The Storm-Gods of the Ancient Near East: Summary, Synthesis and Recent Studies, JANER

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