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(erstellt: Juli 2018)

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1. Botanisch

Unter einer Garbe versteht man ein Bündel aus Getreidehalmen (→ Getreide), einschließlich der → Ähren, die sich am oberen Ende der Halme befinden.

2. Altes Testament

2.1. Bezeichnungen

Es gibt mehrere hebräische Bezeichnungen für die Garbe: Zum einen אֲלֻמָּה ’ǎlummāh (Gen 37,7; Ps 126,6). עֹמֶר ‘omær steht für den Ährenhaufen, die Garbe (Lev 23,10 u.ö.; Dtn 24,19, Hi 24,10; Rut 2,7.15) und גׇּדִישׁ gādîš für den Garbenhaufen (Ex 22,5; Ri 15,5; Hi 5,26).

2.2. Lebensweltliche Bedeutung

Das Binden von Garben gehört zu den Erntevorgängen. Nachdem die Getreidehalme mit den Ähren büschelweise geschnitten waren, wurden sie gesammelt und zu Garben gebündelt, um sie so ohne große Verluste zur Weiterverarbeitung auf der Tenne abtransportieren zu können. Darauf bezieht sich der → TraumJosefs, in dem geschildert wird, wie sich seine Garbe aufrichtet, die Garben der Brüder sich aber verneigen und so seine hervorgehobene Stellung anerkennen (Gen 37,7).

Eine auf dem Feld vergessene Garbe sollte den Fremden, den Witwen und Waisen gehören (Dtn 24,19). Möglicherweise steht ein sozial motiviertes, absichtliches Vergessen im Hintergrund, um so auch den Armen des Volkes ein Überleben zu ermöglichen. Hi 24,10 beschreibt das Gegenbild: Die Landarbeiter, deren Arbeitskraft rücksichtlos ausgebeutet wird, müssen die Garben einbringen, ohne ihren Hunger stillen zu können. „Sie sind schlimmer dran als das Vieh (vgl. Dtn 25,4)“ (Fohrer 1989, 372).

Die → Rutgeschichte setzt die Getreiderente voraus. Rut nimmt das Recht der Nachlese in Anspruch, wenn sie begehrt, bei den Garben hinter den Schnittern her zu sammeln (Rut 2,7). Schließlich erlaubt ihr Boas, nicht nur die Nachlese („der Lese zwischen den Garben“), sondern sogar während des Erntevorgangs zu lesen (Rut 2,15).

Zeichen der → Ernte ist der zur rechten Zeit zur Weiterverarbeitung eingebrachte Garbenhaufe (Hi 5,26). Die mit der Ernte verbundene Freude des Bauern ist gegeben, wenn seine Hände gefüllt sind mit Garben (Ps 126,6). Der weisheitliche Spruch Sir 20,28 (Lutherbibel: Sir 20,30) stellt daher zurecht heraus: „Wer sein Land bebaut, wird seinen Garbenhaufen groß machen“. Eine Vernichtung der schon gebundenen Garbenhaufen durch Feuer kam einer Katastrophe gleich (Ri 15,5). Wenn dies versehentlich geschah, weil beispielsweise ein von einer Person entfachtes Feuer auf Felder, bereits gebündelte Garbenhaufen oder die noch stehenden Getreidehalme übergriff, so musste Schadensersatz geleistet werden (Ex 22,5).

2.3. Religiöse Bedeutung

Die erste Garbe der Ernte wurde nach Lev 23,10.11.12.15 dem Priester übergeben, der sie vor JHWH am Tag nach dem Sabbat schwingen sollte, um das göttliche Wohlwollen für die Gemeinde und zugleich das eigene Nahrungsauskommen zu sichern.

2.4. Metaphorik

Das Gerichtswort Mi 4,12 vergleicht die Versammlung der Völker durch Gott mit dem Sammeln der Garben auf der Tenne als Vorbereitung des → Dreschens (vgl. Mi 4,13).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina III, Gütersloh 1933, 42-48
  • Fohrer, G., Das Buch Hiob (KAT XVI), Gütersloh 1989

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