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Blatt / Laub

(erstellt: April 2018)

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1. Altes Testament

1.1. Bezeichnung

Der hebräische Name für das Blatt einer Pflanze ist עָלֶה ʽālæh (abgeleitet von עלה ʽlh „aufgehen“). Im Singular wird das Wort meist als Kollektivbegriff verwendet: „Blattwerk / Laub“. Das Wort bezieht sich an der Mehrzahl der Belegstellen auf Blätter von verschiedenen Baumarten.

1.2. Bedeutung

Adam und Eva bedecken ihre Nacktheit mit den großen Blättern des Feigenbaumes (Gen 3,7). Ein Ölbaumblatt im Schnabel einer Taube kündet Noah das Ende der Sintflut (Gen 8,11). Blattwerk von Ölbäumen findet beim Laubhüttenfest Verwendung (Lev 23,40; Neh 8,15).

1.3. Metaphorik

Grüne Blätter sind Zeichen von Leben, verwelkte symbolisieren dagegen Untergang und Tod. Darauf nimmt die Bildsprache mehrfach Bezug. Ein von Gott gesegneter Mensch (→ Segen) wird in seiner Lebensfülle im Bild eines Baumes gezeichnet, dessen Blätter immer grün sind und nicht verwelken (Ps 1,3; Jer 17,8; vgl. 1QH 10, 25). Auch die Gerechten sprossen wie Laub (Spr 11,28), d.h. ihnen kommen „Vitalität, Wirkung, Ertrag und Wohlbefinden“ (Meinhold 1991, 200) zu. Dagegen ist ein Mensch, den Unglück niederdrückt, wie verwehtes Laub (Hi 13,25). Nach Sir 6,2 werden die Blätter des Baumes von der als wildes Tier vorgestellte Begierde gefressen, so dass der Baum abstirbt. Die Abfolge der menschlichen Generationen vergleicht Sir 14,18 (Lutherbibel: Sir 14,19) mit dem jahreszeitlichen Zyklus der Blätter, die regelmäßig im Frühjahr am Baum hervorsprießen, nach dem Sommer aber abfallen. Ein belaubter Ölbaum ist ein Anziehungspunkt (Jer 11,16). Das ungehorsame Volk aber gleicht einem Weinstock oder Feigenbaum ohne Laub (Jer 8,13). Auch im Jesajabuch ist das Verwelken des Laubes Zeichen des Vergehens und Ausdruck des Gerichts, das das Volk erfasst: Hoffnung auf Frucht besteht nicht mehr (Jes 1,30; Jes 64,5). Umfassendes Gericht schildert Jes 34,4, wenn selbst die Himmelsgrößen wie Laub sind, das vom Weinstock fällt, oder wie welke Blätter des Feigenbaumes. Anders ist es in Lev 26,36, wo schon das Rascheln eines verwehten Blattes die aus dem Land Israel Deportierten in Angst und Schrecken versetzt.

Zeichen des vom Tempel ausgehenden Segens finden sich auch in der Uferflora des von dort entspringenden Stromes: Sie ist von Fruchtbäumen geprägt, deren Blätter nie verwelken (Ez 47,12). Der Baum in → Nebukadnezars Vision (Dan 4,8ff; → Daniel) bietet Schutz, Schatten und Nahrung für alle Lebewesen, u.a. in seinem Laub Schutz für die Vögel (Dan 4,9). All das, was die Qualitäten des Baumes ausmacht, u.a. sein Laub, soll ihm genommen werden (V. 11). In der Deutung der Vision wird dieser Weltenbaum mit dem König Nebukadnezar selbst gleichgesetzt (V. 17), dessen Herrschaft von ihm genommen wird.

2. Neues Testament

2.1. Bezeichnung

Die griechische Bezeichnung für das Blatt einer Pflanze ist φύλλον phyllon.

2.2. Bedeutung

Im Neuen Testament ist insgesamt sechsmal von Blättern die Rede. Vier Belege beziehen sich auf Blätter von Feigenbäumen: In der Geschichte von der Verfluchung des Feigenbaums Mk 11,13 par. Mt 21,19 steht ein Feigenbaum im Mittelpunkt, bei dem nur Blätter, aber keine Früchte zu finden sind, was Anlass ist zur Enttäuschung und zu dem darauf ergehenden Fluch. Der Blattansatz beim Feigenbaum aber ist Zeichen für das Nahen des Sommers (Mk 13,28 par. Mt 24,32).

Apk 22,2 spricht in Aufnahme von Ez 47,1-12 von einem Strom mit Wasser des Lebens. An seinem Ufer wächst der Lebensbaum, von dessen Blättern eine heilvolle Wirkung ausgeht.

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992

2. Weitere Literatur

  • Meinhold, A., Die Sprüche. Teil 1: Sprüche 1-15 (ZBK.AT 16/1), Zürich 1991
  • Rüthy, A.E., Die Pflanze und ihre Teile im biblisch-hebräischen Sprachgebrauch, Diss. Bern 1942, 62-64

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