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(erstellt: März 2010; letzte Änderung: April 2020)

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Leopard 1
Das hebr. נָמֵר nāmer wird in der Lutherübersetzung zum Teil mit Leopard, zum Teil mit Panther wiedergegeben. Beide Begriffe stehen für das gleiche Tier, den Panthera pardus, dessen Unterart, der Sinaileopard (Panthera pardus jarvisi), nach Pressemeldungen in wenigen Exemplaren bis heute in der Wüste Juda und auf der arabischen Halbinselvorkommt (vgl. Aharoni, 251f; Frank, 83f; https://www.haaretz.com/1.4830128 Meldung vom 20. Januar 2004; https://www.fernsehserien.de/wildes-israel/folgen/02-leben-am-toten-meer-1224049 Sendung vom 19.09.2016; https://watchjerusalem.co.il/592 Meldung vom 12.04.2019). Ein Leopard wurde auch Weihnachten 2014 an der Taufstelle „Bethanien jenseits des Jordan“ (10 km nördlich des Toten Meeres) gesichtet, was dafür sprechen könnte, dass die Tiere nach wie vor im menschenleeren Grenzgebiet des unteren Jordan mit seinen dichten Schilfwäldern vorkommen (vgl. Suchaneck). Welcher Unterart das Tier zuzurechnen ist, blieb unklar.

Leopard 2
Auf das Vorkommen des Leoparden im antiken Palästina deuten auch die biblischen Ortsnamen נִמְרָה nimrāh bzw. בֵּית נִמְרָה bêt nimrāh [Num 32,3.36; Jos 13,27] und die מֵי נִמְרִים mê nimrîm „Wasser von Nimrim“ [Jes 15,6; Jer 48,34] im Gebiet von → Moab in der Nähe des → Jordan und des Toten Meeres hin. Die schwarzen, verschieden gemusterten Flecken auf Rücken und Seiten des Tieres, die sich deutlich vom rötlich-gelben Fell abheben und der Tarnung dienen, verleihen dem Leoparden sein charakteristisches Aussehen, das Jer 13,23 sprichwörtlich wird: „Kann ein Leopard seine Flecken ändern?“ An manchen Stellen könnte mit נָמֵר nāmer auch auf den Geparden Bezug genommen werden, der häufig mit dem Leoparden verwechselt wird. Auch der Gepard besitzt ein gelbliches Fell mit schwarzen Flecken, die aber kleiner (2-4 cm im Durchmesser) als die des Leoparden sind. Geparden sind die schnellsten Landsäugetiere, sie können in kürzester Zeit eine Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h erreichen.

Das in den Bergregionen wohnende (Hhld 4,8), der Beute auflauernde, gefährliche Raubtier (Jer 5,6; Hos 13,7) wurde wegen seiner Schnelligkeit und Gewandtheit gerühmt (Jer 5,6; vgl. Fischer, 241) und verdeutlicht in einem Vergleich die Angriffsgefährlichkeit des neubabylonischen Reiches (Hab 1,8, doch könnte hier auch der Jagdgepard gemeint sein). Erst in der künftigen Heilszeit (→ Eschatologie) wird der Leopard ungefährlich sein, wenn er wie andere Raubtiere zusammen mit den sonst von diesen gefährdeten Herdentieren lebt (Jes 11,6; vgl. Riede). In Dan 7,6 steht das geflügelte, vierköpfige, leopardenähnliche Wesen vermutlich für das persische Reich und seine umfassenden Expansionsbestrebungen. In Apk 13,2 verkörpert dieses Mischwesen, dessen Schrecklichkeit durch die Bärenfüße und den Löwenrachen sowie die 7 Häupter und die 10 Hörner noch gesteigert wird, die im Kaiserkult des römischen Weltreichs manifest werdende widergöttliche Macht.

Leoparden kamen auch in Ägypten, Mesopotamien und in Kleinasien vor, wo sie häufig gejagt wurden. In Vergleichen steht vor allem ihre Wildheit im Vordergrund (vgl. Heimpel Nr. 38; Grapow). Als Tier einer Gottheit erscheint der Leopard u.a. bei den Hethitern (der Inar zugeordnet), bei den Sumerern (der Inanna zugeordnet) und in Assur (der Ischtar zugeordnet).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Paulys Realencyclopädie, Stuttgart, 1893-1978
  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Aharoni, J., Über das Vorkommen und Aussterben palästinischer Tierarten, ZDPV 59 (1926), 247-262
  • Caquot, A., Súr les quarte bêtes des Daniel VII, Sem 5 (1955), 5-13
  • Caquot, A., Les quarte bêtes et les „Fils d’homme“ (Daniel 7), Sem 17 (1967), 37-71
  • Fischer, G., Jeremia (HThKAT), Freiburg 2005
  • Frank, F., Tierleben in Palästina, ZDPV 75 (1959), 83-88
  • Grapow, H., Die bildlichen Ausdrücke des Ägyptischen, Leipzig 1924, 73
  • Haas, V., Leopard und Biene im Kulte „hethitischer“ Göttinnen, UF 13 (1981), 101-116
  • Heimpel, W., Tierbilder in der sumerischen Literatur (StP 2), Rom 1968
  • Nys, N. / Bretschneider, J., Research on the Iconography of the Leopard, UF 39 (2008), 555-616
  • Riede, P., Der Säugling am Loch der Kobra. Zum Tierfrieden im Alten Testament, in: ders., Im Spiegel der Tiere, Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im alten Israel (OBO 185), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 2002, 153-164 und passim
  • Salonen, A., Jagd und Jagdtiere im alten Mesopotamien, Helsinki 1976
  • Suchaneck, N., Leopard in den Fußstapfen von Papst Franziskus, https://katholisches.info/2015/01/20/leopard-in-den-fussstapfen-von-papst-franziskus/

Abbildungsverzeichnis

  • Leopard in Ein Gedi (1985). Aus: Wikimedia Commons; © יוסי אוד, Wikimedia Commons, lizenziert unter Creative-Commons-Lizenz, Attribution-Share Alike 2.5 generic (US-amerikanisch); Zugriff 9.4.2020
  • Leopard (nordsyrisches Sockelrelief; 9. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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