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Andere Schreibweise: Emim

(erstellt: Dezember 2008)

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1. Name

mîm

êmāh

2. Vorkommen im Alten Testament

„Emiter“ heißt in Gen 14,5; Dtn 2,10f. eine Völkerschaft, die im südlichen Ostjordanland lebte, bevor dort die → Moabiter und die Israeliten siedelten. Als ihr Siedlungsgebiet wird Gen 14,5 die „Ebene von → Kirjatajim“ angegeben, wobei die Septuaginta, der Targum Neofiti sowie das → Genesis-Apokryphon (1QapGen 21,29) „Kirjatajim“ nicht als Eigennamen, sondern als „Stadt“ bzw. „Städte“ lesen. Nach dem biblischen Bericht sollen die Moabiter von → Abrahams Neffen → Lot abstammen (Gen 19,37); die urzeitlichen Einwohner dieses Gebietes, von denen die archäologischen Überreste Zeugnis ablegen, dürfen demnach noch keine Moabiter gewesen sein. Durch die Assoziation mit den → Anakim („Riesen“) und den Refaïm (eigtl. „Totengeister“; → Totenkult) in Dtn 2,10f. werden die Emiter, ähnlich den Samsumitern / Susitern in Gen 14,5 und Dtn 2,20, als sagenhafte Urmenschen charakterisiert, die mit keinem geschichtlich fassbaren Volk verbunden sind.

Nach der Systematik von Gen 14 bewohnten die Refaïm das später israelitische Siedlungsgebiet im nördlichen Ostjordanland, die Susiter und Emiter das Land der nachmaligen → Ammoniter und → Moabiter, der Kinder Lots, und die → Horiter das Land der → Edomiter, der Nachkommen → Esaus. Kedor-Laomer von Elam sollte mit seinem Kriegszug durch deren Länder (Gen 14,5f.) die Voraussetzung für die spätere Ansiedlung von Ammon, Moab und Edom schaffen, während die Gebiete der Refaïm bis zur Inbesitznahme durch die Israeliten unter → Mose und → Josua zunächst den mit Abram verbündeten Amoritern zufallen sollten (Gen 14,7.13.24; Gen 15,16.21).

3. Frage der Historizität

Die Moabiter sind ebenso wie die ostjordanischen → Stämme Ruben und Gad erst in der Eisenzeit inschriftlich bezeugt, dasselbe gilt für die Stadt → Kirjatajim, an der Grenze zwischen moabitischem und israelitischem Siedlungsgebiet (zahlreiche Belege im Alten Testament, קריתן in der → Mescha-Inschrift Z.10). Für die bronzezeitlichen Bewohner ihres ostjordanischen Siedlungsgebietes, die es gegeben haben muss, ist bislang keine Volksbezeichnung in zeitgenössischen Texten nachgewiesen worden. Dass der Untergang dieser und anderer Volksgruppen mit kriegerischen Ereignissen zu tun gehabt haben mag, ähnlich denen, die Gen 14,5-12 geschildert werden, ist möglich. Da aber die Namen und Königreiche der beteiligten Kriegsparteien (Gen 14,1-2) fingiert sind, handelt es sich wohl um den Versuch einer Rekonstruktion der Vorgeschichte des Ostjordanlandes ohne geeignete Quellen. Im Rahmen dieser Rekonstruktion wird dem → Kedor-Laomer von Elam (Gen 14,5; nach Dtn 2,9-11 war Gott selbst der Initiator) die Auslöschung der Emiter und der anderen mehr oder weniger sagenhaften Urvölker des Ostjordanlandes (Refaim, Susiter / Samsumiter, Emiter, Horiter) zugeschrieben.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001

2. Weitere Literatur

  • Alt, A., 1968, Emiter und Moabiter, in: Ders., Kleine Schriften I, München, 203-215
  • Astour, M.C.,1992, Art. Shaveh-Kiriathaim, Anchor Bible Dictionary V, 1168
  • Heckl, R., 2004, Moses Vermächtnis. Kohärenz, literarische Intention und Funktion von Dtn 1-3 (ABG 9), Leipzig
  • Görg, M., 1988, Beiträge zur Zeitgeschichte der Anfänge Israels: Dokumente, Materialien, Notizen (Ägypten und Altes Testament 2), Wiesbaden (bes. S. 123-134)
  • Kallai, Z., 1998, The Campaign of Chedorlaomer and Biblical Historiography, in: Ders., Biblical Historiography and Historical Geography. Collection of Studies (BEAT 44), Frankfurt a. M. u.a., 218-242
  • Perlitt, L., 1990-94, Deuteronomium (BK V/1-3), Neukirchen-Vluyn
  • Schatz, W., 1972, Genesis 14. Eine Untersuchung (EHS 23.2), Bern
  • Ziemer, B., 2005, Abram – Abraham. Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Gen 14, 15 und 17 (BZAW 350), Berlin / New York

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