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(erstellt: Mai 2024)

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Karmel bezeichnet (1) eine alttestamentliche Ortslage in Südpalästina und (2) einen von Südosten nach Nordwesten verlaufenden Gebirgszug entlang der Mittelmeerküste in Mittelpalästina (Karmelgebirge). Hinsichtlich der Ausdehnung des Gebirgszuges Richtung Südosten gibt es unterschiedliche Definitionen (siehe Abschnitt 4.2.). Das Karmelgebirge wird im Alten Testament aufgrund seiner Höhe und landschaftsprägenden Formation, aber auch aufgrund seiner Fruchtbarkeit und üppiger Vegetation als besonderer Ort wahrgenommen. Nicht zuletzt hat das Karmelgebirge als Aufenthaltsort der Propheten → Elia und → Elisa und als Ort der Begegnung mit JHWH Bedeutung erlangt.

1. Name

Sowohl (1) die Ortslage im Süden Palästinas als auch (2) der Gebirgszug in Mittelpalästina werden im Alten Testament mit dem Toponym כַּרְמֶל karmæl bezeichnet. Von den beiden Toponymen ist das gleichlautende hebräische Wort כַּרְמֶל karmæl mit der Bedeutung „Baumgarten, Baumgartenpflanzung“ zu unterscheiden, wobei ein enger inhaltlicher Zusammenhang anzunehmen ist. Alle drei Lexeme sind etymologisch auf das hebräische Wort כֶּרֶם kæræm „Weinberg, Rebenpflanzung, Obstgarten“ zurückzuführen, an das die indogermanische Endung l anschließt (vgl. Gesenius, 18. Aufl., 571f.). Das Toponym כַּרְמֶל karmæl weist vor diesem Hintergrund auf eine mögliche landwirtschaftliche Nutzung des Karmelgebirges oder auf Teile der Region als Fruchtbaum- oder auch Weinbaugebiet hin. So lässt sich auch die Bezeichnung „Weingarten“ oder „Weingartenberg“ (Noth 1962, 53), die M. Noth (→ Noth, Martin) für das Karmelgebirge vorschlägt, begründen. Alternativ wurde, unter anderem im Rückgriff auf Jes 32,15, vorgeschlagen, כַּרְמֶל karmæl nicht als Fruchtgarten, sondern als eine Landschaftsform zu verstehen, die eine Zwischenform zwischen Wald und Steppe darstellt, in etwa den mediterranen Maquis- oder Macchialandschaften entsprechend (Keel / Küchler 1982, 751-755).

Für manche alttestamentlichen Textstellen herrscht Uneinigkeit, ob mit dem Toponym übersetzt werden soll, also die bestimmte Gebirgsregion gemeint ist, oder ob es davon unabhängig um die Landschaftsform geht (vgl. z.B. 2Chr 26,10). Teilweise sind beide Übersetzungsweisen oder ein bewusster Einsatz dieser beiden Bedeutungshorizonte denkbar; so könnte die zweifache Verwendung des Wortes in Jes 29,17 u.ö. innerhalb eines Wortspiels einmal auf das Toponym, einmal auf die Bedeutung Fruchtgarten bzw. Weingarten abzielen.

Die Bedeutung כַּרְמֶל karmæl „Jungkorn“ (vgl. Lev 2,14; Lev 23,14; 2Kön 4,42) kann aufgrund der abweichenden Etymologie an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben. Mit der Wortverbindungen הַר הַכַּרְמֶל har hakkarmæl „Berg Karmel“ (vgl. 1Kön 18,19f.; 2Kön 2,25; 2Kön 4,25) wird die Region als Gebirge charakterisiert. Offen bleibt, ob in den alttestamentlichen Texten mit Karmel jeweils der gesamte Gebirgszug oder ein bestimmter Teil dessen gemeint ist. Der höchste oder ein besonders gut sichtbarer Teil des Karmelgebirges, wie z.B. das ins Mittelmeer ragende Kap oder wahrscheinlicher der Dēr al-Muḥraqa (Koordinaten: 1585.2309; N 32° 40′ 21″, E 35° 05′ 16″) über dem steilen Südostabhang, wird mit der Formulierung רֹאשׁ הַכַּרְמֶל ro’š hakkarmæl „Spitze des Karmels“ beschrieben (vgl. 1Kön 18,42, Am 1,2; Am 9,3).

Aus dem (1) Ortsnamen כַּרְמֶל karmæl Karmel wurde im Hebräischen außerdem das Gentilizium כַּרְמְלִי karməlî als Bezeichnung für Personen, die aus dem Ort Karmel stammen, gebildet (1Sam 27,3; 1Sam 30,5; 2Sam 2,2; 2Sam 3,3; 2Sam 23,35; 1Chr 3,1; 1Chr 11,37).

Das Karmelgebirge wird in der rabbinischen Literatur כרמל krml, הכרמל hkrml, הר הכרמל hr hkrml, הר כרמל hr krml und ähnlich bezeichnet (vgl. Reeg 1984, 225f.). Sowohl die → Septuaguinta als auch die Vulgata transkribieren (1) den Ortsnamen mit griechisch Κάρμηλος karmēlos oder Χερμελ chermel bzw. lateinisch Carmelus oder Charmel sowie (2) das Toponym für den Gebirgszug mit griechisch Κάρμηλος karmēlos bzw. lateinisch Carmelus. Aus römisch-byzantinischer Zeit ist für (1) die Ortslage eine Siedlung mit dem Namen Chermala oder Chermula bekannt. Der Name schlägt sich auch im modernen arabischen Ortsnamen Ḫirbet el-Kirmil (Koordinaten: N 31° 25′ 25″, E 35° 7′ 59″) nieder. Im Arabischen wird (2) der Gebirgsname entweder ebenfalls als Ǧebel Karmel wiedergegeben oder heißt dort Ǧebel Mār Elyās, was sich auf die Erzählung um den Propheten Elia und deren Verortung auf dem Karmel bezieht (siehe Abschnitt 2.2.).

2. Bedeutung in alttestamentlichen Textquellen

2.1. Ort Karmel im Südlichen Bergland

In Jos 15,55 wird der Ort Karmel neben → Maon, Sif und Jutta als Ort im Stammesgebiet Judas aufgezählt. 1Sam 15,12 zufolge stellte → Saul hier ein Denkmal oder eine Siegesstele auf. Diese Textstelle macht die verkehrsgeografische Lage des Ortes deutlich.

Die wichtigste Belegstelle findet sich in der Erzählung um → David, → Nabal und → Abigajil in 1Sam 25. In 1Sam 25,2 wird Karmel in der Nähe von Maon verortet. Nabal besitzt zahlreiche Schafe und Ziegen, die er in Karmel hält und die auch dort geschoren werden. Der Bericht über die Haltung von Schafen und Ziegen entspricht durchaus den geographischen Gegebenheiten, die Weidewirtschaft ermöglichen (→ Vieh- und Milchwirtschaft). Hier könnte sich Karmel auch auf eine Region oder Landschaft anstatt auf einen einzelnen Ort beziehen (vgl. Jepsen 1959). Auf diese Erzählung greifen verschiedene alttestamentliche Textstellen zurück, wenn sie Davids spätere Frau Abigajil mit dem Gentilizium כַּרְמְלִי  karməlî beschreiben (vgl. 1Sam 27,3; 1Sam 30,5; 2Sam 2,2; 2Sam 3,3; 1Chr 3,1).

2.2. Karmelgebirge

Das Karmelgebirge ist markant und in den umliegenden Regionen trotz seiner nicht allzu großen Höhe gut sichtbar. So fand es in verschiedenen alttestamentlichen Texten Eingang als geographische Angabe. In Jos 12,22 dient das Karmelgebirge als Näherbestimmung der Stadt Jokneam am Karmel, die am Rande der Jesreelebene direkt am Fuß des steilen Ostabhangs des Karmelgebirges liegt. In Jos 19,26 wird das Karmelgebirge als eine der Begrenzungen des Stammesgebietes Assers (→ Stämme Israels) im Südwesten bezeichnet. Hier grenzt es an das Stammesgebiet Manasses (→ Landverteilung). Insbesondere am Nordostabhang des Karmelgebirges, hin zum Gebiet, das dem Stamm Asser zugeschrieben wird, lassen die topographischen Verhältnisse eine natürliche Grenze plausibel erscheinen.

In den Erzählungen um die Propheten Elia und Elisa in den Königebüchern ist der Karmel der Ort der Begegnung mit JHWH bzw. seinen Propheten. In 1Kön 18 versammelt der Prophet → Elia das Volk Israel am Karmel, um es im Zuge des Wettstreits mit 450 Propheten → Baals und 400 Propheten der → Aschera von der Alleinverehrung JHWHs zu überzeugen. Am Karmel wird dieser Erzählung zufolge die Präsenz und Wirkmacht JHWHs durch das von ihm entfachte Feuer erkennbar. Von der Spitze des Karmels aus ist außerdem erkennbar, dass vom Meer her starker Regen kommen wird und JHWH die drei Jahre andauernde → Dürre beenden wird. Diese Erzählung wurde in der Tradition meist mit Dēr el-Muḥraqa, oberhalb des steilen Südostabhangs des Karmelgebirges, oder aber auf dem Nordkap lokalisiert. Im arabischen Namen Dēr el-Muḥraqa („Kloster des Brandopfers“) klingt die Verknüpfung mit Elias Brandopfer an. In 2Kön 2,25 und 2Kön 4,25 ist das Karmelgebirge außerdem Aufenthaltsort des Propheten → Elisa. Hier sucht und findet ihn die Frau aus → Schunem, um ihn um Hilfe zu bitten.

Einige prophetische Texte geben Auskunft über die naturräumlichen Gegebenheiten des Karmelgebirges und dessen Fruchtbarkeit. So findet sich in Jes 35,1f. das Bild von der aufblühenden Wüste und Steppe, die dann mit der Pracht des Karmelgebirges und der Küstenebene verglichen werden. Das Karmelgebirge wird in der Hebräischen Bibel auch als Weideland beschrieben. Nach Jer 50,19 wird Israel bei seiner Heimkehr aus dem → Exil dort und in der Baschanebene (→ Baschan) weiden. In Am 1,2 wird der Karmel dagegen im Zuge einer Unheilsankündigung in einem Parallelismus Membrorum zu den Auen der Hirten genannt, die vertrocknen und verdorren werden. Die vergehende bzw. vergangene Pracht und Fruchtbarkeit wird auch in Jes 33,9 und Nah 1,4 thematisiert. Hier tritt das Karmelgebirge neben der Baschanebene, der Küstenebene und dem Libanongebirge (→ Libanon) auf, die als Anzeichen von herrschendem Unheil verdorren und kahl werden (→ Welken / verdorren). In Am 9,3 wird das Karmelgebirge parallel zum Meeresgrund als Ort beschrieben, an dem man sich verstecken kann. Der Text lässt an einen weit entfernten, schwer zugänglichen Ort denken, sei es auf Grund der Höhe des Berges oder wegen der üppigen Vegetation. Dennoch wird JHWH die Versteckten bei seinem Gericht über Israel auch dort finden.

In Jer 46,18 wird der babylonische König → Nebukadnezar II. mit dem Karmelgebirge verglichen und so dessen überragende Größe zum Ausdruck gebracht. Auf die Höhe und Schönheit des Karmelgebirges greift auch Hhld 7,6 zurück, mit der das Haupt der Geliebten verglichen wird.

3. Außerbiblische Quellen

Eine frühe Erwähnung des Karmelgebirges findet sich eventuell in einer Grabinschrift aus Abydos aus der frühen → Bronzezeit. Hier wird die Flottenexpedition des Bestatteten mit dem Namen Wnj unter Pepi I. (6. Dynastie, 2316-2284 v. Chr.) beschrieben, die zur „Nase bzw. Bergnase des Gazellenkopfes“ führte. Diese Bezeichnung wird häufig mit der in die Mittelmeerküste hineinragenden Landzunge des Karmelgebirges identifiziert, wenngleich diese Interpretation nicht gesichert ist (Aharoni 1984, 138-140; HTAT, 29 Anm. 1).

In einer topographischen Liste, die auf die Feldzüge → Thutmose III. (reg. 1479-1426 v. Chr.) zurückgeht, werden einige Ortsnamen genannt, die mit Orten wie Tell el-Qassis, Jokneam und dem aus den → Amarnabriefen bekannten Burquna identifiziert wurden und im oder in unmittelbarer Nähe des Karmelgebirges zu verorten sind. Das Karmelkap wird mit der Wendung r-š q-d-s als heiliges Kap beschrieben (vgl. Aharoni 1984, 157-167). Aufschlussreich ist insbesondere die Beschreibung dreier unterschiedlicher Passrouten durch das südliche Karmelgebirge in den Annalen Thutmose III. im Tempel von Karnak. In dieser Inschrift werden zahlreiche Feldzüge Thutmose III. beschrieben, darunter besonders ausführlich der erste Feldzug 1458 / 1457 v. Chr. mit der Eroberung von → Megiddo. Thutmose III. entschloss sich entgegen anderen Ratschlägen dazu, das Karmelgebirge durch das Wādī ‘Āra zu überqueren, was ihm schließlich zum Erfolg verhalf. Dieser Weg wird als so schmal beschrieben, dass ein Pferd hinter dem anderen gehen musste (vgl. HTAT, 98-99).

Eventuell ist auch im Bericht über den Feldzug des assyrischen Königs → Salmanassar III. im Jahr 841 v. Chr. in den Annalen des Königs das Karmelgebirge gemeint, bis zu dem Salmanassar III. zog. Das Gebirge trägt den nur hier belegten Namen Ba’lira’ši. Es wird weiterhin als Kap beschrieben, was sowohl auf das Karmelgebirge, als auch auf das weiter nördlich gelegene Rās en-Naqūra zutreffen könnte (vgl. HTAT, 263-264).

In der Küstenbeschreibung des Pseudo-Skylax aus dem 4. Jh. v. Chr. wird der Karmel mit einem Zeusheiligtum erwähnt (vgl. Galling 1938). Auch Strabo (Geogr. XVI,2,27-28, ausgehendes 1. Jh. v. Chr.; Text gr. und lat. Autoren) und Plinius bezeugen den Namen des Gebirges (Hist. Nat. XXXVI, 90, 1. Jh. n. Chr.; Text gr. und lat. Autoren) und einer gleichnamigen Stadt auf dem Berg (Plinius, Hist. Nat. V, 75; Text gr. und lat. Autoren).

Flavius → Josephus nennt im 1. Jh. n. Chr. das Karmelgebirge unter anderem in Zusammenhang mit biblischen Erzählungen, so als Grenze des Stammesgebietes Issachars (Ant. Jud. 5,84f.; Text gr. und lat. Autoren), als Teil des Königreiches Salomos (Ant. Jud. 8,37; Text gr. und lat. Autoren ) oder im Rahmen der Eliaerzählung (Ant. Jud. 8,336.344; Text gr. und lat. Autoren). In De Bello Judaico 3,35f. (Text gr. und lat. Autoren) berichtet er, dass das Karmelgebirge zu seiner Zeit zu → Tyrus, früher aber zu → Galiläa gehörte. Am Ostrand des Karmelgebirges lag die Stadt Gaba, in der sich aus dem Dienst entlassene Reiter angesiedelt hatten. Des Weiteren verweist Josephus in Antiquitates Iudaicae 13,396 und 14,334 (Text gr. und lat. Autoren) auf das Karmelgebirge und dessen jüdische Bevölkerung. Als geographischer Bezugspunkt wird es außerdem in De Bello Judaico 1,66.250; 2,188 (Text gr. und lat. Autoren) und in Contra Apionem 2,116 (Text gr. und lat. Autoren) erwähnt (vgl. Möller / Schmitt 1976, 120f.).

Claudius Ptolemäus listet das Karmelgebirge im 2. Jh. n. Chr. in seiner Geographia auf (Claudii Ptolomei Geographia V,15,5).

Tacitus (Hist. 2,78; Text gr. und lat. Autoren) und Sueton (Divus Vespasianus 5,6; Text gr. und lat. Autoren) nennen zu Beginn des 2. Jh.s n. Chr. den Karmel sowohl als Berg als auch als Namen eines Gottes, der dort verehrt wurde. Zwar bezeugen diese Texte keinen Tempel, aber einen Altar auf dem Karmel. Dass der Karmel ein Ort mit kultischer Bedeutung war, bezeugt auch eine Inschrift auf einem überlebensgroßen Marmorfuß aus der ersten Hälfte des 3. Jh.s n. Chr., der dem heliopolitanischen Zeus Karmel geweiht war (Avi-Yonah 1952; Galling 1953, 110-121; Eißfeld 1953). Als ein besonders heiliger Ort, an dem sich ein Heiligtum befand, wird das von der Küste aus einsehbare Kap des Karmelgebirges auch von Iamblichos im 3./4. Jh. n. Chr. beschrieben. Hier soll sich Pythagoras aufgehalten haben (De vita pithagorica liber 3,14-15; Text gr. und lat. Autoren).

Eusebius von Caesarea (ca. 260-340 n. Chr.) führt in seinem Onomastikon das Karmelgebirge an mehreren Stellen an (106:17f.; 108:30f.; 118:8f.; 130,18f.; Eusebs Onomastikon). Er beschreibt die Lage des Karmelgebirges direkt am Meer und an der Grenze zwischen der phönizischen und palästinischen Küstenebene sowie dessen Verknüpfung mit dem Propheten Elia (Onomastikon 118,8f.; Eusebs Onomastikon). Den im Alten Testament erwähnten Ort Karmel im Südlichen Bergland identifizierte Eusebius dagegen mit Χερμαλά Chermala (Onomastikon 92,20 und 118,5-7; Eusebs Onomastikon). Außerdem erwähnt er ein Fort mit römischen Soldaten an diesem Ort (Onomastikon 118,5-7 und 172:20-22; Eusebs Onomastikon).

Hieronymus (347-420) beschreibt das Karmelgebirge in seinem Kommentar zu Jer 4,23-26 als Gebiet, in dem Ölbäume, Wein und andere Bäume wachsen, das in Jer 4,23-26 aber als verwüstet geschildert wird (In Hieremiam I,86,3). Anders als zahlreiche neuere Übersetzungen (auch Gesenius, 18. Aufl., 571f.) übersetzt Hieronymus hier mit dem Toponym Karmel und nicht mit der allgemeineren Bezeichnung Fruchtland o.ä. (siehe Abschnitt 1).

Einige christliche Pilgerfahrer erwähnen das Karmelgebirge in ihren Berichten, so der Pilger von Bordeaux von seiner Palästinareise 333 n. Chr. (Itinerarium Burdigalense 585,1), Theodosius in der ersten Hälfte des 6. Jh.s n. Chr. (Theodosii De Situ Terrae Sanctae 23) und der Pilger von Piacenza in der zweiten Hälfte des 6. Jh.s (Antonini Placentini Itinerarium 3). Während der Pilger von Bordeaux auf den Ort des Brandopfers Elias auf dem Karmel verweist, bringt der Pilger von Piacenza das Karmelgebirge mit der Elisa-Erzählung in Verbindung (siehe Abschnitt 2.2.; vgl. Donner 2002; für den gesamten Abschnitt vgl. Tsafrir / Di Segni / Green 1994, 100). Sowohl das Karmelgebirge als auch den Ort Karmel erwähnt schließlich Estori ha-Parchi in seiner Beschreibung Palästinas („Kaftor u-Perach“) aus dem 14. Jh. (vgl. Haf-Farchi [1912], 6.43.53.57.61).

4. Lage und Geographie

4.1. Ort Karmel im Südlichen Bergland

Die Ortschaft Karmel wird im Stammesgebiet Judas im Süden Palästinas verortet (Jos 15,55). Sie wurde häufig mit Ḫirbet el-Kirmil identifiziert, in deren Namen sich der alttestamentliche Name niederschlägt. Die Ortschaft liegt ca. 12 km südöstlich von → Hebron und damit im Südosten des Südlichen oder auch Judäischen Berglandes auf 832 m ü NN. Eine Quelle gewährte bereits der antiken Ortschaft eine gute Wasserversorgung. Außerdem ist sie an einem wichtigen verkehrsgeografischen Punkt mit Verbindungswegen an das Tote Meer, nach Süden über → Arad in den → Negev, sowie über → Beerscheba an das Mittelmeer gelegen (vgl. Abb. 1). Neben der Identifikation mit einer bestimmten Ortschaft legen manche alttestamentlichen Textstellen auch nahe, dass es sich bei Karmel im Südlichen Bergland nicht um eine einzelne Ortschaft oder Stadt, sondern um ein Gebiet oder eine Landschaft am Osthang des Südlichen Berglands in der Nähe des antiken Ortes → Maon handelt. Dieses Gebiet bzw. das Gebiet um einen Ort Karmel konnte unter anderem für die Weidewirtschaft, insbesondere die Haltung von Ziegen und Schafen (→ Schaf / Schafzucht) genutzt werden (vgl. 1Sam 25,2) (Keel / Küchler 1982, 751-755).

4.2. Karmelgebirge

Das Karmelgebirge erreicht Höhen von bis zu 546 m ü NN und ist damit flacher als das im Osten angrenzende Zentrale Bergland. Der Gebirgszug reicht im Nordwesten in Form einer schmalen Landzunge an das Mittelmeer heran. An dieser Stelle verjüngt sich die Küstenebene Palästinas zu einem schmalen Küstenstreifen, der Karmelküste. Die Landzunge begrenzt die im Norden anschließende Bucht von → Akko. Nach Südosten hin wächst die Breite des Gebirgszuges auf ca. acht bis 14 km Breite an, so dass sich die Form des Gebirgszuges als Dreieck beschreiben lässt. Im Südwesten grenzt das Karmelgebirge in einem moderaten Anstieg an die Küstenebene Palästinas an, während es im Osten steil zur Jesreelebene hin abfällt. Im Südosten geht der Gebirgszug in das Zentrale Bergland, auch Samarisches Bergland genannt, über, wobei unterschiedliche Grenzziehungen vorgenommen werden. Das Kerngebiet des Karmelgebirges misst in seiner Nordwest-Südost-Ausdehnung vom Karmelkap am Mittelmeer bis hin zu den steilen Abhängen südlich von Dēr el-Muḥraqa ca. 23 km, in seiner Nord-Süd-Ausdehnung entlang der Küstenebene ca. 34 km. Oftmals wird aber auch das mit 200-300 m ü NN deutlich tieferliegende Übergangsgebiet hin zum Zentralen Bergland, bekannt als Ramot Menascheoder arabisch Balad er-Ruḫa, zum Karmelgebirge gezählt (vgl. Abb. 2). Andernorts werden die südwestlichen Ausläufer zwar hinzugezählt, der südöstliche Teil der Balad er-Ruḫa aufgrund geologischer Unterschiede aber abgegrenzt (vgl. Mülinen 1907, 124f.). Im Norden fließt entlang des Fußes des Karmelgebirges der Nahr el-Muqaṭṭa‘, der das Karmelgebirge von den angrenzenden Regionen trennt. Dieser wird in der Regel mit dem aus dem Alten Testament bekannten → Kischon identifiziert (vgl. 1Kön 18,40 u.ö.).

Wie in der gesamten westjordanischen Bergkette herrschen geologisch Kalke und Dolomite vor, in geringerem Ausmaß auch vulkanische Gesteine wie Basalt und Tuff. Es bildeten sich tiefe Schluchten sowie zahlreiche natürliche Karsthöhlen, die bereits im Paläolithikum von Menschen genutzt wurden (siehe Abschnitt 5.2.). Der in Teilen des Karmelgebirges vorkommende Flint wurde bereits im Paläolithikum für die Herstellung von Werkzeugen genutzt.

In weiten Teilen des Karmelgebirges finden sich Böden, die günstig sind für eine landwirtschaftliche Nutzung, vor allem die für die mediterrane Vegetationszone typische Terra Rossa sowie Redzinas. Die topographischen Verhältnisse, insbesondere die steilen Abhänge im Nordosten, erschweren aber den Anbau von Getreide, so dass sich die Region eher für den Anbau von Wein und Oliven eignet, was sich ja bereits in der Bezeichnung der Region niederschlägt.

Durch die Nähe zum Mittelmeer und das ansteigende Gebirge liegt der durchschnittliche Jahresniederschlag im Karmelgebirge bei 600 bis 800 mm und versorgt diese Region mit ausreichend Wasser für das Wachstum einer üppigen Vegetation.

Die Wald- und Macchiagebiete (→ Wald / Forstwirtschaft) auf dem Karmelgebirge werden von der dort auch in der Antike verbreiteten Gemeinen Eiche (Quercus calliprinos) (→ Eiche) dominiert, daneben sind unter anderem die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) (→ Kiefer), der echte Lorbeer (Laurus nobilis) (→ Lorbeerbaum), der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), der Mastixstrauch (Pistacia lentiscus) (→ Mastixbaum) oder der eher seltener vorkommende Lorbeerblättrige Schneeball (Viburnum tinus), anzutreffen. In heutiger Zeit kommt es immer wieder zu verheerenden Waldbränden.

Durch die steilen Abhänge war das Karmelgebirge in der Antike schwer zu passieren und bildete eine natürliche Grenze. Verkehrs- und Handelswege führten eher selten über den schmalen Küstenstreifen im Westen am Karmelgebirge vorbei. Meistens wurde das Karmelgebirge der sogenannten via maris (→ Handel / Händler [AT]) folgend über die Pässe im flacheren, südöstlichen Teil überquert, um von der Mittleren Küstenebene in die Jesreelebene und von da aus an den → See Genezareth und das Jordantal zu gelangen. Hierfür wurden mindestens drei Passrouten genutzt, darunter der Weg entlang des teilweise recht engen und in der Antike dicht bewachsenen Wādī ‘Āra / Naḥal ‘Iron.

5. Geschichte

5.1. Geschichte des Ortes Karmel im Südlichen Bergland

Bei Ḫirbet el-Kirmil wurde ein Gräberfeld aus der frühen Mittelbronzezeit entdeckt, eine mittelbronzezeitliche Siedlung konnte dagegen nicht erfasst werden (vgl. Dever 1975). Auf dem Gebiet der modernen Kleinstadt Ḫirbet el-Kirmil konnten Scherben aus der Eisenzeit, sowie aus römischer und byzantinischer Zeit identifiziert werden (vgl. Kochavi 1972, 76 + Karte; Ofer 1993, *26; De Vos 2003, 441.603; Hofeditz 2020, 421). Spätestens seit hellenistisch-römischer Zeit war Ḫirbet el-Kirmil eine bedeutende Siedlung im Süden Palästinas mit dem antiken Namen Chermala oder Chermula. In dieser Zeit wurde ein massives Wasserreservoir errichtet, das durch die dort vorhandene Quelle gespeist wurde. Während der Ort zur Zeit Eusebs jüdisch war (Eusebius Onomastikon 92:20; Eusebs Onomastikon), wurde er im 5./6. Jh. n. Chr. christlich, was sich im Bau mindestens dreier byzantinischer Basiliken niederschlug. Diese gehörten zu den größten byzantinischen Basiliken in Südjudäa (vgl. Keel / Küchler 1982; Mittmann 1971, 87-89; Tsafrir / Di Segni / Green 1994, 103.237). A. Negev identifizierte außerdem das nahegelegene Ḫirbet Sūsiya (Koordinaten: 1598.0905; N 31° 24' 23.0"; E 35° 06' 10.5") mit dem antiken Ort Karmel bzw. dessen jüdischem Teil. Die mehrfache Erwähnung in Eusebs Onomastikon, einerseits als römisches Fort, andererseits als jüdische Ortschaft wäre dann dahingehend zu interpretieren, dass es zwei nahe beieinandergelegene Orte mit ähnlichem Namen gegeben hat, von denen einer jüdisch geprägt und einer in römischer, später in christlicher Hand war. In Ḫirbet Sūsiya belegen archäologische Untersuchungen Keramikscherben aus dem 1. Jh. n. Chr. sowie Architekturreste ab dem 2. Jh. n. Chr., darunter eine bedeutende Synagoge, die im frühen 4. Jh. n. Chr. errichtet wurde und bis in das 8. oder 9. Jh. n. Chr. in Gebrauch war (Negev 1993; Yeivin 1993).

5.2. Siedlungsgeschichte des Karmelgebirges

Im Karmelgebirge ließen sich sowohl in Ausgrabungen als auch bei Oberflächensurveys zahlreiche archäologische Spuren nachweisen. Die Besiedlung des Karmelgebirges reicht bis weit in die prähistorische Zeit zurück. Aus dem Altpaläolithikum sind erste menschliche Spuren aus der Tabun-Höhle (Koordinaten: N 32° 40′ 13.8″, E 34° 57′ 55.8″) am Süd-Westabhang des Gebirgszuges sowie aus dem flacheren, südlichen Teil bekannt. Für das Mittelpaläolithikum ist eine deutliche Zunahme an Spuren menschlicher Aktivitäten, z.B. in Form von Werkzeugen zu verzeichnen. Zu den besonders interessanten mittel- und teilweise auch jungpaläolithischen Fundplätzen gehören hierbei einige Höhlen, wie die Ge’ula-Höhle (Koordinaten: N 32° 47′ 44″, E 34° 59′ 57″) am Nordhang des Karmelgebirges (Barzilai 2021) oder die Höhlen am Südwesthang (Kebara-Höhle; Koordinaten: N 32° 33′ 28″, E 34° 56′ 12″; Schick 1993; Bar-Yosef 2008; Tabun-Höhle, Ronen 1993b; Skhul-Höhle; Koordinaten: N 32° 40' 14.4", E 34° 57' 58.1", Noy 1993; Sefunim-Höhle; Koordinaten: N 32° 44' 15.6", E 34° 58' 45.3", Ronen 1993a). In einigen Höhlen wurden Skelette im Kontext von Bestattungen gefunden. Knochen aus der Kebara-Höhle und der Tabun-Höhle wurden als Neandertalerknochen identifiziert, während die Knochenfunde aus der Skhul-Höhle dem anatomisch modernen Menschen zugeordnet wurden. Einige epipaläolithische Fundplätze der Region, darunter die Kebara-Höhle oder die seit dem Jungpaläolithikum genutzte El Wad-Höhle (Koordinaten: N 32° 40' 14.7", E 34° 57' 58.2"), weisen Siedlungsspuren auf, die der Kebarien- und Natufien-Kultur zugeordnet werden können. Auch für das Neolithikum und → Chalkolithikum ist eine rege Siedlungsaktivität im Karmelgebirge zu verzeichnen. Dabei fällt unter anderem die Nähe der Siedlungen zu Wasserquellen auf. An einigen surveyarchäologisch oder durch Grabungen erfassten Ortslagen befanden sich Stätten zur Herstellung von Flintwerkzeugen (Olami 1984, 175-179).

Das Karmelgebirge war in der Frühbronzezeit anders als die angrenzende Jesreelebene oder die Küstenebene nur spärlich besiedelt. In der Mittelbronzezeit entstanden neue Siedlungen, was mit der von der nahegelegenen Küstenebene ausgehenden Urbanisierungs- und Siedlungswelle einherging. Aus archäologischen Grabungen sind die Siedlungen ‘Ện Ḥaggīt (Koordinaten: N 32° 37′ 11″, E 35° 02′ 44″) und ‘Ện Ḥōfệz (Koordinaten: N 32° 38′ 38″, E 35° 05′ 27″) im Süden der Region bekannt, in Ḫirbet Kafr es-Samir (Koordinaten: N 32° 47′ 38″, E 34° 58′ 28″) auf dem nördlichsten Ausläufer des Karmelgebirges konnten Grabhöhlen aus der Frühbronzezeit IV und der Mittelbronzezeit archäologisch erfasst werden (Alexandre 2008; Wolff 2008; Yeivin / Finkielsztejn 2008). Die Ergebnisse der Surveyarchäologie verzeichnen für den bergigeren Norden der Region für die gesamte Bronze- und Eisenzeit nur wenige Siedlungsspuren, während sie für den mittleren und südlichen Teil der Region in der Mittelbronzezeit, aber auch der Eisenzeit eine dichtere Besiedlung nahelegen. Dort entstanden Siedlungen insbesondere entlang der Handelsrouten zwischen der Mittleren Küstenebene und der Jesreelebene (vgl. z.B. Map 31: Olami 2013). Die Siedlungsaktivität ging mit der Spätbronzezeit stark zurück, in der → Eisenzeit I nahmen dagegen die ländlichen Siedlungen zu, insbesondere im südlichen Teil der Region entlang der Wasserläufe (vgl. z.B. Map 49: Gadot / Tepper 2009, Abs. 31H). Nach einer Siedlungslücke wurde ‘Ện Ḥaggīt in der Eisenzeit I, ‘Ện Ḥōfệz nach einer längeren Siedlungslücke in der → Eisenzeit II erneut besiedelt. Die Siedlung in el-Aḫwat (Koordinaten: N 32° 29′ 20″, E 35° 05′ 53″) im flacheren Süden des Karmelgebirges war nur für begrenzte Zeit in der Eisenzeit I und nach einer Siedlungslücke in römisch-byzantinischer Zeit besiedelt und zeichnete sich durch ihre Lage am Pass aus. Die früheisenzeitliche Siedlung wurde 1993-1998 und 2000 unter der Leitung von A. Zertal ausgegraben (Zertal 2009). Die auffallende Form der Befestigungsmauern (→ Befestigungsanlagen) veranlasste die Ausgräber dazu, die Siedlung mit einer Gruppe der → Seevölker aus Sardinien in Verbindung zu bringen. I. Finkelstein wies diesen Vorschlag zurück. Er identifizierte die Mauern nicht als eisenzeitliche Befestigungsmauern, sondern als Überreste der landwirtschaftlichen Aktivität in römischer und späterer Zeit. Die eisenzeitliche Siedlung wurde, so Finkelstein, dagegen von der lokalen Bevölkerung errichtet und stand unter dem Einfluss der verschiedenen angrenzenden Regionen, sowohl dem Zentralen Bergland, der Mittleren Küstenebene als auch der im Norden gelegenen Jesreelebene (vgl. Finkelstein 2002, 189.195f.). Ein wichtiger Fundort für die Eisenzeit II ist ‘Ện Tūt (Koordinaten: N 32° 36' 30.6", E 35° 02' 38.8") am Übergang zum flacheren Teil des Karmelgebirges. Bei Ausgrabungen wurden unter anderem acht Krughenkel mit Abdrücken von lmlk-Siegeln gefunden (→ Siegel / Stempel), die zwar im Gebiet Judas weit verbreitet sind, auf dem Gebiet des Nordreichs Israel aber selten vorkommen (Finkielsztejn / Gorzalczany 2010; für den gesamten Abschnitt vgl. Kamlah / Orendi / Wörner).

Einen Siedlungsaufschwung erfuhr das Karmelgebirge mit der vermehrten Entstehung dörflicher Siedlungen in hellenistisch-römischer, vor allem aber in byzantinischer Zeit. Nun wurde auch der nördliche, höher gelegene Teil dichter besiedelt. Auffällig ist die große Anzahl an Wein- und Ölkeltern insbesondere aus römischer und byzantinischer Zeit, die in den archäologischen Surveys aber auch in verschiedenen Ausgrabungen erfasst wurden wie z.B. römische Weinkeltern aus Ḥorvat Ḥermeš (Koordinaten: N 32° 38′ 01″, E 35° 02′ 52″) oder Olivenpressen aus Naḥal Ḥaggīt (Koordinaten: N 32° 36′ 53″, E 35° 02′ 20″) sowie Keltern aus byzantinischer Zeit aus Ḫirbet Kafr es-Samir, Ṭīrat el-Karmel (Koordinaten: 14795.24080; N 32° 45′ 42″, E 34° 58′ 30″), Naḥal Samtar (Koordinaten: 15556.20978; N 32° 28' 55", E 35° 03' 24″) und Qannīr (Koordinaten: N 32° 31′ 06″, E 35° 02′ 04″) oder byzantinische Olivenpressen aus Ḥorvat Damon (Koordinaten: 15233.23761; N 32° 43′ 59″, E 35° 01′ 18″) und Ḫirbet Summāqa (Koordinaten: 1539.2307; N 32° 40′ 14″, E 35° 02′ 19″). Diese Installationen sowie archäologische Überreste von landwirtschaftlichen Terrassen (vgl. z.B. Ḥorvat Ḥermeš, Ḫirbet Summāqa) unterstreichen die landwirtschaftliche Bedeutung der Region in römischer und byzantinischer Zeit, deren Schwerpunkt auf dem Anbau von Wein, Oliven und Fruchtbäumen lag (vgl. Dar 2008; Massarwa 2011; Segal 2006, 2007, 2009; Steinmetz 2007; Oren 2010; Mahamid 2009; Seligman 2008; Yeivin / Finkielsztejn 2008; ausführlich auch Map 49: Gadot / Tepper 2009, Abs. 14+15; Map 31: Olami 2013; Site 20; Map 27: Olami / Sender / Oren 2011, Introduction). Aus ‘Isfiyā (Koordinaten: 156.236; N 32° 43′ 06″, E 35° 03′ 39″) und Ḫirbet Summāqa im Zentrum des Karmelgebirges sind außerdem Synagogen aus römischer und byzantinischer Zeit bekannt (Dar 2008; Avi-Yonam 1993; für den gesamten Abschnitt vgl. auch Kuhnen 1989; Tsafrir / Di Segni / Green 1994, Karten).

Eine Gemeinschaft christlicher Einsiedler, die im 12. Jh. im Karmelgebirge lebten, bildete schließlich den Ausgangspunkt für die Entstehung des Karmeliterordens, dessen Name noch heute auf das Karmelgebirge verweist und für dessen Angehörige der Prophet Elia eine wichtige Identifikationsfigur darstellt.

6. Ausblick

Heute ist die moderne Stadt Haifa, die sich über das nördliche Kap des Karmelgebirges sowie über den schmalen Küstenstreifen an dessen Fuß erstreckt, die wichtigste Stadt in der Karmelregion. Teile des Karmelgebirges wurden zu Naturreservaten erklärt, darunter das Nahal Me‘arot Nature Reserve am Südrand des Karmelgebirges, das auch einige der in prähistorischer Zeit genutzten Höhlen umfasst, und der Mount Carmel National Park and Nature Reserve im Zentrum (vgl. https://en.parks.org.il/reserve-park/nahal-mearot-nature-reserve/; https://en.parks.org.il/reserve-park/mount-carmel-national-park-and-nature-reserve/). Die Verknüpfung des Karmelgebirges mit den alttestamentlichen Erzählungen um den Propheten Elia findet auch in heutiger Zeit Niederschlag. Am Südosthang des Karmelgebirges erinnert das Karmeliterkloster St. Elias / Dēr al-Muḥraqaan den Ort des Wettstreits Elias mit den Priestern des Baal. Eines der wichtigsten Karmeliterklöster findet sich außerdem mit dem Kloster Stella Maris in Haifa (Koordinaten: N 32° 49′ 38″, E 34° 58′ 12″) am nördlichen Ausläufer des Karmelgebirges, unter dessen Chor sich eine Grotte befindet, die dem Propheten Elia zugeschrieben wird. In unmittelbarer Nähe wird eine weitere Höhle noch heute als Höhle des Propheten Elia verehrt. Ein zentraler religiöser Ort ist das Karmelkap zudem für die Religion der Bahai, deren Anführer Báb in einem Mausoleum innerhalb der Bahaigärten in Haifa bestattet ist.

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Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1: Karte mit der Lage der Ortschaft Ḫirbet el-Kirmil. © L. Wörner
  • Abb. 2: Karte mit der Lage des Karmelgebirges. © L. Wörner

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