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(erstellt: März 2015)

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1. Bezeichnungen

Im Alten Testament finden sich die drei hebräische Bezeichnungen für Stroh: קַשׁ qaš, תֶּבֶן tævæn und מַתְבֵּן matben. Im Neuen Testament ist dagegen einzig der Terminus καλάμη kalamē belegt.

2. Altes Testament

2.1. „Grobes Stroh“ (קַשׁ qaš)

Bei קַשׁ qaš handelt es sich „um die gröbsten Rückstände des Strohs, aus denen man notfalls noch Häcksel für die Ziegelherstellung schneiden kann“ (Beyse 1990, 196; vgl. den einzigen konkreten Gebrauch in Ex 5,12), die Strohstoppeln, nicht die Spreu (hebräisch מֹץ moṣ).

Im Alten Testament wird קַשׁ qaš hauptsächlich in der Bildsprache gebraucht. Im Rahmen von Gerichtsworten findet sich die Ankündigung, Stroh werde vom Feuer vernichtet, wobei unterschiedliche Zielgruppen im Blick sind: Jerusalemer (Jes 5,24), Astrologen in Babylon (Jes 47,14), das Haus Jakobs / das Haus Josefs (Ob 18), Ninive (Nah 1,10), die Feinde Israels (Ex 15,7) oder der Gottlose (Mal 3,19). Auch Jo 2,5 ist in diesem Zusammenhang zu nennen, nur dass dort die alles verzehrenden → Heuschrecken mit einem Feuerbrand verglichen werden, der die ausgetrockneten Strohstoppeln auf dem Acker blitzschnell in Brand setzt.

Stroh kann aber auch vom Winde verweht werden. Auf diesen Alltagsbezug beziehen sich ebenfalls Gerichtsworte, die an das treulose Jerusalem (Jes 13,24) bzw. die Feinde des Beters gerichtet sind (Ps 83,14; vgl. ferner Jes 40,24; Jes 41,2). In diesen Bildworten stehn die Nichtigkeit sowie die Bedeutungs- und Wertlosigkeit im Vordergrund (vgl. auch Jes 33,11). Auf die Bedeutungslosigkeit von Strohstoppeln dürfte auch Hi 13,25 abzielen, wenn → Hiob Gott vorwurfsvoll entgegenhält: „Willst du verdorrtes Stroh jagen?“ Für Leviathan dagegen sind die gegen ihn gerichteten Jagdwaffen wie Stoppeln und Stroh (Hi 41,19-21): Sie prallen nutzlos an ihm ab.

2.2. „Häcksel“ (תֶּבֶן tævæn)

תֶּבֶן tævæn meint gehacktes Stroh, Häcksel, das beim Dreschen mit dem Dreschschlitten entsteht. Ebenso wie sich Stroh und Getreide in ihrem Wert unterscheiden, so Traum- und Wortpropheten (Jer 23,28).

Dieses höherwertige Stroh wurde als Viehfutter und als Streu für Tiere verwendet (Gen 24,25.32; Ri 19,19; 1Kön 5,8; Jes 11,7; Jes 65,25). Es wurde aber auch für die Herstellung von luftgetrockneten Lehmziegeln benötigt (Ex 5,7ff; vgl. Hepper 1992). Da beim Zerfall des Strohs Säure freigesetzt wird, wird die Zusammensetzung und damit die Qualität der Ziegel verbessert. Bildlicher Gebrauch liegt in Hi 21,18 vor: Hier steht die schnelle Vergänglichkeit von Stroh im Hintergrund.

2.3. Stroh / Strohhaufen (מַתְבֵּן matben)

Dieser Begriff steht für Stroh / Strohhaufen: In einem in Jes 25,10 überlieferten Gerichtswort wird → Moab sein Untergang angekündigt, der so geschieht, „wie man Stroh im Mistpfuhl zerstampft“.

3. Neues Testament

Der Begriff καλάμη kalamē erscheint im Neuen Testament nur in 1Kor 3,12 als wenig beständiges Baumaterial, das im Feuer des Gerichts nicht besteht.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Bayse, K.-M., Art. קַשׁ, in: ThWAT, VII, Stuttgart u.a. 1990, 195-197
  • Bojowald, St., Die Spreu im Wind und ähnliche Formulierungen als Sinnbild der Vergänglichkeit nach dem Zeugnis hebräischer und ägyptischer Textquellen, UF 45 (2014), 57-64
  • Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 91
  • Koenen, K., Heil den Gerechten – Unheil den Sündern! Ein Beitrag zur Theologie der Prophetenbücher (BZAW 229), Berlin 1994, 27f
  • Neumann-Gorsolke, U. / Riede, P. (Hgg.), Das Kleid der Erde. Pflanzen in der Lebenswelt des alten Israel, Stuttgart 2002

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