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(erstellt: September 2015)

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1. Botanisch

Rose 01

Die Rose ist eine strauchartige Pflanze mit starken, dornigen Ästen und Blättern und großen Blüten. Ihre genießbaren Früchte reifen im Spätsommer. Die Rose ist in verschiedenen Arten in Israel verbreitet, u.a. am Hermon und im Sinai. In den Wäldern Palästinas ist vor allem die Hundsrose ( Rosa canina) mit ihren rosa Blüten belegt; an feuchten Standorten wie z.B. Bachläufen kommt die Rosa phoenicia mit ihren weißen Blüten und den dornigen Trieben vor.

2. Biblisch

Rose 02

Die Rose ist in der Hebräischen Bibel nicht belegt, wohl aber in der → Septuaginta, wo sie in zwischentestamentlichen Schriften wie Weisheit (Weish 2,8) und Jesus Sirach (Sir 24,14 [Lutherbibel: Sir 24,18]; Sir 39,13 [Lutherbibel: Sir 39,17]; Sir 50,8) genannt wird. Dort erscheint sie jeweils als schöne Blume, so z.B. in Sir 24,14, wo von den Rosenstöcken in Jericho die Rede ist (andere denken hier an die Lilie, die in der Gegend von Jericho „üppig“ wachse [Sauer 2000, 183]). In Sir 39,13 werden die Kinder vom Weisheitslehrer aufgefordert, durch das Hören auf die von ihm weitergegebene Lehre in die Höhe zu wachsen wie eine Rose am Bachlauf. In Sir 50,8 verdeutlichen die Blüten der Rosen in den Festtagen die prächtige Erscheinung des Hohenpriesters Simon bei der Zeremonie der Bekleidung mit dem priesterlichen Ornat. In Weish 2,8 ist von einem Blumenkranz aus Rosen die Rede, der bei einem hemmungslosen Gelage die teilnehmenden Männer schmücken soll. Vielleicht ist aber auch metaphorisch ausgedrückt, „dass kein junges Mädchen, das ihnen über den Weg läuft, von ihnen unbehelligt bleibt“ (Hübner 1999, 41).

Von Rosengärten ist im Mischna-Traktat Baba Qamma 82b die Rede: „Man lege (in Jerusalem) keine Gemüse- und Obstgärten an, mit Ausnahme der Rosengärten, die sich da seit der Zeit der ersten Propheten befinden“. In der Mischna wird außerdem erwähnt, dass man die Rose zur Gewinnung von Rosenöl verwendete (Scheb’it VII, 6). Rosenöl war als Heilmittel für die Haut wichtig (Schabbath XIV, 6). Nach Meg. Taanith 2 trägt der Bräutigam am Tag der Hochzeit einen Kranz aus Rosen.

Der griechische Name der Rose ῥόδον rόdon ist im Neuen Testament auch als weiblicher Personenname belegt: Rhode (Apg 12,13).

3. Die „Rose von Jericho“

Rose 03

Die Rose von Jericho, so benannt nach Sir 24,14, hat botanisch mit einer Rose nichts zu tun. Sie ist eine Wüstenpflanze und gehört zu den Kreuzblütlern (cruciferae). Im Winter fällt sie durch eine kleine Rosette mit vielen kleinen weißen Blüten auf. In der Trockenzeit zu einer faustgroßen Kugel zusammengerollt kann sie sehr lange ohne Wasser überleben und erblüht sofort, wenn sie befeuchtet wird. Ihr botanischer Name Anastatica hierochuntica „Auferstehungspflanze“ bezieht sich auf dieses Phänomen (vgl. die Abbildung bei Hepper 1992, 58).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Goor, A., Die Geschichte der Rose im Heiligen Land, Wiesbaden 1983
  • Hepper, F.N., Die Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 37.57f
  • Hübner, H., Die Weisheit Salomos. Liber Sapientiae Salomonis (ATD.E 4), Göttingen 1999
  • Löw, I. Die Flora der Juden, Bd. III, Nachdruck Hildesheim 1967, 193-211
  • Sauer, G., Jesus Sirach (JSHRZ III/5), Gütersloh 1981
  • Sauer, G., Jesus Sirach / Ben Sira (ATD.E 1), Göttingen 2000
  • Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986, 181

Abbildungsverzeichnis

  • Blüte der Hundsrose (Rosa canina). Aus: Wikimedia Commons; © Walter J. Pilsak, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 unported; Zugriff 3.11.2015
  • Blüte der Rosa Phoenicia. Aus: Wikimedia Commons; © Eitan f, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 unported; Zugriff 3.11.2015
  • Die „Rose von Jericho“ bleibt bei Dürre auch über Jahre geschlossen (links) und öffnet sich innerhalb von Minuten, sobald sie Wasser erhält (rechts). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015)

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