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Juda (Person)

(erstellt: Mai 2011)

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Juda gehört zu den Stammvätern Israels und ist der vierte Sohn Jakobs mit dessen Frau Lea. Er wird nach Ruben, Simeon und Levi in das „Zwölf-Stämme-System“ eingegliedert (Gen 29,35; Gen 35,23; → Stämme Israels).

1. Name

In der alttestamentlichen Ätiologie wird der Name Juda von „preisen“ (jdh) abgeleitet, wie dies in Gen 29,35 überliefert ist: Nach der Geburt ihres vierten Sohnes ruft Lea aus: „Diesmal will ich Jhwh preisen (jdh).“ Darum gab sie ihm den Namen Juda. Diese Namensetymologie wird im Jakobssegen wieder aufgenommen, in dem Jakob von seinen Brüdern gepriesen werden soll (Gen 48,9). Hierbei handelt es sich aber um eine Volksetymologie und nicht um eine wissenschaftliche Erklärung des Namens Judas. Diese ist bis heute umstritten. Einig ist man sich aber, dass es sich bei Juda nicht um einen theophoren Namen handelt. Eher ist er von einer Landschaftsbezeichnung oder einem Ortsnamen abgeleitet und kann geographisch auf das Gebirge Juda bezogen werden.

2. Juda, der Sohn Jakobs

Die Erzählungen über den Stammvater Juda konzentrieren sich vor allem auf Gen 38: Juda hatte mit der Kanaaniterin Schua drei Söhne: Er, → Onan und Schela. Juda verheiratet seinen erstgeborenen Sohn, Er, mit → Tamar. Doch Er stirbt kinderlos. Auch Onan, der mit Tamar daraufhin die Leviratsehe eingeht, stirbt, weil er sich weigert mit Tamar Nachkommen für seinen verstorbenen Bruder Er zu zeugen und stattdessen seinen Samen auf die Erde fallen und verderben lässt (coitus interruptus). Juda verspricht Tamar daraufhin, ihr seinen dritten Sohn, Schela, zum Mann zu geben. Die Zeit vergeht, ohne dass Juda sein Versprechen einhält. Als Juda, der mittlerweile selbst Witwer geworden ist, nach dem Trauerjahr auf dem Weg zur Schafschur nach → Timna ist, verschleiert sich Tamar und setzt sich an den Wegesrand. Juda hält sie für eine Prostituierte und will zu ihr gehen. Doch Tamar verlangt als Bezahlung ein Zicklein und als → Pfand seinen Siegelring, seine Schnur und seinen Stab. Dies händigt Juda ihr aus, bevor er zu ihr geht. Von dieser Begegnung wird Tamar schwanger. Als man Juda drei Monate später mitteilt, dass sich Tamar mit einem anderen Mann eingelassen und davon schwanger geworden ist, ordnet Juda an, dass sie verbrannt werden soll. Doch Tamar identifiziert anhand ihres Pfandes ihren Schwiegervater Juda als den Mann, von dem sie schwanger geworden ist. Juda gesteht ihr zu, dass sie ihm gegenüber im Recht ist, da er ihr seinen Sohn Schela verweigert hat.

Insgesamt kommt dem Stammvater Juda eine herausgehobene Bedeutung im Alten Testament zu. Daher ist auffällig, dass er in der Genealogie erst an vierter bzw. nach dem Wegfall Levis an dritter Stelle genannt wird, so dass die Genealogie die überlieferte Rangordnung der Stämme und ihre im Alten Testament überlieferte Bedeutung nicht abbildet. Dennoch gibt es Bestrebungen, die Bedeutung des Stammvaters Judas hervorzuheben. Dies lässt sich an vier Beispielen besonders verdeutlichen:

Erstens spielt Juda in der → Josefserzählung eine besondere Rolle, und zwar schon durch sein Eintreten für Josef, den er statt zu töten an die Ismaeliter zu verkaufen vorschlägt (Gen 37,26-27). Er ist es auch, der er schafft, Jakob davon zu überzeugen, dass der jüngste Bruder und Vollbruder Josefs, Benjamin, nach Ägypten mitgehen darf. Er bürgt für Benjamins Leben gegenüber Jakob (Gen 43,9) und versucht gegenüber Josef, Benjamins Freiheit gegen sein eigenes Leben auszutauschen (Gen 44,33)

Zweitens ist der Segensspruch für Juda in Gen 49,8-10 in besonderer Weise herausgehoben. Er fällt zum einen durch seine Länge auf. Zum anderen ist es der erste positive Segensspruch nach den negativen Sprüchen über Ruben, Simeon und Levi. Daraus ist abzuleiten, dass Juda als der eigentliche vom Stammvater Jakob Gesegnete dargestellt werden soll (vgl. hierzu Zobel, ThWAT 3, 522f).

Drittens ist der Chronist in 1Chr 5,1f sehr bemüht aufzuzeigen, warum Juda als dem mächtigsten unter den Brüdern nicht das Erstgeborenrecht Rubens zugefallen ist, sondern Josef, der aber nicht als solcher im Geschlechtsregister eingetragen worden ist. Dies begründet der Chronist damit, dass Juda der mächtigste unter den Brüdern war, aus dessen Stamm der Fürst kommen wird.

Viertens findet man die Betonung des Stammvaters Judas in dem Stammbaum im → Rutbuch, in dem eine genealogische Linie von Juda über → Perez und Boas zu → David gezogen wird. Diese ist auch in neutestamentlicher Zeit überliefert und findet sich in der Genealogie Jesu in Mt 1,3 und Lk 3,33.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. 3, Stuttgart 1982

2. Weitere Literatur

  • Clifford, R., Genesis 38. Its contribution to the Jacob story, CBQ 66 (2004), 519-532
  • Ho, C., The stories of the family troubles of Judah and David. A study of their literary links, VT 49 (1999), 514-531
  • Krüger, Th., Genesis 38 – ein „Lehrstück“ alttestamentlicher Ethik, in: R. Bartelmus u.a. (Hgg.), Konsequente Traditionsgeschichte (FS K. Baltzer; OBO 126), Göttingen 1993, 205-226
  • Lambe, A., Judah’s development. The pattern of departure – transition – return, JSOT 83 (1999), 53-68
  • Levin, Chr., Tamar erhält ihr Recht (Genesis 38), in: Th. Naumann / R. Hunziker-Rodewald (Hgg.), Diasynchron. Beiträge zur Exegese, Theologie und Rezeption der Hebräischen Bibel (FS W. Dietrich), Stuttgart 2009, 279-298
  • Menn, E.M., Judah and Tamar (Genesis 38) in Ancient Jewish Exegesis. Studies in literary form and hermeneutics (JSJ.S. 51), Leiden u.a. 1997
  • Schmitt, H.C., Die Josephsgeschichte und das deuteronomistische Geschichtswerk. Genesis 38 und 48-50, in: M. Vervenne, M. / J. Lust (Hgg.), Deuteronomy and Deuteronomic literature, (FS C.H. Brekelmans; BETL) , Leuven 1997, 391-405
  • Schüngel-Straumann, H., Juda und Tamar. Buch Genesis, Kapitel 38, in: H. Haag, (Hg.), Schön bist du und verlockend. Große Paare der Bibel, Freiburg u.a. 2001, 58-61
  • Sharon, D., Some results of a structural semiotic analysis of the story of Judah and Tamar, JSOT 29 (2005), 289-318
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  • Wildavsky, A., Survival Must not be Gained through Sin. The Moral of the Joseph Stories Prefigured through Judah and Tamar, JSOT 62 (1994), 37-48

Abbildungsverzeichnis

  • Juda und Tamar (Jacopo Bassano; 1510/16-1592).

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