Das Greek New Testament und seine Geschichte

Das Greek New Testament ist die Grundlage der weltweiten Übersetzungsarbeit am Neuen Testament. Der textkritische Apparat ist speziell auf Übersetzerbelange abgestimmt.

1. Der Anfang (von der Gründung des Komitees bis zur 1. Auflage 1966)

Auf Initiative der American Bible Society wurde (unter Beteiligung der Schottischen und der Württembergischen Bibelgesellschaft, später auch der Bibelgesellschaften in den Niederlanden und in Großbritannien) 1955 ein wissenschaftliches Komitee gegründet, das die Herausgabe eines griechischen Neuen Testaments vorbereiten sollte (Mitglieder: Kurt Aland, Matthew Black, Bruce Metzger, Alan Wikgren). Diese Ausgabe sollte speziell die Bedürfnisse von Bibelübersetzern im Blick haben.

Entsprechend bot die 1966 erschienene 1. Auflage in ihrem Apparat nur Varianten zu jenen Stellen, die entweder besonders unsicher oder für Übersetzung und Auslegung besonders wichtig waren. Bei jedem Apparateintrag wurde den Übersetzern durch ein Ranking-System (A–D) signalisiert, für wie sicher die Herausgeber die Entscheidung für den im Obertext gebotenen Text hielten. Der Apparat wurde so durchsichtig und klar wie möglich gestaltet. Dieser textkritische Apparat wurde durch einen zweiten »Interpunktions-Apparat« ergänzt, in dem für den Sinn des Textes relevante Unterschiede in der Zeichensetzung in den verschiedenen griechischen Ausgaben und auch in wichtigen modernen Übersetzungen verzeichnet waren.

Im Obertext gab es etliche Abweichungen von dem Text, den der Nestle-Aland bis zu seiner 25. Auflage bot.

2. Die weitere Entwicklung bis heute

1975, 3. Auflage: Die intensive Arbeit des Komitees führte zu einer gründlichen Neubearbeitung des Greek New Testament und zur Identität des Obertextes zwischen seiner 3. Auflage (1975) und der 26. Auflage des Nestle-Aland (1979). In diesem Zusammenhang wurden auch der »Interpunktions-Apparat« (s.o.) und der Index of Quotations (Zitate aus dem/Anspielungen auf das AT) völlig neu erarbeitet (durch das Translation Department der American Bible Society).

1983, 3., korrigierte Auflage: Während der Obertext anschließend weitgehend konstant blieb und lediglich »in matters of punctuation« geändert wurde (im Zusammenhang damit auch der Punctuation-Apparat), wurde der textkritische Apparat durch das INTF einer grundlegenden Revision unterzogen. Grundlage dafür waren die Arbeiten an der 1979 erschienenen 26. Auflage des Nestle-Aland.

1993, 4. Auflage: Parallel zu den Arbeiten an der 27. Auflage des Nestle-Aland wurde auch der textkritische Apparat des Greek New Testament (bei unveränderter Beibehaltung des Obertextes) noch einmal revidiert. Der Punctuation-Apparat wurde durch einen Fachmann der United Bible Societies (UBS) überarbeitet.

2014, 5. Auflage: Die fünfte Auflage ist eine weitere Überarbeitung der 4. Auflage des UBS Greek New Testaments, in der wichtige Korrekturen und Erweiterungen vorgenommen wurden. Zum Beispiel wurden die Papyri 117 - 127 in den textkritischen Apparat eingearbeitet. Bei den Katholischen Briefen wurde ein neuer Ansatz gewählt, da für diesen Teil des Neuen Testaments die Editio Critica Maior (ECM) schon erschienen ist. Die daraus gewonnenen neuen Erkenntnisse der wissenschaftlichen Textforschung wurden bei der fünften Auflage analog zur 28. Ausgabe des Nestle-Aland (NA28) berücksichtigt.

Fazit: Das Greek New Testament will nicht zu umfassender textkritischer Arbeit befähigen, sondern ist die Grundlage der weltweiten Übersetzungsarbeit am Neuen Testament. Es bietet seinen Nutzern einen zuverlässigen griechischen Text und macht dessen Zustandekommen an ausgewählten Stellen – dort, wo es wichtige Varianten in den Handschriften des Neuen Testaments gibt – nachvollziehbar.