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(erstellt: August 2017)

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1. Name

Die Etymologie des Namens Tibni (תִּבְנׅי tivnî) ist ungeklärt (s. HALAT): Handelt es sich um das durch „Gentiliziums“-Endung î erweiterte Substantiv תֶּבֶן tævæn „Stroh“ (so Noth, 232), dann würde der Name „Strohmann“ bedeuten und auf die Schwächlichkeit eines Kind anspielen oder Spott enthalten (Gray, 365). Als Hypokoristikum könnte er auch Teil eines nicht mehr rekonstruierbaren umfangreicheren Namens sein. Ebenso möglich ist die Herleitung von der Wurzel בנה bnh „bauen“ mit Präfix ת im Sinne von „Abbild / Figur“ (vgl. תַּבְנִית tavnît „Abbild / Figur“).

2. Tibni, der Gegenkönig zu Omri

Von Tibni zeugt im Alten Testament nur eine kurze Notiz in 1Kön 16,21-22, die auf → Annalen zurückgehen mag. Nach ihr spaltete sich das Volk, nachdem → Omri 882 v. Chr. die Verschwörung → Simris niedergeschlagen hatte. Nur die eine Hälfte des Volkes folgte Omri, die andere dagegen Tibni, dem Sohn Ginats, der somit als Gegenkönig zu → Omri dargestellt wird. Nach dem chronologischen Rahmen des → Deuteronomistischen Geschichtswerks (1Kön 16,15.23) hielt dieser Zustand vier Jahre an.

Die hinter der Auseinandersetzung stehenden Konflikte bleiben im Dunkeln (s. dazu auch im Forschungsüberblick bei Timm, 260f., 263, 280f., 287): War Omri auf Ausgleich mit kanaanäischen Bevölkerungselementen bedacht, während Tibni der Kandidat konservativer Kreise war (Hentschel, 101)? War Tibni der Wunschkandidat des Volkes, während das Heer Omri unterstützte (Soggin, 53)? Oder waren Stammesrivalitäten Hintergrund der Auseinandersetzungen? Die Quellenlage erlaubt keine definitive Klärung (Donner, 289).

Die Teilung des Volkes und die sukzessive Machtzunahme der Partei Omris legt die Annahme nahe, dass der Machtkampf gewaltsam ausgetragen wurde. Auch wenn die Formulierung in 1Kön 16,22 den Rückschluss auf eine natürliche Todesursache erlaubt, so ist ebenso denkbar, dass Tibni im Zuge dieser Auseinandersetzungen getötet wurde (so auch → Josephus, Antiquitates VIII, 12,5; Text gr. und lat. Autoren). Daraufhin deutet auch die Notiz der → Septuaginta, dass Tibni zusammen mit seinem Bruder → Joram umkam (dazu ausführlich Soggin). Nicht durchgesetzt hat sich die These Millers, die Notiz über Tibnis Tod sei hethitischen Parallelen entsprechend lediglich im Sinne des Verlustes seiner königlichen Macht zu verstehen.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992

2. Weitere Literatur

  • Donner, H., 1995 (2. Aufl.), Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. Teil 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen (GAT 4/2), Göttingen
  • Gray, J., 1977 (3. Aufl.), I & II Kings. A Commentary (OTL), London
  • Hentschel, G., 1985, 1 Könige (NEB.AT 10), Würzburg
  • Miller, J.M.,1968, „So Tibni Died“ (I Kings XVI 22), VT 18, 392-394
  • Noth, M., Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namensgebung (BWANT III / 10), Stuttgart 1928
  • Soggin, A., 1975, Tibnî. King of Israel in the First Half of the 9th Century B.C., in: ders., Old Testament and Oriental Studies (Biblica et Orientalia 29), Rom, 50-55
  • Timm, S., 1982, Die Dynastie Omri. Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Israels im 9. Jahrhundert vor Christus (FRLANT 124), Göttingen

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