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Spross (AT)

(erstellt: März 2007)

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Das Substantiv „Spross“ (צֶמַח ṣæmach) kommt im Alten Testament insgesamt zwölf Mal vor. Es bezeichnet ganz allgemein unterschiedliche Gewächse (Gen 19,25; Ps 65,11). Seine besondere Bedeutung bekommt es durch die Verwendung in den Heilsankündigungen Jer 23,5; Jer 33,15 und Sach 3,8; Sach 6,12. Die Jeremiastellen kündigen an, dass Gott für David einen „gerechten Spross“ hervorgehen lassen wird. Damit kann zum einen ein legitimer Nachfolger gemeint sein (Lundbom, 2004, 172-173, mit Diskussion außerbiblischer Belege). Zugleich verweist das Adjektiv jedoch auch auf die Art und Weise seiner Herrschaft: Er wird als König in Recht und Gerechtigkeit herrschen. Sach 3,8 und Sach 6,12 greifen diese Ankündigung auf (Hanhart, 1998, 194-197.223-226) und sehen ihre Erfüllung als unmittelbar bevorstehend an. Vermutlich ist bei dem „Spross“ zunächst an Serubbabel gedacht (anders van der Woude, 1988). „Spross“ scheint bei Sacharja bereits ein mehr oder weniger feststehender Titel zu sein. Anders als bei Jeremia wird ein Bezug zur davidischen Dynastie nicht ausdrücklich hergestellt.

Die entsprechenden Belege für das Substantiv werden ergänzt durch Ps 132,17 (vgl. 2Sam 23,5). An dieser Stelle wird das Verb צמח ṣmch „sprießen“ in einem ähnlichen Zusammenhang verwendet, wenn es über den von Jahwe erwählten Zion heißt: „dort lasse ich David ein Horn sprossen.“ Das Bild wird darüber hinaus mit anderen Vokabeln in Jes 11,1 aufgegriffen: „Aus dem Baumstumpf → Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ An beiden Stellen ist – wie bei Jeremia – der Bezug zur davidischen Dynastie eindeutig.

Im übertragenen Sinn spricht auch Jes 4,2 von einem „Spross Jahwes“. Die parallele Formulierung „Frucht des Landes“ zeigt jedoch, dass diese Stelle nicht so eindeutig einen kommenden König oder Heilsbringer meint, sondern vielleicht eher allgemein ein heilschaffendes Handeln Jahwes (vgl. Jes 43,19; Jes 45,8). Die messianische Deutung dieser Stelle bleibt deshalb umstritten.

In der Septuaginta wird „Spross“ an den messianischen Stellen Jer 23,5 und bei Sach mit ἀνατολή „das Aufgehen (z.B. der Sonne)“ wiedergegeben. Dieses Stichwort wird im Neuen Testament dann im Lobgesang des Zacharias in Lk 1,78 aufgenommen (Gnilka, 1962, S. 228-232).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, München / Zürich 1978-1979
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997

2. Weitere Literatur

  • Beuken, Willem A.M., 2003, Jesaja 1-12 (HThKAT), Freiburg u.a.
  • Gnilka, Joachim, 1962, Der Hymnus des Zacharias, BZ.NF 6, 215-238
  • Hanhart, Robert, 1998, Dodekapropheton 7, Sacharja (BK XIV/7), Neukirchen-Vluyn.
  • Lundbom, Jack R., 2004, Jeremiah 21-36 (AB 21B), New York u.a.
  • Woude, Adam S. van der, 1988, Serubbabel und die messianische Erwartungen des Propheten Sacharja, ZAW 100, Supplement, 138-156.

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