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(erstellt: Juli 2005)

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1) Getreidesiebe. Nachdem Getreide gedroschen und geworfelt war, mussten die Körner zweimal gesiebt werden, um sie von Fremdkörpern zu reinigen. Zuerst kamen sie in ein Grobsieb (כְּבָרָה; Am 9,9), das die Körner durchließ, aber alles, was größer war, z.B. Steinchen, Dreckklumpen und Stroh, zurückbehielt. Dann warf man die Körner in ein Feinsieb, das alles durchließ, was kleiner war als sie, z.B. Sand, Spreu und Samen von Unkraut. Die Arbeit war anstrengend, da die Siebe kräftig geschüttelt werden mussten.

In Palästina hat man noch bis ins 20. Jh. Getreidesiebe verwendet, die aus einem hölzernen Ring von ca. 50 cm Durchmesser bestanden, durch den Streifen aus Tierhaut oder Palmblättern so geflochten waren, dass zwischen den Streifen Löcher in der gewünschten Größe blieben. Dass man derartige Siebe schon in der Antike kannte, zeigt ein vollständig erhaltenes Exemplar von Tell el-‘Amārna [Tell el-Amarna]. In Palästina sind auch Keramiksiebe archäologisch belegt. Es handelt sich um Schalen mit vielen Löchern im Boden.

Bildlich ist in Am 9,9 von einem Grobsieb die Rede. Während Amos Unheil für ganz Israel angekündigt hat, wird hier redaktionell zwischen guten Menschen und Sündern unterschieden. Die Sünder sollen ausgesiebt werden, und das Unheil soll nur sie treffen. Das von Amos angekündigte umfassende Gericht wird damit zu einem Läuterungsgericht umgedeutet, das den Gerechten eine Heilsperspektive eröffnet. In Sir 27,4 (Lutherbibel: Sir 27,5) veranschaulicht der Verweis auf ein Grobsieb, dass auch bei den Worten eines Menschen die schlechten ausgesondert werden. In Jes 30,28 bezeichnet das Hapaxlegomenon נָפָה, dessen Bedeutung unklar ist, kaum ein Sieb, da von einer Trennung zwischen den Völkern keine Rede ist.

2) Kannen mit Sieb. Siebe finden sich zuweilen am Ausguss karaffenartiger Keramikgefäße. Sie sollten Ablagerungen in Getränken, besonders in Bier, beim Einschenken in einen Becher zurückhalten.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Biblisches Reallexikon, Tübingen 2. Aufl. 1977

2. Weitere Literatur

  • Borowski, O., 1987, Agriculture in Iron Age Israel, Winona Lake, 66f
  • Dalman, G., 1933, Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. II3, Gütersloh, 139-148.255-260 (Nachdruck Hildesheim u.a. 1987)
  • Wetzstein, J. G., 1891, Über die Siebe in Syrien, ZDPV 14, 1-7

Abbildungsverzeichnis

  • Sieben © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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