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Andere Schreibweise: Mordochai; Mordecai

(erstellt: Dezember 2006)

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1. Name

Mordechai 1
Der Name Mordechai (hebr. מָרְדֳּכַי) ist wahrscheinlich eine Ableitung von dem babylonischen Gottesnamen → Marduk, dem ursprünglichen Stadtgott Babylons.

Mordechai ist eine der Hauptfiguren des Buches Ester. Den Namen trägt aber auch ein Heimkehrer aus dem Exil (Esra 2,2; Neh 7,7: Mordochai).

2. Geschichte

Mordechai zählt zu den Hauptfiguren des alttestamentlichen Buches → Ester. Er ist Jude und stammt aus dem Stamm Benjamin. Mit Ester, seiner Cousine und Adoptivtochter, lebt er in → Susa in der persischen Diaspora. Von beiden wird angenommen, dass sie zu den Nachfahren der ins Babylonische Exil geführten Jerusalemer Juden gehören. In Susa arbeitet Mordechai am königlichen Hof und bewacht das Tor des königlichen Palastes. Zwei Charaktereigenschaften prägen ihn. Er ist bekannt als königsloyal. So ist es ihm gelungen, zwei Mordanschläge auf König Ahasverosch (→ Xerxes; 485-465 v. Chr.) zu vereiteln. Ein zweiter Wesenszug zeichnet ihn als gläubigen Juden aus, der seinen Glauben in der assimilierten Diaspora nur in begrenztem Maß offen leben kann. Das höchste Gebot jedoch nur Jahwe allein die Ehre zu erweisen, lebt er selbst unter äußerster Gefahr. So verweigert er → Haman, dem zweiten Mann im Staat, die eingeforderte Huldigung. Diese innere Stärke provoziert Haman jedoch dermaßen, dass er nicht nur Mordechai den Tod androht, sondern plant, das jüdische Volk zu vernichten.

Diese Mordpläne können durch das geschickte Zusammenspiel von Mordechai und Ester verhindert werden. Während Mordechai Ester zunächst rät, ihre jüdische Identität am königlichen Hof zu verleugnen, um eine möglichst hohe und vertrauensvolle Stellung beim König zu gewinnen, legt er das Schicksal des Volkes in dieser Situation in Esters Hand. Allein sie ist, wenn auch unter Lebensgefahr, in der Lage, durch Nähe, Vertrauen und ihre Stellung beim König, das jüdische Volk vor der Vernichtung zu retten. Mordechai kommt dabei seine Loyalität dem König gegenüber und die vorangegangene gelungene Vereitelung der geplanten Anschläge auf den König zugute. Nach der Erhängung Hamans kommt Mordechai seitens des Königs große Anerkennung zu.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Bardtke, H., 1964, Luther und das Buch Esther, Tübingen
  • Berg, Sandra A., 1979, The Book of Ester. Motifs, Themes and Structure, Missoula
  • Brenner, Athalya, 1995, A Feminist Companion to Ester, Judith and Susanna, Sheffield
  • Butting, Klara, 1998, Das Buch Esther. Vom Widerstand gegen Antisemitismus und Sexismus, in: Schottroff, Luise / Wacker, Marie-Theres (Hgg.), Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh, 169-179
  • Butting, Klara / Minnaard, Gerard / Wacker, Marie-Theres (Hgg.), 2005, Ester. Mit Beiträgen aus Judentum, Christentum, Islam, Literatur, Kunst, Knesebeck
  • Clines, D.J.A., 1991, In Quest of the Historical Mordecai, VT 41, Leiden, 129-136
  • Crawford, Sidnie White / Greenspoon, Leonard J. (Hgg.), 2003, The Book of Esther in Modern Research (JSOT.S 380), London
  • Dommershausen, W., 1968, Die Esterrolle. Stil und Ziel einer alttestamentlichen Schrift, Stuttgart
  • Herrmann, W., 1986, Ester im Streit der Meinungen (BEATAJ 4), Frankfurt/M.
  • Hirdt, W., 2003, Esther und Salomé. Zum Konnex von Malerei und Dichtung im Frankreich des 19. Jahrhunderts, Tübingen
  • Jaroš, K., 1996, Esther. Geschichte und Legende, Mainz
  • Siquans, A., 1997, Die Rolle Esters im Esterbuch im Verhältnis zu Mordechai: Fürbitterin und Vorbild ihres Volkes, Biblische Notizen 86, 77-89
  • Wacker, Marie-Theres, 2006, Ester. Jüdin. Königin. Retterin, in: Kath. Bibelwerk (Hg.), Bekannte und unbekannte Frauen der Bibel, Stuttgart
  • Wahl, H.M., 2001, Esther-Forschung, ThR 66, 103-130
  • Zenger, E., 2004, Das Buch Ester, in: Zenger, Erich (Hg.), Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart, 5. Aufl., 302-311

Abbildungsverzeichnis

  • Ester und Mordechai (Aert de Gelder, 1685).

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