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(erstellt: Juli 2011)

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Sieg; → Waffen

1. Definition Zweikampf – Ringkampf

TBB728

Darstellungen und Berichte von Zwei- und Ringkämpfen finden sich im ganzen Alten Orient. Unter einem Zweikampf versteht man die Konfrontation zweier Kontrahenten, sei es der Kampf zwischen zwei kleinen Gruppen oder zwei Einzelkämpfern. Diese werden jeweils von ihrer Armee oder Kampfgruppe ausgesucht, um in einem direkten Kräftemessen eine unmittelbare Entscheidung zu erringen. Der Zweikampf konnte so ohne große personelle Verluste schlachtentscheidend sein. Diese Form der Konfrontation endete (meist) mit dem Tod eines der Kontrahenten. Der Zweikampf wurde mithilfe von Waffen geführt.

Neben dem Zweikampf gab es mit dem Ringkampf eine Form der direkten Auseinandersetzung, die nicht darauf aus war, den Gegner zu töten. Hier ging es darum, mit Wurf- und Grifftechniken den Kontrahenten auf den Boden zu werfen. Möglicherweise hat sich der Ringkampf aus dem blutigen Zweikampf heraus entwickelt (vgl. Ueberhorst, 11.20). Andererseits wirkten die Ringerspiele auf das Kampfgeschehen zurück, da der Ringkampf nicht nur sportlicher Event war, sondern auch das Kampfgeschick für den Ernstfall schulte (vgl. Lukas, 50-51.65; Ueberhorst, 162). Vermaak (20) weist darauf hin, dass in Benī Ḥasan (s.u.) der Ringkampf in militärischem Kontext erscheint. Im Alten Orient scheint der Ringkampf vor allem eine soziale Funktion gehabt zu haben, da er an Festlichkeiten, Totenfeiern oder im religiösen Kult angesiedelt war.

Beide Kampfformen sind auch in Konflikten unter Gottheiten oder heldenartigen Figuren belegt.

Zu Zwei- und Ringkampf als Teil der Kultur des Alten Orients wurde bisher nur wenig geforscht und publiziert, vermutlich weil beide auf materiellen Hinterlassenschaften (Siegeln etc.) und in Texten nur selten belegt sind. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten sind größere Arbeiten zu diesem Themenkreis erschienen.

2. Zweikampf

2.1. Altes Testament

2.1.1. Belege

Das Alte Testament überliefert mit 1Sam 17 (→ David gegen → Goliat); 2Sam 2,14-16 (Kampf zwischen → Abners und → Joabs Männern); 2Sam 21,15-22 und 2Sam 23,8-10.11-12.18-19.20-21 (Helden Davids) unterschiedlich lange Texte, die jeweils einen Konflikt zwischen zwei Kämpfern, zwei gegnerischen Gruppen oder eines Kämpfers gegen eine größere Menge von Gegnern beschreiben und deren Ausgang mit dem Tod eines der Kontrahenten endet. „Als Kampf zwischen ungleichen Gegnern, bei dem der Schwächere den Stärkeren besiegt, wird der Zweikampf zum Heldenmotiv“ (B.U. Schipper, 1231).

2.1.2. שׂחק = „ein Kampfspiel aufführen“?

Das Auftreten der Verbalwurzel שׂחק śḥq „spielen“ im Rahmen eines Zweikampfes hat in der Forschung teils dazu geführt, 2Sam 2,14-16 als Kampfspiel zu sehen, aus dem blutiger Ernst wird (vgl. Sukenik, 111; Keel, 21.25-26). Dem gegenüber steht die Meinung, in dem kurzen Bericht könne man keinen sportlichen Zusammenhang sehen, sondern 2Sam 2,14-16 sei von Anfang an als Zweikampf zu betrachten. Eißfeldt spricht von einem Stellvertreterkampf. Das gegenseitige Fassen des Kopfes, dem ein Schwertstoß in die Seite folgt (V. 16), scheint eine übliche Form des Kampfes auf Leben und Tod gewesen zu sein. Ein Relief vom Tell Ḥalāf [Tell Halaf] (vgl. Stolz, 193 Abb. 8) bildet wohl diese Art des Kampfes ab (ältere Belege bei Sukenik, 111; vgl. Stoebe, 108-117; Stolz, 191-194; vom Orde, 47; Bar-Efrat, 27-30). Bei dieser Deutung bleibt das Problem bestehen, dass mit der Verbalwurzel שׂחק „spielen“ im Rahmen einer Kampfhandlung operiert wird.

2.1.3. Der Zweikämpfer

אִישׁ־הַבֵּנַיִם ’îš ha-benajim wörtlich: „Mann des Dazwischen / Zwischenraums“ (Einheitsübersetzung: „Vorkämpfer“; 1Sam 17,4.23) scheint der Fachterminus für die Kämpfer gewesen zu sein. Diese These wird von anderen Überlieferungen gestützt. So wird in der Kriegsrolle von → Qumran mehrfach der pluralische Terminus אנשי בנים verwendet (1QM I,14; III,1.7; VI,1.4.9.12; VII,16.17; VIII,4; IX,3; XVI, 4.11; XVII, 13), was Maier als „Zwischentruppen“ übersetzt (Maier, 127 u.ö.). Josephus (Antiquitates VI,172; Text gr. und lat. Autoren) beschreibt Goliat als στὰς … μεταξὺ τῶν παρατάξεων „jemand, der seinen Stand inmitten der Schlachtreihen hat“. Baina ṣ-ṣaffaini „zwischen den Schlachtreihen“ beschreibt im Arabischen den Ort des Zweikampfs, wobei der Einzelkämpfer als mubāriz (von baraza „hinausgehen“; im III. Stamm [bāraza] trägt das Wort die Bedeutung „Zweikampf führen“) bezeichnet wird (Knauf, 33). Dieses Hinausgehen zum Kampf erscheint auch in der ägyptischen Erzählung vom „Kampf Sinuhes mit dem Starken von Retjenu“ (TUAT III, 896-899; vgl. auch Decker 1986, 1429-1430). Der Starke von Retjenu wird hier (TUAT III, 896 § 18,6) als prj „der zwischen den Schlachtreihen hervorkommt“ benannt. Das Hervortreten ist auch in 1Sam 17,4 präsent, da bei dem אִישׁ־הַבֵּנַיִם ’îš ha-benajim das Verb יצא jṣ’ „hinausgehen“ steht (Donner, 61-62).

2.2. Ägypten

Neben terminologischen Gemeinsamkeiten mit dem (wohl literarhistorisch unabhängigen) Text 2Sam 17 finden sich in der Erzählung vom „Kampf Sinuhes mit dem Starken von Retjenu“ auch Entsprechungen im Handlungsablauf, die nicht zu übersehen sind (vgl. Lanczkowski, 214):

  • Herausforderung durch den feindlichen Kämpfer;
  • Beratung des am Ende siegreichen Helden mit seinem Fürsten;
  • Vorbereitung zum Kampf;
  • Zusammentreffen der Kämpfer;
  • Zweikampf;
  • Folgen des Sieges;
  • der Besiegte wird mit seiner eigenen Waffe getötet.

Neben der Erzählung von Sinuhe ist als weiterer ägyptischer Beleg auf den Götterstreit zwischen → Horus und → Seth (TUAT III, 930-950) zu verweisen. Der Streit um die Königsherrschaft endet nach mehreren Etappen mit einem Sieg des Horus.

Auch im demotischen Inaros-Petubastis-Zyklus werden Zweikämpfe beschrieben (pSpiegelberg 4.5ff., 8.25ff., 15.21ff.; pKrall 12.8ff., 23.5f.). Dabei ist bemerkenswert, dass im Inaros-Petubastis-Zyklus keiner dieser Zweikämpfe einen tödlichen Ausgang findet. Vielmehr enden sie unentschieden oder durch einen Waffenstillstand. Hoffmann (86) vermerkt dazu: „Bei Homer wird der unterlegene Gegner beim Zweikampf u.U. durch das Eingreifen eines Gottes gerettet, sonst getötet, im P.Krall [= Papyrus Krall] immer durch das Eingreifen Pharaos oder eines anderen gerettet.“

2.3. Levante

Die Siegelkunst der Altlevante des 2. Jt.s v. Chr. weist ebenfalls Darstellungen des bewaffneten Zweikampfes auf. Bei diesen Duellen verwendeten die Kontrahenten einen Dolch, ein kurzes Schwert oder einen Stock (vgl. Eder, 99). Schutzgegenstände wie Schilde o.ä. wurden nicht verwendet. Als Athletentypus erscheint durchweg der „Athletenkrieger“, der sich auch bei Ringkampfdarstellungen (s.u.) findet. Der Kämpfer ist mit einem knappen Schurz bekleidet, der durch einen Behang, der aus zwei Bändern besteht, ergänzt werden kann. Er trägt langes Haar und einen Helm mit Kopfzier oder Pickel. „Nach Ausweis der Rollsiegelbilder muss die Figur des ‚Athletenkriegers’ das Mitglied einer sozial hochgestellten Gruppe, vielleicht sogar adeliger Herkunft, innerhalb der Gesellschaftsstruktur Südsyriens und des Libanons wiedergeben, die sich mit verschiedenen Formen des Kampfsports, der Akrobatik, der Jagd und dem Kriegswesen die Zeit vertrieb“ (Eder, 89). Neben dem Athletenkrieger kommen auch Zweikämpfer mit Kurzhaarschnitt und einem kurzen, eng anliegenden Schurz oder Röckchen auf den Siegeln vor. Die Kämpfer sind meist in einer Art Ausgangsposition dargestellt. Sie stehen sich in Schrittstellung gegenüber und haben den linken bzw. rechten Arm nach vorne gestreckt, während sie die Hand auf den Oberarm des Gegners legen. In der anderen, vorgestreckten Hand tragen sie ein kurzes Schwert. Andererseits gibt es auch Darstellungen, die gekreuzte Klingen zeigen, wobei der Griff an den Kopf des Kontrahenten geht (vgl. Abb. 1). Teils ist neben den Kämpfern noch eine dritte Person abgebildet, die einen langen nach unten spitz zulaufenden Stab hält. „Bei dieser Figur könnte es sich um eine Art Schiedsrichter für den Kampf handeln, der dann mit dem langen Stab bei Regelwidrigkeiten zwischen den Athleten einschreitet“ (Eder, 102). Darstellungen eines mit Gaben gefüllten Altares lassen möglicherweise darauf schließen, dass kultische Handlungen vor dem Kampf vollzogen wurden. Diese Form des Zweikampfes war u.U. Teil der kriegerischen Ausbildung, könnte „aber auch zu den Vergnügungen der hohen Gesellschaftsschichten der Altlevante“ (Eder, 103) gehört haben.

3. Ringkampf

Der Ringkampf ist in allen Kulturen des Vorderen Orients vertreten und wohl eine der ältesten Kampfsportarten.

3.1. Altes Testament

Der Ringkampf ist im Alten Testament wenn überhaupt nur sehr dürftig belegt. Selbst Ueberhorst (178-187), der über Leibesübungen im alten Israel schreibt, erwähnt den Ringkampf nicht.

3.1.1. Verben

Zwei hebräische Verben können „ringen“ als eine Bedeutungsvariante tragen: אבק ’bq und פתל ptl. Das erste Verb, das im jüdischen Aramäisch noch als „ineinander verschlingen / an etwas hängen“ belegt und vielleicht mit hebr. חבק ḥbq „umarmen / ineinanderlegen“ zu verbinden ist, kommt im Alten Testament nur in der Erzählung von → Jakobs Kampf mit Gott am → Jabbok in Gen 32,25.26 vor. Die Wurzel פתל ist insgesamt nur fünfmal im Alten Testament zu finden (Gen 30,8; Spr 8,8; Hi 5,13; Ps 18,27; 2Sam 22,27 [unsicher]). Nur für Gen 30,8 und die dort vorkommende Wendung נַפְתּוּלֵי אֱלֹהִים נִפְתַּלְתִּי naftûlê ’älohîm niftaltî wird eine Übersetzung von פתל ptl mit „ringen“ erwogen. In den übrigen Fällen kommt es auf der Basis der Grundbedeutung „umwickeln / verdrehen“ zu einer metaphorischen und negativ konnotierten Bedeutung „sich verkehrt / verdreht zeigen“ (vgl. Gesenius, 18. Aufl., 1093). Die abweichende Übersetzung von Gen 30,8 mit „ringen“ „knüpft etymologisch an der Grundbedeutung an, in der man mit ‚drehen, flechten’ auch das Bild ‚sich (ineinander) verschlingen (im Ringkampf)‘, daher dann ‚ringen, kämpfen’, gegeben sieht“ (Warmuth, 854). Der Name Naphtali, dessen Geburt hier angekündigt wird, wäre dann vielleicht mit „Kämpfer / Ringer“ zu übersetzen. Allerdings muss das ganz unsicher bleiben (zur Diskussion und möglichen Übersetzung der Wendung נַפְתּוּלֵי אֱלֹהִים נִפְתַּלְתִּי vgl. Warmuth, 854-855). In beiden Fällen kann man nicht von einer genuinen sportlichen Betätigung sprechen.

3.1.2. Gürtelringkampf (?)

Seit Gordon (131-136) werden 2Sam 18,11, Jes 11,5 und Hi 38,3 bzw. Hi 40,7 mit Gürtelringkampf in Verbindung gebracht. Diese Form des Ringens, die in Ägypten, Mesopotamien und der Levante belegt ist (s.u.), bietet mit dem Gürtel einen zusätzlichen Angriffspunkt neben den Gliedmaßen, da mit dem Griff an den Gürtel das Ausheben des Gegners und ein Wurf zu Boden möglich werden (zum Gürtelringkampf vgl. Poliakoff 2004, 49-50). Gordon macht seine Beobachtung am hebräischen Vokabular für „Gürtel / gürten“ fest: חֲלִיצָה ḥǎlîṣāh, חֲלוּצִים ḥǎlûṣîm, אֵזוּר ’ezûr und חֲגוּרָה ḥagûrāh möchte er mit „wrestling-belt“ (vgl. Gordon, 132-133) übersetzen. Dieser Ringergürtel werde in 2Sam 18,11 als Preis übergeben, verdeutliche in Jes 11,5 die physische Stärke des messianischen Königs und zeige in Hi 38,3 und Hi 40,7 an, dass Ringkämpfe als Ordal Verwendung fänden. Dass sich hinter den genannten Termini ein Ringergürtel verberge, ist in der Forschung auf Ablehnung gestoßen (vgl. Ginsberg, 158; Johnson, 745; Pope, 291). Das Gürten der Hüften hat im Alten Testament mehrere Funktionen. Oepke, 304 zählt folgende Verwendungsmöglichkeiten des Gürtels auf:

  • Kleidungsstück aus Leder oder Leinen, vielleicht in der Art eines Lendenschurzes (so bei Gesenius, 18. Aufl., 29.323): Der Gürtel ist dazu da, das Gewand aufzuschürzen, um besser und schneller laufen zu können oder arbeitsbereit zu sein (vgl. Hamp, 1009);
  • Schmuckstück;
  • eine Tasche für Wertsachen;
  • Waffenstück: der Gürtel dient als militärisches Kleidungsstück, dem Aufschürzen des Gewandes, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben (Kaiser, 244), kann Schmuckstück, Schutz des Unterleibes oder Wehrgehänge sein (Bar-Efrat, 207 spricht von einem „Riemen, an dem die Schwertscheide befestigt ist“).

ḥǎlûṣîm

ḥlṣ

ḥǎlîṣāh

ḥlṣ

’ezûr

’zr

ḥgr

3.1.3. Ringkampf in Jerusalem in hellenistisch-römischer Zeit

Ein rein sportlicher Ringkampf scheint im Alten Testament lediglich nicht überliefert zu sein. „Judging from the milieu of ancient Israel, the priestly nation was not devoid of sport. It clearly did not develop an athletic festival system like that in ancient Greece, but it is important not to argue from this omission that sport was categorically hateful and sacrilegious to Jews in antiquity” (Poliakoff 1984, 65). In der hellenistischen Zeit fand aber auch die griechische Agonistik ihren Weg nach Jerusalem. Mit dem 5.Syrischen Krieg (201-198 v. Chr.) erlangten die → Seleukiden die Herrschaft über Palästina. Alle Prozesse um die sog. hellenistische Reform und die Antwort darauf im Aufstand der → Makkabäer schildern die → Makkabäerbücher. Teil der nun vorherrschenden hellenistischen Kultur war die griechische Athletik. Um dem Sport frönen zu können, wurde in den hellenistischen Poleis ein Gymnasion eingerichtet (vgl. Kennell und Ameling), das in der Regel im Zentrum der Stadt lag (zu den Sportstätten vgl. Diem, 220-226). Die Einrichtung eines Gymnasions unter dem Hohenpriester → Jason in Jerusalem im Jahre 174 v. Chr. wird in 1Makk 1,14 (Lutherbibel: 1Makk 1,15) und 2Makk 4,12 berichtet. Zu einem Gymnasion, das als öffentliche Einrichtung jedem Mann zugänglich war, gehörte meist auch eine angeschlossene Ringerschule (Palästra). Sie wird in 2Makk 4,14 erwähnt, so dass man davon ausgehen kann, dass auch in Jerusalem der Ringkampf gepflegt wurde (zum Ringkampf in Griechenland vgl. Decker 1995, 74-83). „Für das strenge Judentum konnte das Gymnasion zum Inbegriff griechischer und damit heidnischer Lebensweise werden. Zugespitzt in der Alternative: Tempeldienst oder Besuch des Gymnasions, sah man in Letzterem den Verrat des eigenen Glaubens (1Makk 1,14f.; 2Makk 4,9-14)“ (Elliger, 965). Die heidnische Lebensweise zeigt sich darin, dass der Betrieb im Gymnasion mit „den Musen und der Religion“ (Diem, 223) verbunden war, also mit der Verehrung fremder Götter, und somit die Aufkündigung des → Bundes Gottes darstellte. Darüber hinaus brandmarkt 1Makk 1,15 (1Makk 1,16) noch das Rückgängigmachen der Beschneidung, das Vermischen mit anderen Völkern und die Bereitschaft, Böses zu tun (vgl. dazu die Publikationen von F. Schipper und Dequeker).

Dass Wettkämpfe und damit auch Ringkämpfe in Jerusalem stattfanden, ist für die Regierungszeit des Herodes belegt. Josephus Flavius spricht in Antiquitates (XV, 267-279; Text gr. und lat. Autoren) von einem großen Fest, das Herodes in Jerusalem wahrscheinlich 28 v. Chr. (vgl. Lämmer, 196) veranstaltet hat. Der König verfolgte mit dem Fest außenpolitische Ziele, da er „die Vorurteile, die Griechen und Römer gegenüber den Juden wegen ihrer angeblichen Kulturlosigkeit und wirtschaftlich-zivilisatorischen Rückständigkeit hegten, dadurch auszuräumen [versuchte], daß er den Festbesuchern statt eines unkultivierten Barbarenlandes ein modernes hellenistisches Gemeinwesen präsentierte“ (Lämmer, 198). Auch hier wird wie in den Makkabäerbüchern eine Konfrontation des Judentums mit dem griechischen Sport- und dem römischen Festwesen beschrieben.

Nach Josephus (Antiquitates XV, 269) versuchte der König eine Panegyris in Jerusalem zu etablieren, deren Mittelpunkt wohl die athletischen Wettkämpfe gewesen sind. „Da keine Besonderheiten überliefert sind, dürfte das in hellenistisch-römischer Zeit bei großen Agonen übliche athletische Standardprogramm ausgetragen worden sein“ (Lämmer, 187). Und zu diesem Standardrepertoire zählt auch der Ringkampf (πάλη). Allerdings hebt der Text nicht auf die sportliche Veranstaltung selbst ab, sondern beschreibt den Konflikt zwischen Herodes und der jüdischen Bevölkerung, die kultische Handlungen (Antiquitates XV, 276), aber auch die Brutalität der Tierhetzen (Antiquitates XV, 274) während der Spiele ablehnte. Herodes versuchte die Bevölkerung zu beschwichtigen, was ihm nach Antiquitates XV, 276-279 wohl für kurze Zeit auch gelang (vgl. aber weiterhin Antiquitates XV, 280-291).

3.1.4. Metaphorische Verwendung des Ringkampfes

In der antiken jüdischen und christlichen Literatur erscheinen → Jakob und → Hiob als Ringer des Glaubens. Der Ringkampf ist hier bereits ins Metaphorische übertragen worden (vgl. dazu besonders Poliakoff 1984; weitere Literatur bei Hübner, 19).

3.2. Ägypten

Zweikampf 03

Im Alten Ägypten reicht die Ringertradition bis in das Alte Reich zurück. Dabei sind nur ikonographische Belege auffindbar. Ein Wort für „ringen“ fehlt (Decker 1987, 80). Erste Darstellungen des Ringkampfes sind bereits in der ersten Dynastie (um 3000 v. Chr.) und dann ausgeprägter in den Gräbern des Ptahhotep und Achethotep in Sakkara zur Zeit der 5. Dynastie (ca. 2400-2300 v. Chr.) belegt. Mehrere hundert Ringerpaare, die in „kinematographischen Sequenzen angeordnet“ (Decker 2001, 1022) dargestellt sind, finden sich in den Gaufürstengräbern in Benī Ḥasan (Beginn des Mittleren Reiches, ca. 2050-1930 v. Chr.; vgl. dazu Newberry / Griffith und Shedid). „Auch im N[euen]R[eich] traten Ringkämpfer auf, wobei sich u.a. die Nubier auszeichneten.“ (Decker 2001, 1022). Diem (116) erwähnt noch die Abbildung zweier Ringer im Grab des Priesters Amonmos (um 1550 v. Chr.). Keel (26 mit Abb. 6) verweist auf (Ring-)Kampfspiele, die in Medinet Habu unter dem Audienz- und Erscheinungsfenster Ramses’ III. (1204-1173 v. Chr.) abgebildet sind. Eine große Zahl an Standtechniken ist dargestellt. Teilweise zeigen die Grabmalereien auch Bodenkampfszenen (Decker 1987, 83 teilt dem Bodenkampf eine untergeordnete Rolle zu). Als Niederwurf galt das Berühren des Bodens mit Rücken oder Schulter.

Waren die Ringer in der Frühzeit nackt abgebildet, tragen sie auf den Darstellungen der Gaufürstengräber von Benī Ḥasan Gürtel. „Aber diese Gürtelringkampfszenen fallen aus dem Rahmen, was vermuten läßt, daß zumindest im Ringkampf des Mittleren Reiches Gürtelgriffe eine geringere Rolle spielten als solche nach den Gliedmaßen“ (Poliakoff 2004, 49). Der Ringkampf ist in vier Gräbern in Benī Ḥasan „sehr eng mit Darstellungen eines Kriegsgeschehens in Form von Soldatenmärschen und der Erstürmung einer Festung verbunden, so daß man auch hier geneigt ist, den Ringkampf als Teil der militärischen Ausbildung oder Übung anzusehen“ (Eder, 98).

Ringkämpfe sind im Neuen Reich aber auch Bestandteile von Festen. Sie wurden zu Ehren Pharaos ausgetragen (vgl. Decker 1987, 88). Er selbst aber beteiligte sich nicht.

Reiches Bildmaterial zum Sport im Alten Ägypten findet sich bei Decker / Herb (I, 534-537.546-564; II, Tf. CCCI-CCCXV, Falttafeln C-G).

3.3. Sumer

Die sportliche Betätigung im Ringkampf ist auch für das alte → Sumer nachgewiesen. Besonders die Zeugnisse der 3. Dynastie von Ur (ca. 2100-2000 v. Chr.) wurden in den letzten Jahren intensiver auf mögliche sportliche Inhalte untersucht (vgl. Vermaak; Rollinger). Die sumerischen Termini für den Ringkampf und ihre akkadischen Entsprechungen sind sum. LIRUM / LIRÙM = akk. abāru „Wettkampf“ (AHw I,4; CAD A/I, 38) sowie sum. GEŠBÁ = akk. umāšu „Ringkampf“ (AHw III, 1412; zur Diskussion dieser Begriffe vgl. Rollinger, 8-13.22-33.33-36; Vermaak, 16-17 übersetzt LIRÙM mit „Ringen“ und GEŠBÁ als „Tricks“). Die Ringkämpfe scheinen im Rahmen von Festen stattgefunden zu haben. Rollinger (18-22) verweist auf den Mythos der „Heirat des Gottes Mardu“, denn hier werden Ringer beschrieben, die einen Gürtel oder Schurz tragen. Somit wird der Gürtelringkampf erstmals textlich fassbar. Des Weiteren ist von einem Ringerhaus die Rede, das Teil des Tempels gewesen zu sein scheint. Es diente möglicherweise der Unterbringung und als Trainingsplatz der Athleten oder war sogar der Austragungsort der Kämpfe (vgl. Rollinger, 20). Damit könnten die Ringkämpfe aber auch kultische Funktion getragen und vielleicht zu Ehren einer Gottheit stattgefunden haben. Der Ringkampf war in der Regel unblutig und man verzichtete wohl auch gänzlich auf Bewaffnung (vgl. Rollinger, 22).

Mit dem Hinweis auf das Kurzepos „Gilgamesch’s Tod“ (→ Gilgamesch) eröffnet sich noch ein weiterer Kontext, in dem Ringkämpfe praktiziert wurden: Begräbnisfeierlichkeiten. Zu dem in vielen Teilen schwer verständlichen Text vermerkt Rollinger, 38: „Gleichzeitig scheint Gilgamesch allgemeine Totenfeierlichkeiten zu schauen, in deren Rahmen nicht nur Statuen der Verstorbenen aufgestellt, sondern auch sportliche Wettkämpfe abgehalten werden.“ Ferner spricht der Text vom Monat NE.NE.ḡar (= abu; fünfter Monat des Jahres). In diesem Monat lassen sich allgemeine Totenfeiern in der Ur-III Zeit und darüber hinaus nachweisen, in deren Rahmen auch sportliche Ereignisse erwähnt werden. Obwohl im Monat abu im Laufe der Zeit die Totenfeiern nicht mehr praktiziert werden, finden sich sportliche Wettkämpfe in diesem Zeitraum bis in die neuassyrische Zeit (vgl. Rollinger, 39). Dass sportliche Aktivitäten Bestandteil (religiöser) Feste und Begräbnisfeiern waren, zeigt ihren sozialen Aspekt (vgl. dazu Rollinger 56-57). Teilnehmer dieser Wettkämpfe waren die Söhne aus höheren gesellschaftlichen Kreisen (vgl. Rollinger, 40-42). Somit darf man den Sportarten ein nicht geringes gesellschaftliches Ansehen zugestehen. Dafür sprechen auch die Königshymnen Schulgis. Hier betätigt sich sogar ein König sportlich. Die Hymnen, die den idealen Herrscher vorführen wollen, rühmen seine körperliche Leistungsfähigkeit, da der Sport besonders dazu geeignet ist, die Vorzüge des Königs zu präsentieren (vgl. Vermaak, 18-20), weil in den Wettbewerben seine Überlegenheit im Vergleich mit anderen deutlich hervortritt. Schulgi scheint sogar an „internationalen“ Wettkämpfen teilgenommen zu haben, so zumindest will es Šulgi-Hymne C 134-135 Glauben machen. Neben anderen Sportarten wie Wettlauf, Bogenschießen oder Jagen ist Schulgi auch ein erfolgreicher Ringer (vgl. Šulgi-Hymne C 130 und die fragmentarische Hymne Šulgi N 3110 + N 3131 II Z.8 bei Rollinger, 45-46). Auch in den Siegen des Schulgi zeigt sich letztlich eine soziale Funktion des Sports. „Sein Sieg ist ein Sieg der Gemeinschaft, seine Gewaltleistung steht für die Intaktheit der jeweiligen durch ihn vertretenen Menschengruppe“ (Rollinger, 59).

3.4. Mesopotamien

Darstellungen von Ringern finden sich in Mesopotamien ab dem 3. Jt. v. Chr. „Rollsiegel, Weihplatten und Kult-Stelen sind zu dieser Zeit die flachbildlichen Bildträger für die Ringerdarstellungen“ (Eder, 93). Ein weiteres Beispiel ist eine aus Kupfer gearbeitete Plastik aus Ḥafaǧi (Osttigrisland), die eine Ringergruppe zeigt. Die beiden in gebückter Haltung stehenden Männer, die nur mit Gürteln und einem Kopfputz bekleidet sind, haben einander an diesen Gürteln gepackt. Ihr Ringkampf scheint schon in vollem Gang zu sein (vgl. Jakob-Rost, 7; Gordon, 137 Abb. 1; Weiler, 65; Diem, 103-104). Daneben verweist Jakob-Rost noch auf ein Rollsiegel, das in das 2. Jt. v. Chr. datiert wird und wohl einen Bodenringkampf zeigt (Jakob-Rost, 5; vgl. zum Themenkomplex weiterhin Boese, 30-37 und bes. Eder 93 Anm. 29-32 mit Lit.). Die abgebildeten Ringkampfszenen auf den Weihplatten und Kultstelen zeigen ein bis drei Kampfpaare. Ferner werden verschiedene Kampfphasen abgebildet. „Dabei sind Griffe zu den Gliedmaßen sowie zum Gürtel des Kontrahenten nachzuweisen. Die Ringer sind durchweg mit einem wulstartigen Schurz, der zwischen den Beinen hindurchgeführt wird, bekleidet“ (Eder, 94; Poliakoff 2004, 229 Anm. 10, nennt noch: Babylonian lnscriptions in the Collection of J.B. Nies [New Haven 1917 ff.] 2, 22, 172f; dieser Text soll Griffe an die Gliedmaßen beschreiben). Vielfach sind die Ringkampfmotive mit Ritualgeschehen (Festmahl, Musik) verbunden.

Im Palast des Zimri-Lim (18./17. Jh. v. Chr.) in Mari sind Wandmalereien belegt, die Ringkämpfe darstellen. Hier sind mehrere Kämpferpaare abgebildet, die aus Ringern und Kriegern bestehen (vgl. Eder, 94-97 [Lit.]). Im Mari-Archiv finden sich textliche Belege zum Ringkampf. König Schamschi-Adad kommt in einem Brief an seinen Sohn Jasmach-Adad in einem Vergleich auf den Ringkampf zu sprechen (Archives royales de Mari I, 5, 4-16). Die Verhaltensweisen im Krieg glichen, so die Argumentation des Königs, denen eines Ringers: „Ja, auch der Feind sucht gegenüber euch ebenso andauernd nach ‚Kniffen’ und will sich euch permanent in den Weg stellen, so wie Ringer (muštapṣū), (wo) der eine gegenüber dem anderen andauernd ‚Kniffe’ sucht“ (Text nach Rollinger, 14, dort auch Lit.). Im Kontext wird ersichtlich, dass Schamschi-Adad die langfristige Planung des Krieges den eher spontanen ‚Kniffen’ des Ringkampfes entgegenstellt und auf diese Weise seinen Sohn vor einer unüberlegten Kriegstaktik warnt. Damit entsteht ein Gegenüber von Ringkampf und Kriegstaktik, während sonst oft der Ringkampf mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zusammen dargestellt ist.

Das Thema Ringkampf findet sich auch in einem Brief der Königin Schibtu an ihren Gemahl Zimri-Lim von Mari, in dem sie ihn über ein Orakel zum Ausgang seines Kampfes gegen Ischme-Dagan von Assyrien unterrichtet (Archives royales de Mari X, 3; vgl. Poliakoff, 2004, 229 Anm. 10). Das Orakel fällt positiv für Zimri-Lim aus:

Die Äußerung war für meinen Herrn überaus günstig! Gleichermaßen habe ich wegen Ischme-Dagan einen Mann und eine Frau gefragt: Die Äußerung über ihn war nicht günstig – und zwar ist die Nachricht über ihn: Unter die Füße meines Herrn ist er gelegt! So sagen sie: Mein Herr hat eine Ringkampfklammer, ja, für Ischme-Dagan eine Ringkampfklammer (in die Hände) genommen und (ruft ihm zu): Mit der Ringkampfklammer werde ich dich überwältigen! Ringe heftig! Und doch werde ich dich beim Ringen überwältigen! Dann (fragte) ich: Wird mein Herr an die Waffen herantreten müssen? Darauf (antworteten) sie: Waffen(kampf) wird nicht veranstaltet werden! Denn sobald seine Hilfstruppen ankommen, werden sie zerstreut werden!“ (Text nach TUAT II, 84).

Hier scheint von einem Ringkampf die Rede zu sein, der kampfentscheidend ist, da der Waffenkampf ausdrücklich ausgeschlossen wird.

Eine weitere schriftliche Darstellung eines Ringkampfes ist im Gilgamesch-Epos der altbabylonischen Zeit (2025-1595 v. Chr.) überliefert. → Gilgamesch und Enkidu stehen sich in Uruk in einem alles erschütternden Kräftemessen gegenüber:

„Sie packten einander und wie ein Athlet gingen sie in die Knie; den Türpfosten zerbrachen sie, die Mauer wankte. Gilgamesch und Enkidu packten einander und wie ein Athlet gingen sie in die Knie; den Türpfosten zerbrachen sie, die Mauer wankte. (Da) kniete Gilgamesch nieder (mit einem Fuß), (fest) am Boden seinen (anderen) Fuß, es besänftigte sich seine Wut, er wandte die Brust ab“ (P VI 15-27; Text nach Rollinger, 16; vgl. ANET 3. Aufl., 78).

Der Zweck des Kampfes ist wohl in einer Gastfreundschaftszeremonie zu suchen, in der der „Gastgeber den Gast zur Prüfung zu einem Zweikampf herausfordert“ (Rollinger, 17). Das Niederknien des Gilgamesch ist möglicherweise ein Siegesgestus.

Auch der frühdynastische Held Lugalbanda wird mit dem Ringkampf in Verbindung gebracht. Der Text „der Traum Lugalbandas“ (TUAT II, 32-34) bringt das Ringkampfmotiv mit der Opferung eines Stieres zusammen:

„… den braunen Stier, den Stier des Berglandes, [möge] er wie ein Athlet [forttragen, wie] ein Ringkämpfer sich darüber beugen, sein Herz möge er herausreißen“ (Text nach TUAT II, 34).

Einem Lehrgedicht aus der mittelassyrischen Periode (1380-912 v. Chr.) ist zu entnehmen, dass auch in Mesopotamien Ringkämpfe zu Ehren einer Gottheit stattfinden konnten. Neben Opfern und Musik finden auch athletische Wettkämpfe statt. Möglicherweise geschah dies hier für den Gott Ninurta: „The young men, the strong ones, fight one another in wrestling and athletics for you (Ninurta)” (Text nach Azize, 9).

3.5. Levante

Zweikampf 06

Für den syrischen-libanesischen Raum sind aus dem 2. Jt. v. Chr. Rollsiegel nachzuweisen, die Darstellungen des Ringkampfes tragen (vgl. Eder). Meist ist auf den Siegeln ein Kämpferpaar abgebildet, das in der Haupt-, aber auch in der Nebenszene erscheinen kann. „Innerhalb der bekannten altlevantinischen Siegelabrollungen sind Szenen dieser Form der sportlichen Auseinandersetzung nicht überliefert. Dies legt die Vermutung nahe, daß die Künstler Ring-, Schwert- und Faustkämpfe in der Hauptsache auf Rollsiegeln einschnitten, die von ihren Kunden als Amulette erworben wurden. In diesem Zusammenhang dürften die Szenen sportlicher Zweikämpfe apotropäische Kraft besessen haben und dienten als besonderer Schutz gegen die Einwirkung feindlicher Mächte“ (Eder, 85). Die Athleten auf den Rollsiegeln sind entweder nackt oder lediglich mit einem Gürtel bekleidet und tragen einen Kurzhaarschnitt. Daneben erscheint als Ringkämpfer auch der „Athletenkrieger“ (s.o.). Dargestellt werden „Griffe zu den Gliedmaßen, zum Kopf oder an den Gürtel des Gegners“ (Eder, 90). Das Standringen scheint der Normalfall gewesen zu sein, da sich Bodenkampfszenen nur selten finden. Da die Ringkampfszenen teils als Nebenszenen zu Opferdarstellungen erscheinen, scheint das Ringen auch in kultischem Zusammenhang praktiziert worden zu sein. Ungleich häufiger sind die Ringerszenen mit Kriegsgeschehen kombiniert. Hier zeigt sich deutlich, „daß diese Form des Kampfsports mit zur militärischen Ausbildung in dieser Zeit gehörte“ (Eder, 92).

3.6. Ugarit

Auch in → Ugarit scheint der Ringkampf betrieben worden zu sein. In KTU 1.6 VI 16b-22a wird der Kampf zwischen → Baal und → Mot beschrieben, die darin auch als Ringer (gmr) bezeichnet werden. Ihr Kampf endet mit einem Unentschieden (vgl. Loretz, 222; Dietrich / Loretz, 19-21).

3.7. Hethiter

Beschreibungen des Ringkampfs sind ebenfalls bei den Hethitern belegt. Das Ringen wird in den Texten durch das Nomen ḫulḫuliya ausgedrückt. Dabei handelt es sich um die reduplizierte Form des Verbs ḫulaliya, das mit „sich winden“ übersetzt werden kann. Ferner findet sich das Akkadogramm KITPALU (eine fehlerhafte Übernahme von kitpulu), das ebenfalls „sich winden um etwas“ meint (Puhvel, 29). Besonders während religiöser Feste wurden athletische Wettkämpfe ausgetragen (Haas, 15-17). Allerdings spielten die Wettkämpfe bei den Festen nicht die dominierende Rolle. Vielmehr waren sie ein untergeordneter Bestandteil der kultischen Aktivitäten (Carter, 185). Hinweise auf den Ringkampf finden sich in den Texten aus Boghazköi (Keilschrifturkunden aus Boghazköi, Berlin 1921ff., XVII 35 ii 26, iv 34 und XXV 23 i 22 [vgl. Carter, 185; Archi, 24-27]; Keilschrifttexte aus Boghazköi, Leipzig / Berlin 1916ff., XXIII 55 i 2-27 [vgl. Puhvel, 29-30]).

3.8. Persien

Zum Ringkampf im alten Persien macht das mittelalterliche Werk Šahnāma des Firdosi Angaben (vgl. Widengren, 155-156; für Literatur zum Sport im antiken Persien vgl. Weiler, 57.67-68; Lukas, 69-70).

4. Fazit

Wie gezeigt werden konnte, finden sich Zweikampf und Ringkampf in allen Kulturen des Alten Orients. Allerdings muss an vielen Stellen bei der Beschreibung beider Phänomene ein Fragezeichen verbleiben, weil die textliche und ikonographische Belegdichte teils nicht sehr breit und der Stand der Forschung unterschiedlich ist. Während das Alte Testament zum Zweikampf wenige, aber doch greifbare Angaben macht, die auch mit dem Bild des Zweikampfes im Alten Orient in Einklang zu bringen sind, sind die Angaben zum Ringkampf aufgrund der fehlenden Belege äußerst unsicher. Hier lohnt sich deswegen ein Blick in den Alten Orient, dessen Darstellungen zum Ringkampf in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Forschung geraten sind.

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Abbildungsverzeichnis

  • Zweikampf (neuhethitischer Orthostat). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • David tötet Goliat (Caravaggio; 1599).
  • Ringerpaare (Grab des Baket in Beni Hassan; 12. Dynastie, 1991-1785 v. Chr.). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 10.1.2012)
  • Ringer mit Schurz (Nachzeichnung einer Abbildung im Grab des Amenemhet in Benī Ḥasan; 12. Dynastie). Aus: Wikimedia Commons; © Legini65, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-3.0; Zugriff 1.4.2011
  • Ägyptische Ringkampfszene, die zu einem Fest gehört und vor Pharao Amenophis IV. Echnaton dargestellt ist (14. Jh.). Aus: N. de G. Davies, The Rock Tombs of El Amarna II (Archaeological Survey of Egypt 14), London 1905, Pl. 38
  • Darstellungen eines Ringkampfs (Rollsiegel, altsyrisch). Aus: U. Winter, Frau und Göttin. Exegetische und ikonographische Studien zum weiblichen Gottesbild im Alten Israel und in dessen Umwelt (OBO 53), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1983, Abb. 431; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz

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