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Weihrauch

(erstellt: Dezember 2019)

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1. Botanisch

Weihrauch 01
Weihrauch ist ein → Harz von Sträuchern der Gattung Boswellia, die vor allem an den Küsten Südarabiens sowie in Somalia und der Insel Sokotra vorkommen. Von den 24 Arten der Gattung Boswellia ist besonders Boswellia sacra Flueckiger wichtig. Die Weihrauchsträucher sind mittelgroß und haben gefiederte Blätter sowie grün-weißliche oder rosafarbene Blüten.

Weihrauch 02
Die Harzkügelchen, die die Sträucher absondern, sind von gelblich-rötlicher Farbe. Ihr Geschmack ist bitter. Werden sie verbrannt, so verströmen sie einen schweren, süßen, leicht betäubenden Duft. Durch Anritzen des Stammes konnte man die zu erzielende Harzmenge erhöhen und beschleunigen.

2. Bezeichnungen

Die hebräische Bezeichnung für Weihrauch ist לְבוֹנָה levônāh, die griechische λίβανος libanos.

3. Biblisch

3.1. Altes Testament

3.1.1. Herkunft

Das Weihrauchharz war ein Produkt, das durch Kamelkarawanen (→ Karawane) nach Israel importiert wurde (Jes 60,6). Als Ursprungsland wird → Saba angegeben (Jer 6,20). Die berühmte, um 1490 v. Chr. zu datierende Expedition der Königin Hatschepsut, die in ihrem Totentempel in Dēr el-Baḥri beschrieben ist, brachte u.a. Weihrauch von Punt nach Ägypten.

3.1.2. Bedeutung

Weihrauch war im Alten Orient ein begehrter und teurer Aromastoff. Beim Verbrennen auf glühenden Kohlen entwickelt das Harz einen aromatischen Duft. Deshalb wurde Weihrauch auch im Kult verwendet und als Opfergabe dargebracht (vgl. Jer 41,5).

Reiner, pulverisierter Weihrauch war neben → Stakte und → Galbanum Teil des im Kult verwendeten Räucherwerks (Ex 30,34; Sir 24,15 [Lutherbibel: Sir 24,20]), das allein JHWH vorbehalten war. Seine Profanierung galt als todeswürdig (Ex 30,38). Beim Schaubrot wurde ebenfalls reiner Weihrauch hinzugefügt (Lev 24,7). Auch beim Speise- und Erstlingsopfer war Weihrauch ein wichtiger Bestandteil (Lev 2,1f.15f; vgl. Jes 43,23; Bar 1,10). Bei einem kümmerlichen Opfer, wie es in Num 5,15 vorausgesetzt wird, verzichtete man auf die Beigabe von Weihrauch. Aufgrund seiner kultischen Bedeutung wurde Weihrauch im Tempel gelagert (Neh 13,5.9); die Vorräte wurden von den → Leviten verwaltet (1Chr 9,29). Anlässlich von Wallfahrten zum Tempel brachte man Weihrauch auch als Gabe mit (Jer 17,26; Jer 41,5).

Man verwendete Weihrauch auch zur Ehrung von Persönlichkeiten. Bekannt war seine heilende Wirkung.

Kriegselefanten, die in der Rennbahn von Alexandria Juden niedertrampeln sollten, wurden mit Wein berauscht, der mit Weihrauch versetzt worden war (3Makk 5,2.10.45).

3.1.3. Metaphorik

Myrrhenberg und Weihrauchhügel sind in der Liebeslyrik Metaphern für die Geliebte (Hhld 4,6), die so „hyperbolisch als eine Landschaft [dargestellt wird], die ganz aus diesen kostbaren und betörenden Duftstoffen besteht“ (Keel 1984, 144). In ähnlicher Weise vergleicht Hhld 4,12ff die Geliebte mit einem Garten voller exotischer Duftpflanzen, u.a. Weihrauch (Hhld 4,14). Ihre Anziehungskraft wird in Hhld 3,6 durch den Hinweis unterstrichen, dass sie von Myrrhe und Weihrauch „umduftet“ ist.

Wie die Wolke des Weihrauchs im heiligen Zelt, so gibt auch die → Weisheit einen Wohlgeruch von sich, der alles erfüllt (Sir 24,15 [Lutherbibel: Sir 24,20]). Und die der Lehre → Ben Siras folgenden Schüler sollen den Lobpreis Gottes hervorströmen lassen, wie Weihrauch seinen Wohlgeruch verbreitet (Sir 39,14). Und die Erscheinung des Hohenpriesters → Simon gleicht dem Feuer des Weihrauchs auf dem Opfer (Sir 50,9.12).

3.2. Neues Testament

Gold, Weihrauch und Myrrhe sind kostbare Huldigungsgaben der Weisen aus dem Morgenland, mit dem sie dem neugeborenen König die Ehre erweisen (Mt 2,14). Als Handelsartikel erscheint Weihrauch in Apk 18,13 neben anderen kostbaren Gütern. Mit λιβανωτός libanōtos (Apk 8,3.5) wird die Räucherpfanne bezeichnet, auf der Weihrauch verbrannt wurde.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, Stuttgart 1894-1972
  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Germer, R., Die Heilpflanzen der Ägypter, Düsseldorf 2002 (Reg. s.v.)
  • Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 135-137
  • Keel, O., Das Hohelied (ZBK.AT 18), Zürich 1984
  • Martinetz, D. / Lohs, K. / Janzen, J., Weihrauch und Myrrhe, Berlin 1989
  • Müller, W.W., Weihrauch. Ein arabisches Produkt und seine Bedeutung in der Antike, München 1978
  • Nielsen, K., Incense in Ancient Palestine (VT.S 38), Leiden 1986
  • Riede, P., Und sie brachten Weihrauch und Myrrhe … Heil- und Duftpflanzen in der Bibel, KilR 57/3 (2006) 4-10 (= ders., Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments [MThSt 106], Leipzig 2009, 43-52)
  • Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1984, 97
  • Zwickel, W., Räucherkult und Räuchergeräte. Exegetische und archäologische Studien zum Räucherkult im Alten Testament (OBO 97), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1990, 342f

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