Schulbibel
(erstellt: Februar 2018)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/200287/
Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Schulbibel.200287
1. Definition und Geschichte der Schulbibel
1.1. Zur Definition von Schulbibeln
Schulbibeln gelten als eine Sonderform der Gattung Kinder- und Jugendbibeln. Generell fällt eine Definition in Abgrenzung zu Kinderbibeln schwer, da es im Protestantismus bereits vor der Einführung der Schulpflicht Bibelausgaben für Kinder und pädagogische Zwecke gab (Reents, 2001,1010). Oft wird der Terminus „Schulbibel“ dem Gattungsbegriff „Kinderbibel“ untergeordnet (→ Kinder- und Jugendbibeln
Schulbibeln sollen es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, einen leichteren Zugang zur Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens zu erlangen. Damit sind sie vom Zweck her ein Medium religiöser Bildung (→ Bildung, religiöse
Schulbibeln gibt es in unterschiedlichen Formen, was eine formal bestimmte Definition schwer macht. Es gibt sie als Vollbibeln, als Auswahlbibeln mit Vollbibeltexten sowie als Kinder- und Jugendbibeln für die Primar- und die Sekundarstufe mit altersabhängigen Nacherzähltexten, teils Erklärungen und Bildern. Vollbibeln, die für den Schulgebrauch zugelassen sind, weisen meist ein Design und eine Funktionalität auf, die sie als Schulbibel kennzeichnen (preiswerte Ausgaben mit einem eigens geschaffenen Cover: die „für Dich“-Ausgaben der Luther- und Gute Nachricht Bibel). Auswahlbibeln orientieren sich in der Regel an Lehrplänen. Schulbibeln mit Nacherzähltexten, Erklärungen und Bildern wurden konzipiert, weil man davon ausgeht, dass Kinder und Jugendliche von der Sprache und den Inhalten her eine Vollbibel schwer erfassen können. Ein Schlüssel für den Erfolg einer Schulbibel ist es daher, wenn durch sie Lernende motiviert werden, sich mit den Bibeltexten auseinanderzusetzen und nach der Lektüre in der Lage sind, sie zu verstehen. Daher wird dafür plädiert, neben der Verstehbarkeit der Texte auch „erklärende und veranschaulichende“ Informationen und Bilder sowie eine ästhetisch ansprechende Buchgestaltung in die Definition einer Schulbibel einzubeziehen (Dohmen-Funke/Hartenstein, 2002, 528). Letztlich bleibt eine Schulbibel mit Nacherzählungen jedoch vom Verwendungszweck, kaum aber inhaltlich von Kinderbibeln abgrenzbar (Naas, 2012, 72).
Als Schulbuch sind Schulbibeln, neben Religionsbüchern, Lerngrundlage für den Religionsunterricht. Da es seit den 1960er Jahren in den meisten Bundesländern die Lernmittelfreiheit gibt, ist der Einsatz von Schulbibeln nicht nur von der Zulassung als Lernmittel im jeweiligen Bundesland abhängig, sondern auch den Lehrenden bzw. der Schulgemeinschaft überlassen.
1.2. Zur Geschichte der Schulbibel
Wie bis zur Reformation Bibeltexte religionspädagogisch vermittelt wurden, lässt sich nur ansatzweise klären (zum Forschungsstand: Reents/Melchior, 2011, 31-50; Landgraf, 2009, 9-11). Lernstoff für den Unterricht waren seit dem Mittelalter liturgische Basistexte wie das Vaterunser, das sich auf „ABCdarien“ für das Lesenlernen findet und der Dekalog, der in frühen Erziehungsbüchern mit Holzschnitten wie „Der Sele Trost“ oder der „Decalogus“ vermittelt wurden (Werner, Leonhard, Das ist der sele trost genannt, 1478, http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00031704/images/index.html?seite=00001&l=de
Trotz erster Ansätze einer Schulpflicht im 16. Jahrhundert (Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und Kurpfalz) setzte sich erst im 18. Jahrhundert der Gedanke durch (z.B. Preußen 1794). August Herrmann Francke forderte in dieser Zeit für Schulen ein Modell, nachdem die Bibel Kindern durch Erzählung, Jugendlichen durch Lesen und Zuordnung biblischer Stücke zum Katechismus und Älteren durch die gründliche Lektüre vermittelt werden sollte (Stoodt, 1985, 219). Es entstand eine neue Gattung, die später nach der „Catechetischen Kinderbibel“ von Abraham Kyburz (Bern 1744) benannt wurde. Prototyp waren die 1714 erschienenen „Zwei mal zwei und fünfzig auserlesene Biblische Historien“ vom Hamburger Rektor Johann Hübner (Reents/Melchior, 2011, 117-125; Landgraf, 2009, 17-19). Der darin enthaltene Lernweg enthielt „Deutliche Fragen“, die den Bibeltext in kleine Verständnisabschnitte zerlegten, „Nützliche Lehren“, die den Lebensbezug herstellten und „Gottselige Gedanken“, die mit Reimversen auf ein „frommes Verhalten“ zielten. Eine moralisierende Ausrichtung war erkennbar – beispielsweise bei 1 Sam 11
Auch jüdische Lernbibeln in deutscher Sprache entstanden in dieser Zeit. Gotthold Salomon gab 1837 die „Deutsche Volks- und Schulbibel für Israeliten“ heraus. Für den Religionsunterricht entstanden „Biblische Erzählungen für die israelitische Jugend“. Noch im 20. Jahrhundert wurde die „Kleine Schul- und Haus-Bibel“ (1853) des jüdischen Rabbiners Jakob Auerbach nachgedruckt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien als „Biblisches Lesebuch“ eine Auswahlbibel von Karl Völker und Herrmann Strack, mit Erläuterungen, Abbildungen und Landkarten. Auf katholischer Seite war besonders die „Katholische Schulbibel“ von Jakob Ecker verbreitet. Die 1941 entstandene evangelische Schulbibel „Schild des Glaubens“ von Jörg Erb mit Illustrationen von Paula Jordan war eine der letzten kerygmatisch-heilsgeschichtlich ausgerichteten Bibelausgaben, die für den Unterricht zugelassen wurden. Die didaktische Wende und die theologische Neuorientierung in den 1960er Jahren führte zur Neubesinnung (Reents/Melchior, 2011, 529; Landgraf, 2009, 33f.). Ein Vorbote war Walter Habdanks „Reich Gottes. Auswahlbibel für katholische Schüler“ (1960), das neben den eindrücklichen Holzschnitten des Künstlers als Handwerkszeug für die Arbeit mit der Bibel auch ein kleines Lexikon, Fotos und Landkarten bot. Historisch-kritisch gesicherte Sachinformationen bot die Schulbibel „Geschichten aus der Bibel“ von Markus Hartenstein (1967). Die katholische verantwortete „Neue Schulbibel“ (1973) war ausgestattet mit sachkundlichen Zeichnungen, Fotos und einem Bibellexikon. Einen historisch-kritischen Zugang zur Bibel suchte auch die von Hans Heller und Hans Biesebach herausgegebene Schulbibel „Die Nacht leuchtet wie der Tag“ (1992). Zusätzlich wurden Kunstwerke abgebildet, mit Begleitmaterial für Lehrende zur Deutung dieser hermeneutisch ausgerichteten Bilder.
2. Aktuelle Schulbibeln: Formen und Didaktik
2.1. Formen der Schulbibel
Neben der theologisch-inhaltlichen Frage nach dem Textbestand und der Illustration geht es in der derzeitigen Diskussion darum, welche Kompetenzen durch ein im Bereich Schule eingesetztes Buch gefördert werden. Da die Entwicklung der Lesekompetenz schrittweise angebahnt wird, braucht es geeignete Bibelausgaben für die jeweilige Lese-Zielgruppe. Von einem kumulativen Aufbau der Lesekompetenz her gedacht können folgende Typen von Schulbibeln unterschieden werden. Die genannten Beispiele haben entweder eine Schulbuchzulassung durch Bundesländer oder es wird in schulischen Lernmitteln darauf Bezug genommen (Landgraf, 2016, 105).
- Bilderbibeln zum Vorlesen für Kinder im Erstlesealter (etwa 6 bis 7 Jahre): Sie enthalten Vorlesetexte und großformatige Bilder, auf denen Lernende vieles entdecken und mit anderen darüber ins Gespräch kommen können (Beispiel: Jeschke, 2012, mit Bildern von Mareijke Ten Kate).
- Kinderbibeln für Erstleser (etwa 6 bis 8 Jahre): kurze Erstlesetexte und elementare Bilder (Beispiel: Haug, 1998, mit Bildern von Kees de Kort, Verständnishilfen und Impulse für den pädagogischen Einsatz); darüber hinaus vom Format her passend für die Kinderhand und mit Erschließungshilfen (Beispiel: Landgraf, 2011b, mit Lese-Verständnis-Bildern von Susanne Göhlich und einem Werkbuch mit Rahmenerzählungen und Arbeitsblättern für den Unterricht).
- Erzählbibeln zum Selbstlesen (etwa 8 bis 10 Jahre): zweispaltig gesetzte Texte, die Kinder ab etwa der dritten Klassenstufe lesen können. Der Erzähltext ist spannend geschrieben und die Illustration soll Raum für Entdeckungen bieten (Beispiele: Laubi, 1992, mit Bildern von Annegert Fuchshuber, die teils Deutungskompetenzen voraussetzen; Weth, 1998, mit Bildern von Kees de Kort, allerdings nur mit Erzähltexten; Herrlinger, 2003, mit Bildern von Dieter Konsek und weiteren Textgattungen). Eher als Erzählbibeln für die Lehrerhand gedacht, können im schulischen Kontext Bibelausgaben mit einer anderen Erzählperspektive oder einer Rahmengeschichte eingesetzt werden (Beispiele: Klöpper/Schiffner, 2008, auf Basis einer Nacherzählung in „gerechter Sprache“, bei der Frauen besonders zur Geltung kommen und Gott weiblich benannt wird; Steinkühler, 2015, deren Ziel es ist, Erwachsene zum Erzählen zu motivieren, mit lebendiger Erzählweise, Rahmenerzählungen und einem Lexikon, wobei die Illustrationen von Barbara Nascimbeni eher für Jüngere geeignet sind). Um die Auseinandersetzung mit Bildern aus der Kunst zu fördern, gibt es Erzählbibeln mit Bildinterpretationen, die helfen, diese zu erschließen (Beispiel: Oberthür, 2004).
- Bibelausgaben für das selbsterklärende Lesen (ab 8 Jahren): anspruchsvollere Texte, die neben der Lesekompetenz auch die Ebene des Wissens und der Interpretation im Blick haben (Beispiele: Güntzel-Horatz, 2003, auf Basis der Einheitsübersetzung; Steinwede, 2003, mit Erklärungen, Fotos, Sachzeichnungen und Bildern aus der Kunst; Landgraf, 4. Aufl. 2017, mit einer Nacherzählung und Textauszügen aus der Lutherbibel sowie mit Einleitungen, Themenseiten, Erläuterungen am Rand, sachkundlichen und hermeneutischen Bildern und einem kompetenzorientierten Anhang; Wiemer, 2014, mit einer Nacherzählung und kindgemäßer Illustration, einem Anhang mit Worterklärungen und Landkarten).
- Vollbibeln für die Schule: eigens preiswert ausgestattete Vollbibelausgaben; Ausgaben mit einem informationsvermittelnden Anhang (Beispiel: „für Dich“-Ausgabe der Luther-Bibel bzw. der Gute Nachricht Bibel, mit 90 Farbseiten, die Erklärungen und Einführungen enthalten) oder einem crossmedialen Informationssystem auf der Online-Ebene (Beispiel: Basis-Bibel, mit Erläuterungen und Bildmedien).
- Bibeln zum Selbstgestalten sind eine besondere Gattung, durch die Schülerinnen und Schüler die Bibelgeschichte interpretieren können, basierend auf der Erkenntnis, dass Kinder heute wahrgenommen werden als „selbsttätige, aktive, kommunikationsfähige, kreative, zunehmend an der Frage nach ihrer eigenen Identität interessierte Personen“ (Adam, 2006, 58; Beispiel: Landgraf, 4. Aufl. 2018, mit kurzen Textpassagen, Symbolen und viel Raum für die eigene Gestaltung).
Eine Sonderform ist die orthodoxe Schulbibel „Die Bibel in kurzen Erzählungen“, die Evangelien, Apostelgeschichte und ausgewählte Psalmen enthält und ab der Klassenstufe 5 im deutschen Sprachraum eingesetzt wird. Übersetzt aus dem Griechischen ist sie mit Ikonen illustriert und hat einen Anhang mit liturgischen Texten und Landkarten.
2.2. Zur Didaktik der Schulbibel
Die didaktische Herausforderung von Schulbibeln ist es, durch eine, den Lehr- oder Rahmenplänen angepasste Textauswahl sowie durch Zusatzmaterial wie Bilder und Erklärungen, einen Zugang zu den biblischen Texten zu ermöglichen und somit eine Brücke zur Lektüre einer Vollbibel zu schaffen. Kriterien zur Beurteilung von Kinder- und Schulbibeln aus religionspädagogischer und theologischer Sicht wurden verschiedentlich zusammengefasst (z.B. bei Reents, 2001, 1014; Stangl/Hölscher, 2006, 44;81; Landgraf, 2009, 46f.). Sie betreffen die Textgemäßheit, die Illustration und die Hilfen, die eine Kinder- und Schulbibel bietet. Als Kennzeichen „problematischer“ Bibelausgaben gelten beispielsweise die Historisierung (vor allem der Urgeschichten), der Fotorealismus, die Abwertung des Alten Testaments, der Antijudaismus, die allwissende Erzählsprache und Moralisierung (Landgraf, 2009, 44).
Textauswahl
Während Religionsbücher Bibeltexte den Themen des Religionsunterrichts zuordnen, orientieren sich Schulbibeln vom Aufbau her am Textkanon der Vollbibel (Ausnahme: Prokant, 1998, die sich an der vermuteten Entstehungszeit orientiert und Landgraf, 2017, der bei den Evangelien das vermutlich zuerst entstandene Markusevangelium an den Anfang stellt). Lehr- und Rahmenplänen legen Schwerpunkte und Texte fest, die Schulbibeln enthalten sollten. Im Zuge der Kompetenzorientierung fällt es allerdings immer schwerer, Festlegungen für Bibeltexte im Bereich Schule zu finden. Einer der wenigen Pläne mit einem Kanon biblischer Texte ist der Grundschullehrplan Rheinland-Pfalz (https://grundschule.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/grundschule.bildung-rp.de/Downloads/Rahmenplan/Teilrahmenplan_Evangelische_Religion_GS.pdf
Ein wichtiges Kriterium für den Einsatz von Schulbibeln ist, dass nicht nur die Erzähltradition aufgenommen wird (so bei Weth, 1998), sondern die Vielfalt der biblischen Textgattungen erschlossen werden können. So bieten viele Schulbibeln zusätzlich Psalmen sowie Auszüge aus prophetischen Schriften, Briefen und der Offenbarung. (so bei Laubi, 1994; Herrlinger, 2003; Landgraf, 2017; Landgraf 2011b; Wiemer, 2014).
Ein Kriterium für die Ablehnung von Schulbibeln ist eine theologisch problematische Erzählweise. Dazu zählt, dass Autoren den Eindruck vermitteln, Gottes Gedanken zu kennen (z.B. de Vries, 2002, 17) oder dass die Gottheit und Menschheit Christi nicht gleichermaßen zur Sprache kommen (de Vries, 2002, 162 und öfter). Ein weiteres Kriterium ist die theologisch verantwortliche Nacherzählung, bei der, wenn es Rahmentexte gibt, diese klar erkenntlich vom Bibeltext abgegrenzt werden. Ein Unterschied zu früher im schulischen Kontext eingesetzten Schulbibeln ist auch, dass das Alten Testament nicht dem Neuen heilsgeschichtlich untergeordnet wird.
Zusatzmaterial
Zusatzmaterial sind Elemente, die über den Bibeltext oder die Nacherzählung des Textes hinausgehen. Dazu zählen Lexika (Güntzel-Horatz, 2003; Wiemer, 2014) oder ein „Schwere-Wörter-Verzeichnis“ (Landgraf, 2011b), Worterklärungen am Rand oder durch digitale Verlinkung (Landgraf, 2017; Basisbibel); Einleitungen und Themenseiten (Luther und Gute Nachricht-Bibel für Dich; Landgraf, 2017; Landgraf 2011b; Wiemer, 2014) sowie Landkarten (Laubi, 1992; Güntzel-Horatz, 2003; Landgraf, 2011b; Wiemer, 2014; Landgraf, 2017). Trotz des spannungsvollen Verhältnisses von Bild und christlichem Glauben aufgrund des biblischen Bildergebots (Ex 20,4-6; ausführlich Fricke, 2015) sind die meisten Schulbibeln mit Bildern ausgestattet. Prinzipiell muss gefragt werden, ob das Bild in der jeweiligen Zielgruppe verstehbar ist und wie es didaktisch im schulischen Kontext eingesetzt wird (Adam, 2013, 499f.). Die Auswahl der Bildmotive und die Gestaltung offenbart, worauf ein inhaltlicher Fokus liegt und welche Altersgruppe angesprochen werden soll. Bilder können in Schulbibeln unterschiedliche Funktionen haben (siehe hierzu Reents/Melchior, 2011, 655).
- Sie können einen Text visualisieren und ihn narrativ unterstützen, wie dies in vielen Schulbibeln der Primarstufe angeboten wird (siehe Haug, 1998; Herrlinger, 2003; Wiemer, 2014, als Lese-Verständnisbilder für Erstleserinnen und Erstleser Landgraf, 2011b). Die dargebotene Anschaulichkeit ermöglicht es Kindern, über die Bibelgeschichte ins Gespräch zu kommen. Kritisch ist bei Visualisierungen zu fragen, ob nicht die Vorstellungskraft der Lernenden festgelegt wird (dagegen das Konzept der „Kinderbibel zum Selbstgestalten“, Landgraf, 2007).
- Eine zweite Funktion ist die sachkundliche Vermittlung von Informationen, meist zur Zeit und Umwelt der Bibel. Dies geschieht in Schulbibeln durch Sachzeichnungen, Kartenmaterial und Fotos der biblischen Spielorte oder von archäologischen Funden (z.B. Güntzel-Horatz, 2003; Landgraf, 2017).
- Eine dritte Funktion erfüllen hermeneutische Bilder, die den Text „selbständig interpretieren“ oder „einen Kontrast zu ihm setzen“ (Reents/Melchior, 2011,655), also eine Botschaft in sich tragen, die eine Tiefendimension eines Bibeltextes zur Sprache bringen (z.B. Oberthür, 2004; Landgraf, 2017; Wiemer, 2014). Allerdings muss die Deutungskompetenz gerade solcher abstrakter oder symbolgeladener Bilder angebahnt werden.
Zur Arbeit mit Schulbibeln
Die Formen der Schulbibeln können unterschiedlich eingesetzt werden. Texte werden, je nach Lesekompetenz und Textbasis, vorgelesen oder selbst gelesen und ins Gespräch gebracht. Bilder werden betrachtet und beschrieben, als Zugang zur oder als Zusammenfassung einer Geschichte (Impulse zur ganzheitlichen Erschließung: Landgraf, 2009, 74). Dabei kann gefragt werden, warum das Bildmotiv gewählt wurde. In höheren Klassenstufen kann rezeptionskritisch gearbeitet werden – beispielsweise durch Textvergleich einer Grundschulbibel mit einer Vollbibel (Adam, 2013, 502). Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler selbst Texte im Stil einer Schulbibel formulieren oder Bilder gestalten, bis zur Umsetzung eigener Bibelprojekte (Beispiele dokumentiert bei Landgraf, 2009, 75-92; Reents/Melchior, 2011, 480-482).
Fazit
Schulbibeln liegen in unterschiedlichen Formen vor und eine Definition, was eine Schulbibel ausmacht, kann im Grunde nur vom Verwendungszweck als schulisches Lernmittel her bestimmt werden. Der Einsatz von Schulbibeln mit Nacherzählungen basiert auf der Erkenntnis, dass der Einsatz von Vollbibeln im schulischen Kontext erst angebahnt werden muss. Es bedarf besonderer Lernarrangements und Hilfsmittel, wie sie in vielen Schulbibeln zu finden sind, damit Kinder und Jugendliche biblische Texte verstehen (→ Bibeldidaktik, Grundfragen
Literaturverzeichnis
- Adam, Gottfried, Lernen mit Kinderbibeln, in: Zimmermann, Mirjam/Zimmermann, Ruben (Hg.), Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, 497-503.
- Adam, Gottfried/Lachmann, Rainer (Hg.), Kinderbibeln. Ein Lese- und Studienbuch, Münster 2006.
- Adam, Gottfried/Lachmann, Rainer (Hg.), Kinder- und Schulbibeln. Probleme ihrer Erforschung, Göttingen 1999.
- BasisBibel. Neues Testament und Psalmen, Stuttgart 2012.
- Bottigheimer, Ruth B., Kinderbibel in Deutschland und Europa. Geschichtlicher Überblick, in: Cordes, Roswitha (Hg.), Die Bibel als Kinderbuch, Schwerte 1991, 85-93.
- Braun, Josef, Art. Kinder- und Schulbibeln, 2. Katholisch, in: Lexikon der Religionspädagogik I (2001), 1015-1017.
- Decalogus, um 1400, Digitale Sammlung der UB Heidelberg Cod.Pal.germ 438. Online unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg438
, abgerufen am 14.08.2017. - De Vries, Anne, Die Kinderbibel, Neukirchen-Vluyn 2002.
- Deutsche Bibelgesellschaft (Hg.), Lutherbibel für Dich, Stuttgart 2017.
- Deutsche Bibelgesellschaft (Hg.), Gute Nachricht Bibel für Dich, Stuttgart 2013.
- Dohmen-Funke, Christoph/Hartenstein, Markus, Schulbibeln, in: Bitter, Gottfried/Englert, Rudolf/Miller, Gabriele (Hg. u.a.), Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 2002, 528-531.
- Dreyer, Martin, Die Volxbibel: Altes und Neues Testament, Witten 2012. Online unter: http://www.volxbibel.de/
, abgerufen am 10.08.2017. - Eggerl, Hans-Peter, Kinderbibel-Bilder: theologisch fundiert, pädagogisch reflektiert, am Kind orientiert, in: Adam, Gottfried/Lachmann, Rainer/Schindler, Regine (Hg.), Illustrationen in Kinderbibeln. Von Luther bis zum Internet, Jena 2005, 309-331.
- Fricke, Michael, Art. Kinder- und Jugendbibeln (2015), in: Das wissenschaftlich-religionspädagogische Lexikon im Internet www.wirelex.de
, (https://doi.org/10.23768/wirelex.Kinder_und_Jugendbibeln.100039 , PDF vom 10.10.2017). - Güntzel-Horatz, Renate, Meine Schulbibel. Ein Buch für Sieben- bis Zwölfjährige, Kevelaer 2003.
- Haug, Hellmut/de Kort, Kees, Das große Bibelbilderbuch, Stuttgart 1998.
- Heller, Hans/Biesenbach, Hans, Die Nacht leuchtet wie der Tag. Bibel für junge Leute, Frankfurt a. M. 2000.
- Herrlinger, Christiane/Konsek, Dieter, Unter Gottes weitem Himmel, Stuttgart 2003.
- Hübner, Johann, Zweymahl zwey und funffzig Auserlesene Biblische Historien Aus dem Alten und Neuen Testament. Der Jugend zum Besten abgefasset, mit einer Einleitung und einem theologie- und illustrationsgeschichtlichen Anhang, hg. von Rainer Lachmann und Christine Reents. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1731, Hildesheim u.a. 1986.
- Jeschke, Tanja/Ten Kate, Mareijke, Die große Bibel für Kinder, Stuttgart 2012.
- Klöpper, Diana/Schiffner, Kerstin, Gütersloher Erzählbibel, mit Bildern von Juliana Heidenreich, Gütersloh 2. Aufl. 2008.
- Lachmann, Rainer, Art. Schulbibel, in: Religion in Geschichte und Gegenwart VII (2001), 1017-1018.
- Landgraf, Michael, Kinderbibel zum Selbstgestalten, Stuttgart 4. Aufl. 2018.
- Landgraf, Michael, Die Bibel elementar, Stuttgart 2010, 4. Aufl. 2017.
- Landgraf, Michael, „Den Leuten aufs Maul schauen“ – Luthers Bibelübersetzung und andere Bibelausgaben im Unterricht, in: Breuer, Thomas/Dieterich, Veit-Jakobus (Hg.), Luther unterrichten, Stuttgart 2016.
- Landgraf, Michael, Bibel kreativ erkunden, Stuttgart 2011a („Bibel kreativ; 2. Aufl. 2017).
- Landgraf, Michael, Kinderlesebibel, Göttingen 2011b.
- Landgraf, Michael, Kinderbibel – damals – heute – morgen. Zeitreise, Orientierungshilfe und Kreativimpulse, Neustadt/Weinstraße 2009.
- Landgraf, Michael/Wendland, Hennig, Biblia deutsch. Bibel und Bibelillustration in der Frühzeit des Buchdrucks, Speyer 2005.
- Laubi, Werner, Kinderbibel, illustriert von Annegert Fuchshuber, Lahr 1992.
- Luther, Martin, Ein Betbüchlein mit Kalender und Passional (1529), mit einem Nachwort von Frieder Schulz, Kassel 1982.
- Meyer, Ivo/Spiegel, Josef F., Wir entdecken die Bibel. Ihre Menschen, ihre Umwelt, ihre Botschaft, Freiburg i. Br. 2004.
- Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (Hg.), Rahmenplan Grundschule. Teilrahmenplan Evangelische Religionslehre, Mainz 2010. Online unter: https://grundschule.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/grundschule.bildung-rp.de/Downloads/Rahmenplan/Teilrahmenplan_Evangelische_Religion_GS.pdf
, abgerufen am 10.08.2017. - Naas, Marcel, Didaktische Konstruktion des Kindes in Schweizer Kinderbibeln. Zürich, Bern, Luzern (1800-1850), Arbeiten zur Religionspädagogik 51, Göttingen 2012.
- Nauerth, Thomas, Fabelnd denken lernen. Konturen biblischer Didaktik am Beispiel Kinderbibel, Arbeiten zur Religionspädagogik 42, Göttingen 2009.
- Neuschäfer, Reiner A., Mit Kinderbibeln die Bibel ins Spiel bringen. Ideen, Informationen und Impulse für Gemeinde, Schule und Zuhause, Jena 2005.
- Oberthür, Rainer, Die Bibel für Kinder und alle im Haus, München 2004.
- Orthodoxes Schulamt in Österreich (Hg.), Die Bibel in kurzen Erzählungen, Wien 2009.
- Pioch, Wilfried, Die Neue Kinderbibel. Mit Kindern von Gott reden, illustriert von Eva Bruchmann, Hamburg 7. Aufl. 1998.
- Pokrandt, Anneliese, Elementar-Bibel. Mit Illustrationen von Reinhard Herrmann, Lahr u.a. 1998.
- Reents, Christine, Art. Kinder-und Schulbibeln, 1. Evangelisch, in: Lexikon der Religionspädagogik I (2001), 1008-1014.
- Reents, Christine/Melchior, Christoph, Die Geschichte der Kinder- und Schulbibel. Evangelisch – katholisch – jüdisch, Arbeiten zur Religionspädagogik 48, Göttingen 2011 (mit CD-ROM).
- Renz, Irene, Kinderbibeln als theologisch-pädagogische Herausforderung. Unter Bezugnahme auf die Analytische Psychologie nach C.G. Jung, Arbeiten zur Religionspädagogik 28, Göttingen 2006.
- Schindler, Regine, Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt, mit Bildern von Štĕpán Zavřel, Zürich 4. Aufl. 2001.
- Stangl, Herbert/Hölscher Dorothee, Mit der Bibel wachsen. Kinderbibeln im Vergleich, Bonn 2006.
- Steinkühler, Martina/Nascimbeni, Barbara, Die neue Erzählbibel, Stuttgart 2015.
- Steinwede, Dietrich, Die Bibel, Düsseldorf 2003.
- Stoodt, Dieter, Arbeitsbuch zur Geschichte des Evangelischen Religionsunterrichts in Deutschland, Münster 1985.
- Straß, Susanna, Die Bibel als Buch für Kinder?! Theologische und didaktische Analyse aktueller Kinderbibeln. Kriterien, Beispiele, Perspektiven, Erlangen u.a. 2002.
- Tschirch, Reinmar, Art. Kinderbibel, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Aufl. IV (2001), 973.
- Tschirch, Reinmar, Bibel für Kinder. Die Kinderbibel in Kirche, Gemeinde, Schule und Familie, Stuttgart 1995.
- Werner, Leonhard, Das ist der Sele trost genannt, 1478, Digitale Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek München 2 Inc.c.q 783 a,. Online unter: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00031704/images/index.html?seite=00001&l=de
, abgerufen am 14.08.2017. - Weth, Irmgard, Neukirchener Erzählbibel. Mit Bildern von Kees und Michiel de Kort, Neukirchen-Vluyn 1998.
- Weth, Irmgard, Neukirchener Kinderbibel. Mit Bildern von Kees de Kort, Neukirchen-Vluyn 2. Aufl. 1989.
- Wiemer, Axel (Hg.), Die Grundschulbibel, Leipzig u.a. 2014.
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download: