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(erstellt: Dezember 2020)

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1. Der Begriff Rassismus

Rassismus bezeichnet bestimmte Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Haltungen, Rhetorik, Handlungen und ganze Systeme können rassistisch sein. Rassismus begegnet im alltäglichen Leben durch spontane Handlungen („Alltagsrassismus“) und kann ebenso ganze gesellschaftliche Systeme durchziehen und prägen („struktureller Rassismus“). Charakteristisch für rassistische Phänomene ist die Setzung des Eigenen als Norm und die Abwertung des davon Unterschiedenen als unterlegen, entwicklungsbedürftig, bedrohlich oder gar als zu vernichten. Rassistische Differenzierungsmerkmale können äußerlich (z.B. Hautfarbe, Haarbeschaffenheit, Kopftuch), oder kulturell-religiös (z.B. Sprache, Bräuche, Glaubenszugehörigkeit) bestimmt sein.

Der Begriff Rassismus entstand im 20. Jh. in der kritischen Auseinandersetzung mit Rassentheorien, die ab dem 18. Jh. in Europa und den USA Menschen in Rassen definiert und in hierarchisierte Gruppen eingeteilt hatten. Weiße Menschen nehmen in diesen ideologischen Theoriebildungen grundsätzlich die dominante Position ein und begründen so eine Hegemonie gegenüber allen als nichtweiß markierten Menschen. Während rassistische Haltungen und Annahmen bis ins 20. Jh. nicht nur in der weißen Weltbevölkerung weit verbreitet waren, sondern auch wissenschaftlich selten in Frage gestellt wurden, gilt mittlerweile der Konsens, dass Rassentheorien jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren. „Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung“ (Jenaer Erklärung von 2019).

Rassistische Muster in Rhetorik und Handlung sind tief in der von Weißen geprägten Geschichte und Gegenwart verwurzelt. Kolonialismus, Sklavenhandel, das „Dritte Reich“ in Deutschland, die Segregation in den USA, die Apartheid in Südafrika, Islamfeindlichkeit und die neue Rechte in Europa sind nur einige Beispiele für die Wirkmächtigkeit von Rassismus in verschiedenen historischen Kontexten und Ausprägungen. Aufgrund ihrer pseudowissenschaftlichen Natur ermöglichen rassistische Ideologien die Integration aller möglichen Vorurteile, Verschwörungsfantasien und Ressentiments in ihre Denkgebäude. Objekt rassistischer Haltungen, Handlungen, Sprechweisen und Theorien sind seit Beginn der Moderne schwarze und indigene Menschen sowie „People of Colour“ (engl. BIPoC = Black, Indigenous, People of Color), dazu weitere als ethnisch, religiös oder pseudo-biologisch als anders, fremd und bedrohlich markierte Gruppen, z.B. Musliminnen und Muslime. Subjekt von Rassismus sind Weiße, die sich bewusst oder unbewusst rassistisch verhalten bzw. rassistische Systeme aktiv oder passiv stützen. Aus deutscher Perspektive war das auf Rassenideologie und insbesondere Antisemitismus aufgebaute „Dritte Reich“ der traurige Höhepunkt der eigenen rassistischen Geschichte.

2. Rassismus als Thema der Bibelwissenschaft

Rassismus wird mindestens aus drei verschiedenen Perspektiven zum Thema der Bibelwissenschaft.

1. Bibelwissenschaft beteiligt sich an der Geschichtsschreibung der antiken Welt. Frühchristliche Identitätskonstruktionen und damit Fragen von Gruppenzugehörigkeiten stellen ein wichtiges Forschungsfeld in der Exegese dar (Lieu). Im historiographischen Diskurs wird debattiert, ob die in antiken griechisch-römischen, jüdischen und christlichen Schriften vorfindlichen Rhetoriken von Ausgrenzung und Abwertung („othering“), von hierarchisierten Gruppenzuschreibungen und diskriminierenden Darstellungen von anderen (→ Esra- und Nehemiabuch; Mt 15,21-28) als Rassismus oder Proto-Rassismus zu beschreiben sind (Isaac; Gruen). Die Integration von Social-Identity-Theory in die Exegese hat sich hierfür bereits als hilfreich erwiesen (Esler). Da Rasse und Rassismus anachronistische Begriffe zur Beschreibung antiker Phänomene und Übersetzung antiker Termini sind, wird ihre Brauchbarkeit für die Bibelwissenschaft und andere Altertumswissenschaften von einigen negiert (Ehrensberger). Andere verdeutlichen den heuristischen Nutzen auch anachronistischer Begriffe, da sie darauf hinweisen, dass die moderne Semantik von Rasse oder rassistische Muster eben auch in der Antike und ihren Schriften zu finden sind (Buell).

2. Rassismus wird vor dem Hintergrund postkolonialer Theorie als Thema der Bibelwissenschaft virulent (Punt). Weil die historisch-kritische Methode geschichtlich parallel mit der Hochzeit des Kolonialismus ihren Anfang nahm (Horsley) und wissenschaftliche Exegese bis heute von weißen und männlichen Exegeten dominiert wird (Schüssler Fiorenza), ist zu fragen, inwieweit Bibelwissenschaft als Disziplin und Methodenset einer intersektionell informierten antirassistischen und rassismuskritischen Reflektion bedarf (Dube; Sugirtharajah).

3. Die vielleicht naheliegendste Perspektive auf Rassismus als Thema der Bibelwissenschaft ist aber sicherlich die rezeptionsgeschichtliche. Da Bibeltexte und ihre Interpretationen de facto in der Geschichte zur Legitimierung rassistischer Systeme gebraucht worden sind, drängen sich hermeneutische Fragen an die Bibelwissenschaft auf. Anhand von drei rezeptionsgeschichtlichen Fallbeispielen soll der Blick auf Rassismus als Thema der Bibelwissenschaft geschärft werden.

2.1. Sklaverei in den USA (1619-1865)

Sklaverei wird in der erzählten Welt des Alten und des Neuen Testaments vorausgesetzt, da Sklaverei in der Antike weit verbreitet war. Ein Sklave (עֶבֶד ‘ævæd / δοῦλος doulos) oder eine Sklavin (אָמָה ᾿āmāh / δούλη doulē) sind in der Bibel wie in der antiken Umwelt Eigentum eines Herren oder einer Herrin, stehen körperlich, das heißt mit Arbeitskraft, aber auch sexuell, zur Verfügung, werden nicht entlohnt und können verkauft, aber auch frei werden.

Die biblische Überlieferung ist ambivalent, was konkrete Verhaltensempfehlung für Sklaven und ihre Besitzer angeht (Ex 21,7-11; Spr 29,19.21; 1Kor 7,21; Eph 6,5-6; 1Tim 6,2). Sklaven konnten für sehr einfache Aufgaben eingesetzt, aber ebenso mit viel Verantwortung ausgestattet werden (Mk 13,34; Mt 18,23-35). Wenngleich die biblische Überlieferung kritische Perspektiven auf einzelne Aspekte der Sklaverei bietet (Jer 5,26-28; Am 2,6), wird doch nirgendwo Sklaverei an sich in Frage gestellt. Sklaverei blieb über die Antike hinaus eine in verschiedenen Formen auftretende Praxis in vielfältigen historischen Kontexten.

Ab dem 17. Jh. wurden Millionen von Afrikanerinnen und Afrikanern als Sklavinnen und Sklaven nach Amerika deportiert und mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben. Erst mit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1865 und dem Sieg der Union über die konföderierten Südstaaten wurde die Sklaverei in den USA abgeschafft. Die Unmenschlichkeit und Brutalität der Sklaverei wurde von Theologen und Kirchen lange Jahre zustimmend hingenommen, da die damals gängige biblizistische Lesart des Alten und Neuen Testaments keinen Anlass dazu gab, diese zu hinterfragen. Erst durch das Aufkommen des abolitionistischen Diskurses im 19. Jh., der mit einer kritischeren Hermeneutik einherging (Harrill), waren die Befürworter der Sklaverei aufgefordert, ihre biblisch-theologische Überzeugung zu formulieren. Die Verfluchung → Hams (Gen 9,18-27) galt als Erweis der Minderwertigkeit von Schwarzen, als deren Ahnherr dieser seit der Antike gesehen wurde. Die Haustafeln in den Deuteropaulinen (Kol 3,22; Eph 6,5-6) lieferten zudem die Belege für die Wichtigkeit der Gehorsamkeit von Sklaven. Stellen wie 1Kor 7,21, die die Befreiung aus der Sklaverei als möglich erscheinen ließen, wurden aus rassistischen Motiven für Schwarze als nicht gültig interpretiert. Verse wie Gal 3,28, die ein emanzipatorisches Verständnis nahelegen, wurden spiritualisiert. Die Übersetzung der biblischen Begriffe עֶבֶד ‘ævæd / δοῦλος doulos als „Knecht“ in der damals gängigen Bibelübersetzung (King James: servant) wurde als irreführend kritisiert. Die Annahme weißer Überlegenheit und Rassismus gegenüber Schwarzen durchzog den gesamten befürwortenden Diskurs.

Dass die christlichen Sklaverei-Befürworter die biblische Überlieferung auch als bedrohlich weil emanzipatorisch empfinden konnten, zeigt die 1807 für die Britischen Kolonien herausgegebene Sklaven-Bibel, aus der potentiell emanzipatorische Texte wie die → Exodus-Erzählung getilgt wurden.

Für die Kritiker der biblischen Legitimierung von Sklaverei stellte das Schweigen Jesu zum Thema und die unkritische Sicht des Paulus (→ Philemonbrief) zunächst eine große Schwierigkeit dar. In der Kontroverse mit den Befürwortern wurden sowohl einzelne Passagen als biblische Kritik an Sklaverei (1Tim 1,10) als auch bestimmte Prinzipien wie die Goldene Regel (Mt 7,12) ins Feld geführt.

Der ehemalige Sklave und einflussreiche afroamerikanische Abolitionist Fredrick Douglass (1817/1818-1895) kann als Vorreiter einer befreiungstheologischen Hermeneutik gelten, da er in seinen Reden in Frage stellte, dass Interpretationen der Bibel, die nicht im Namen der Menschlichkeit geschähen, im Namen Gottes seien könnten (Harrill, 177).

2.2. Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945)

Die Machtergreifung Hitlers und die antisemitische und rassistische Nazi-Ideologie hatten große Auswirkungen auch auf Theologie und Kirche in Deutschland (→ Antijudaismus).

Antisemitismus ist eine strukturell eng verwandte, aber dennoch von Rassismus gegen BIPoC zu unterscheidende Diskriminierungsform. Nazis waren Antisemiten und Rassisten.

Es bildete sich die Bekennende Kirche, die solche Pfarrer und Theologen versammelte, die sich biblisch fundiert gegen den Führerkult und die Totalität der Nazi-Ideologie positionierten. Die Barmer Theologische Erklärung (1934) ist das wirkmächtigste Zeugnis der Kirche im Widerstand, deren prominenteste Vertreter Karl Barth (1886-1968) und Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) waren. Der Bekennenden Kirche gegenüber stand die Bewegung der Deutschen Christen, die Nazi-Ideologie in christliche Theologie und Glaubenspraxis integrierte.

Am Beispiel einer bedeutenden akademischen Einrichtung der Deutschen Christen wird deutlich, wie die Nazi-Ideologie rassistische und antisemitische Bibelwissenschaft hervorbrachte. 1939 wurde das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ in Thüringen unter der Leitung des neutestamentlichen Exegeten Walter Grundmann (1906-1976) gegründet. Das sogenannte „Entjudungsinstitut“ versammelte viele Schüler des einflussreichen Tübinger Neutestamentlers Gerhard Kittel (1888-1948) und gab sich selbst das Ziel, die Bibel von ihrem jüdischen Einfluss zu reinigen. Zwar hatte christlicher Antijudaismus seit der Antike eine lange Tradition in der biblischen Exegese, aber die nationalsozialistischen Bibelwissenschaftler um Grundmann führten die antisemitische und rassistische Bibelrezeption in einer noch nicht gekannten Radikalität durch. Noch im Jahr der Gründung wurde das an das Werk des altkirchlichen Häretikers Marcion erinnernde revidierte Neue Testament vom Institut herausgegeben, aus dem, aus der Sicht der Protagonisten, alles Jüdische getilgt war. Der Neutestamentler Grundmann lieferte darüber hinaus Argumente, warum Jesus nicht etwa als Jude, sondern vielmehr als Arier und Gegner der Juden zu sehen sei. Hitler selbst war der Meinung, dass Paulus als Jude das Werk des „großen Ariers Jesus“ durch seinen Universalismus zerstört habe (Heschel, 8).

Die wichtigste hermeneutische Grundannahme der Arbeit an der Bibel im „Entjudungsinstitut“ war, dass das Judentum von der Antike bis zur Gegenwart ein unterlegenes und degeneriertes Volk sei. Die akademisch untermauerte „Entjudung“ der Bibel von Grundmann und seinen Kollegen lief parallel zur millionenfachen Ermordung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis. Die rassistische Ideologie der bibelwissenschaftlichen Protagonisten der Zeit ermöglichte menschenverachtende und aus heutiger Sicht völlig absurde Interpretationen unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit, die zur religiösen Legitimation der Nazi-Herrschaft und der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden beitrug.

2.3. Apartheid in Südafrika (1948-1994)

Drei Jahre nach dem Ende des „Dritten Reichs“ in Deutschland wurde mit dem Wahlsieg der afrikaansen Nationalen Partei in Südafrika das rassistische System der Apartheid (wörtlich: Getrenntheit) eingeführt. Die Apartheid-Ideologie sah vor, alle gesellschaftlichen Bereiche nach ethnischer Herkunft zu trennen und zu hierarchisieren. Weißen kam in allen Belangen die privilegierte Position zu, „Coloureds“, „Indians“ und „Blacks“ waren die niedriger gestellten Bevölkerungsgruppen. Ein Konzept der „getrennten Entwicklung“, so ein späterer Euphemismus für Apartheid, war seit dem 19. Jh. von der Niederländisch-Reformierten Kirche in Südafrika in ihren Strukturen vorweggenommen worden. Zunächst war die Trennung der Kirchen nach Rassen zwar noch nicht biblisch, sondern nur pragmatisch begründet worden, ab den 1930er Jahren aber wurde Apartheid in Kirche und Staat dann systematisch biblisch legitimiert.

Die Blaupause der biblisch-theologischen Rechtfertigung von Apartheid lieferte der einflussreiche Neutestamentler Evert Philippus Groenewald (1905-2002). Er formulierte 1947 das wirkmächtige Papier „Apartheid und Vormundschaft im Lichte der Heiligen Schrift“. Seine Argumentation sollte den legitimierenden Apartheid-Diskurs bis in die 1970er Jahre prägen.

Anders als in der amerikanischen Kontroverse um Sklaverei war es in Südafrika nicht die → Ham-Perikope, sondern die Erzählung vom Turmbau zu Babel (Gen 11,1-9), die zusammen mit Dtn 32,8, Apg 2 und Apg 17,26 die rassistische Lesart prägte. Groenewald reklamierte für seine Exegese historisch-kritische Objektivität und verwehrte sich gegen den Vorwurf einer voreingenommenen Auslegung. Die Weißen in Südafrika müssten aus Nächstenliebe (Mk 12,29-31) die Vormundschaft (Gal 4,2) für die Nichtweißen übernehmen und dafür Sorge tragen, dass die sprachliche und kulturelle Vielfältigkeit seit dem Turmbau zu Babel (Gen 11,1-9) – und wie in der Pfingstperikope (Apg 2) bestätigt – in festen Grenzen wie in Dtn 32,8 und der Areopagrede (Apg 17) des Paulus beschrieben, erhalten bleibe.

Apg 17,26 kann als biblischer Apartheid-Diskurs „in a nutshell“ gelten. Der Vers ist der am meisten zitierte in der Kontroverse:

„Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen.“

In der Betonung des ersten Versteils fand die Anti-Apartheid-Bewegung den Ausdruck von Gott gewollter Einheit und Gleichheit aller Menschen, während die Fokussierung auf Zeiten und Grenzen einzelner Völker im Anschluss an den zweiten Versteil die Ideologie der Befürworter „getrennter Entwicklung“ stützte.

Erst in den 1980er Jahren, als die Gewalt in den Townships bürgerkriegsähnlich wurde, die internationale Kritik immer lauter und mit dem Belhar-Bekenntnis (1982) und dem Kairos-Dokument (1985) sehr einflussreiche biblisch begründete Widerstandsbekenntnisse der christlich motivierten Anti-Apartheid-Bewegung herauskamen, revidierte auch die Niederländisch-Reformierte Kirche ihre Haltung zum strukturellen Rassismus in Südafrika.

Itumeleng Mosala und andere Vertreter der südafrikanischen Black Theology bereicherten den Diskurs durch die hermeneutische Einsicht, dass ein gesellschaftliches Problem wie Rassismus nicht allein durch die Botschaft der Bibel überkommen werden kann, da die Schriften des Alten und Neuen Testaments nicht immer im modernen Sinne „on the side of human rights“ (Mosala, 30) seien, sondern im Prozess der Auslegung auch auf ihre Ethik hin kritisch hinterfragt werden müssen.

3. Schluss: Ethik der Interpretation

Die beschriebenen Fallbeispiele von Bibelrezeption in rassistischen Kontexten zeigen, welche gesellschaftliche Verantwortung Bibelhermeneutik und Bibelauslegung zukommen kann. Die Offenheit biblischer Texte für vielfältige Auslegungen macht deutlich, dass Bibelwissenschaft ein komplexes hermeneutisches Unterfangen ist.

Rassismus bleibt bis in die Gegenwart ein gesellschaftliches Problem. Auch aktuelle Diskurse werden teilweise durch rassistische Rhetorik mitgeprägt. In diesen Diskursen, wie zum Beispiel über die Flüchtlings- und Migrationspolitik, nutzen kirchliche und politische Akteure gelegentlich Bibelinterpretationen in ihren Argumentationen. Diese bleibende Relevanz von Bibelauslegungen bei Fragen von gesellschaftlichem Interesse führt vor Augen, dass Exegese immer eine politische und Hermeneutik immer eine ethische Dimension haben kann. Vor diesem Hintergrund verlangt eine verantwortliche Auslegungspraxis der Bibel, die anschlussfähig für Diskurse außerhalb der Exegese sein will, eine Ethik der Interpretation (Alkier). Anders kann Bibelwissenschaft ihrer komplexen hermeneutischen Verantwortung nicht gerecht werden.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009
  • Lexikon der Bibelhermeneutik, Berlin / New York 2009
  • Encyclopedia of the Bible and its Reception, Berlin / New York / Boston 2009ff

2. Weitere Literatur

  • Alkier, S., 2003, Ethik der Interpretation, in: M. Witte (Hg.), Der eine Gott und die Welt der Religionen, Würzburg, 21-41.
  • Buell, D.K., 2005, Why This New Race? Ethnic Reasoning in Early Christianity, New York.
  • Dube, M.W., 2000, Postcolonial Feminist Interpretation of the Bible, Atlanta.
  • Ehrensberger, K., 2012, Paulus, sein Volk und die Rasseterminologie. Kritische Anfrage an den ‚Race‘-Diskurs in neuerer englischsprachiger Paulus-Forschung, KuI 27, 119-133.
  • Eliav-Feldon, M. / Isaac, B. / Ziegler, J. (Hgg.), 2009, The Origins of Racism in the West, Cambridge.
  • Esler, P.F., 1998, Galatians. New Testament Readings, London.
  • Gräper, M., 2019, The Bible and Apartheid. Contested Interpretations in the History of Christianity in South Africa and Beyond (StAECG 32), Wiesbaden.
  • Groenewald, E. P., 1947, Apartheid en Voogdyskaap in die Lig van die Heilige Skrif, in: G. Cronjé (Hg.), Regverdige Rasse-apartheid, Stellenbosch, 40-67.
  • Gruen, E.S., 2011, Rethinking the Other in Antiquity (Martin Classical Lectures), Princeton.
  • Harrill, J.A., 2006, Slaves in the New Testament. Literary, Social, and Moral Dimensions, Minneapolis.
  • Hasters, A. 2020, Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten, München.
  • Heschel, S., 2008, The Aryan Jesus. Christian Theologians and the Bible in Nazi Germany, Princeton / Oxford.
  • Horsley, R., 2003, Jesus and Empire. The Kingdom of God and the New World Disorder, Minneapolis.
  • Isaac, B., 2004, The Invention of Racism in Classical Antiquity, Princeton.
  • Lieu, J., 2002, Neither Jew Nor Greek? Constructing Early Christianity (SNTW), Edinburgh.
  • Mosala, I.J., 1989, Biblical Hermeneutics and Black Theology in South Africa, Grand Rapids.
  • Punt, J., 2015, Postcolonial Biblical Interpretation. Reframing Paul (STAR 20), Leiden.
  • Schüssler Fiorenza, E., 1999, Rhetoric and Ethic. The Politics of Biblical Studies, Philadelphia.
  • Sugirtharajah, R.S., 2002, Postcolonial Criticism and Biblical Interpretation, Oxford.

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