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Palti / Paltiel

(erstellt: März 2008)

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1. Name

Der hebräische Name Palti (פלטי palṭî) bedeutet „Rettung“ bzw. „meine Rettung“, je nachdem, ob eine hypokoristische Endung (d.h. eine verkürzte Namensform) oder ein Suffix der 1. Pers. Sing. („mein“) vorausgesetzt wird. Denkbar ist auch die Übersetzung „[Gott] hat gerettet“. Paltiel (פלטיאל palṭî’el) enthält demgegenüber ein explizites theophores Element und kann übersetzt werden: „[Meine] Rettung ist El“ (pælæt „Rettung“ mit Suffix 1. Pers. Sing. oder Bindevokal).

2. Sauls Schwiegersohn

1Sam 25. Im Rahmen der → AufstiegserzählungDavids wird im Anschluss an die Abigajil-Geschichte (1Sam 25,2-42) berichtet, dass David außer → AbigajilAhinoam von Jesreel zur Frau hatte (1Sam 25,43). → Sauls Tochter → Michal, die er nach 1Sam 18,27 geheiratet hatte, sei nun aber Palti, dem Sohn des Lajisch, gegeben worden, der aus Gallim stammt (1Sam 25,44) – wahrscheinlich Chirbet Ka‛kūl nördlich von Jerusalem zwischen tell el-fūl und ‛anāta (→ Gibea mit Karte Abb. 6; → Anatot). Im Hintergrund könnte stehen, dass Michal David nach 1Sam 19,8-17 zwar zur Flucht vor Saul verholfen hatte, ihm aber nicht gefolgt war.

Man hat angenommen, dass Michal eine sog. „Beena-Ehe“ geführt habe (Morgenstern, 1929). In dieser Form der Ehe bleibt die Frau bei ihrer Verwandtschaft und die Kinder gehören zur Sippe der Mutter. Stoebe (1973) weist diese rechtsgeschichtliche Ausweitung jedoch als zu hypothetisch zurück.

Nach dem masoretischen Text von 2Sam 21,8 war Michal die Frau Adriels. Dort wird berichtet, dass David die fünf Söhne, die aus dieser Ehe hervorgegangen waren, den Gibeoniten ausgeliefert habe. Vielfach wird an dieser Stelle mit zwei hebräischen Handschriften nicht „Michal“, sondern „Merab“ (Michals Schwester) gelesen (vgl. Lukian, Targum). Dies entspricht der Angabe von 1Sam 18,19.

2Sam 3. Hier wird berichtet, dass → Abner, der Heerführer → Eschbaals (=Isch-Boschets), Kontakt mit David aufnimmt und ihm ein Bündnis anbietet, da er sich mit seinem Herrn überworfen hat. David stellt die Bedingung, dass ihm zuvor Michal zurückgegeben werden müsse (2Sam 3,13). Gleichzeitig sendet er aber auch Boten zu Eschbaal und richtet dieselbe Forderung an ihn (2Sam 3,14). Eschbaal, der offenbar auf einen Ausgleich mit David bedacht ist, lenkt ein und lässt Michal ihrem Mann wegnehmen, der hier Paltiel heißt, doch mit Palti identisch ist, da der Name des Vaters – in der Fassung des Qere – mit dem in 1Sam 25,44 genannten übereinstimmt. Paltiel begleitet seine Frau Michal weinend bis Bachurim, wird von dort aber zurückgeschickt. Hinter dieser Maßnahme Davids wird vielfach dessen Versuch vermutet, durch die Verbindung mit der Saulidentochter die Legitimität seines Thronanspruchs zu unterstreichen. Stoebe (1994) nimmt an, David sei daran gelegen gewesen, durch die Verschwägerung mit dem Hause Sauls im Norden ähnlich festen Halt zu gewinnen, wie ihm dies im Süden durch die Verbindung mit Abigajil gelungen sei.

Die Ehe zwischen David und Michal ist nach Stoebe (1958 / 1973) zwar historisch nicht zu bezweifeln, allerdings sei sie − entgegen der Darstellung von 1Sam 18,20-27 − vermutlich erst nach dem Tod Sauls geschlossen worden. Die Vorstellung, dass David Michal geheiratet habe, nachdem ihm Merab von Saul vorenthalten worden war, sei eine nachträgliche erzählerische Ausgestaltung, die der Jakobgeschichte nachempfunden sei. Durch diese Annahme werde die Schwierigkeit behoben, dass nach Dtn 24,1-4 (einer nach Stoebe alten Rechtsvorschrift) die Wiederverheiratung Geschiedener nicht erlaubt war (Stoebe, 1994). Ähnlich äußert sich Noth (1986). Nach Hertzberg (1982) setzt diese Auffassung einen derartigen Eingriff in das Überlieferungsgut voraus, dass nicht erklärt werden könne, wie der jetzt vorliegende Text entstanden sei.

3. Weitere Personen

In Num 13,9 heißt einer der → Kundschafter, die nach Kanaan gesandt werden, Palti; er ist der Sohn Rafus und gehört zum Stamm Benjamin. Num 34,26 erwähnt Paltiel, den Sohn Asans, einen Fürsten aus dem Stamm Issachar.

Literaturverzeichnis

  • Stoebe, H.J., 1966, Art. Palti, Biblisch-Historisches Handwörterbuch Bd. 3, Göttingen, 1381
  • Stoebe, H.J., 1964, Art. Michal, Biblisch-Historisches Handwörterbuch Bd. 2, Göttingen, 1213
  • Grønbæk, J.H., 1971, Die Geschichte vom Aufstieg Davids (1.Sam. 15 - 2.Sam. 5), AThD X, Kopenhagen
  • Hertzberg, H.W., 1982, Die Samuelbücher (ATD 10), 6. Aufl., Göttingen
  • Morgenstern, J., 1929, Beena Marriage (Matriarchat) in Ancient Israel and its Historical Implications, ZAW 47, 91-110
  • Noth, M., 1986, Geschichte Israels, 10. Aufl., Göttingen
  • Noth, M., 1966 (Nachdr. 1928), Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT III / 10), Hildesheim
  • Soggin, J.A., 1967, Das Königtum in Israel: Ursprünge, Spannungen, Entwicklungen (BZAW 104), Berlin
  • Stoebe, H.J., 1958, David und Michal: Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids, in: Hempel, J. / Rost, L. (Hgg.), Von Ugarit nach Qumran: Beiträge zur alttestamentlichen und altorientalischen Forschung (FS O. Eißfeldt; BZAW 77), Berlin, 224-243
  • Stoebe, H.J., 1973, Das erste Buch Samuelis (KAT 8,1), Gütersloh
  • Stoebe, H.J., 1994, Das zweite Buch Samuelis: mit einer Zeittafel von Alfred Jepsen (KAT 8,2), Gütersloh
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBK.AT 9), Zürich

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