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2.4. Das 4. Buch Mose/Numeri (Num)

Gliederung

1,1-10,10 Dritter Teil des priesterlichen Gesetzes ; Abschluß der Sinaiperikope
10,11-21,35 Zug nach Moab
22-24 Bileam
25-32 Wanderung in das Ostjordanland
33-36 Nachträge: Wanderstationen, Freistädte und Erbvorschriften

Das Buch Numeri stellt den Weg der Israeliten nach dem Aufbruch vom Sinai bis in das Ostjordanland hinein dar. Wesentliche Textkomplexe sind die Kundschaftergeschichte (13-14), der Erzählkreis um Bileam (22-24) und die Einsetzung Josuas als Nachfolger Moses (27,12-23, vgl. Dtn 31). Wichtigster Einzeltext ist der aaronitische Segen Num 6,24-26.

Priestergesetz

Kap. 1-2 setzen ein mit einer Aufzählung der Israeliten und der Einteilung ihrer Lager- und Wanderordnung, daher der wissenschaftliche Name des Buches. Kap. 3-4 beschreiben Musterung und Dienst der Leviten. Diese gelten als den Aaroniden (= Priestern) untergeordnet. Sie sind dem Dienst Gottes zugeteilt als Ersatz für die eigentlich Gott zugedachte menschliche Erstgeburt (vgl. dazu noch Kap. 8; 18). Hier zeigt sich eine stärkere Trennung zwischen Priestern und Volk, als sie sonst berichtet wird. Kap. 5 listet Weisungen für ein Gottesurteil bei vermutetem Ehebruch auf; dieser Text hat eine sehr schlimme Wirkungsgeschichte in der christlichen Verfolgung von Frauen, die als Hexen bezeichnet wurden. Kap. 6 handelt von dem Nasiräat, einem (zeitlich befristeten) Gelübde, sich ganz Gott zu weihen, vgl. Simson in Ri 13,5.

In Kap. 7 bringen die 12 Stammesfürsten Opfer zur Einweihung des Altars dar, Kap. 8 schildert dann die Weihe der Leviten. 9,1-14 ist ein Nachtrag zu den Weisungen zum Passa, vgl. Ex 12. Num 9,15-23 beschreiben Wolkensäule und Feuerschein als Wegzeichen für die Israeliten. In 10,1-10 bereiten die Posaunen, die zum Sammeln blasen, den Aufbruch vom Sinai vor.

Zug nach Moab

10,11-36 Aufbruch vom Sinai
  V. 35+36 Ladesprüche
11 Murren des Volkes: Feuer bei Tabera, Manna und Wachteln, vgl. Ex 16
12 Mirjam und Aaron : Streit um prophetische Inspiration und um Führungsanspruch
13+14 Kundschaftererzählung: Aufbruch in das Kulturland
15 Nachtrag: Opfervorschriften, Quasten an den Kleidern (vgl. Mt 9,20)
16 Aufstand der Rotte Korachs, Datans und Abirams wegen des Primatsanspruchs Moses
17 Strafandrohung Gottes und Bewahrung
  V. 22-26 Der grünende Stab Aarons
18+19 Einkünfte der Leviten, Reinigungswasser (Rote Kuh, vgl. Hebr. 9)
20,1-13 Tod Mirjams, Wasserwunder bei Kadesch (s. Ex 17)
  V. 14-29 Verbot des Durchzugs durch Edom, Tod Aarons, Einsetzung Eleasars zum Nachfolger
21,1-9 Sieg über Arad, die eherne Schlange, vgl. 2Kön 18,4
  V. 10-35 Wanderstationen, Siege
  V. 17f. Brunnenlied

Das Besondere der Darstellung der Wüstenwanderung Kap. 10-21 ist, dass hier verschiedenartige interne Konflikte der wandernden Israeliten geschildert werden. Diese zeigen, dass die Autoritätsansprüche von Mose und Aaron nicht unumstritten waren, wie es wohl auch innerhalb der Leviten Machtkämpfe gab, etwa mit der „Rotte Korach“ (die Korachiten waren nach 2Chr 20,19 eine Sängergilde am Tempel, vgl. Ps 44-49). Es ist anzunehmen, dass sich hier Konflikte aus der Zeit spiegeln, als Israel im und nach dem Exil seine interne Verfassung und seinen Zugang zu Gott neu überdenken musste. Dies war schon bei der negativen Rolle Aarons in Ex 32 sichtbar geworden.

Bileam

Die Erzählung vom Seher Bileam Kap. 22-24 wurde als eigene Einheit in den jetzigen Textzusammenhang eingefügt. Sie zeigt, wie sich der vom Moabiterkönig Balak bestellte Seher Bileam außerstande sieht, Israel zu verfluchen. JHWH verwandelt ihm den Fluch zum Segen, ohne dass Bileam zunächst weiß, was ihm geschieht (seine Eselin allerdings bemerkt den Engel JHWHs, 22,23ff., vgl. zum Motiv Jes 1,3). Die Weissagungen selbst sind teilweise vaticinia ex eventu (Weissagungen nach dem Ereignis), sie „prophezeien“ also eine Sache, die längst erfüllt ist. Damit soll die Geschichte Israels als auf Gottes Fügung zurückgehend begreiflich gemacht werden.

In Deir Alla im heutigen Jordanien wurde 1967 eine Inschrift gefunden, auf der ein Seher Balaam ben Beor erwähnt wird. Dieser Text weist auch inhaltliche Nähen zu den vier Bileam-Orakeln in Kap. 23-24 auf; er stammt aus der Zeit vor 700 v. Chr. Der biblische Bericht weist gewiss auf diesen bekannten Seher zurück, um die Autorität des Geweissagten zu steigern. Damit wird aber auch deutlich, dass die biblische Erzählung jünger als die Inschrift sein muss. Im späteren Judentum wurde besonders der dritte und vierte Segensspruch Bileams (24,5-9; 16-24) als messianische Weissagung gesehen, was die griechische Übersetzung (LXX) noch verstärkte. Der in 24,17 genannte Stern ist der Hintergrund für die Magier-Erzählung in Mt 2,1ff., aus der sich die Überlieferung von den drei heiligen Königen entwickelt hat.

Im Ostjordanland

25 Götzendienst bei Baal Pegor : Israel kommt in Kontakt mit den kanaanäischen Gottheiten
26 Zweite Zählung der Israeliten, vgl. Kap 1+2
27,1-11 Gesetz über die Erbtöchter
    12-23 Einsetzung Josuas
28+29 Vorschriften für die regelmäßigen Opfer und Festkalender (ausführlichster Festkalender im AT)
30 Gelübde-Vorschriften für Männer und Frauen
31 Krieg gegen die Midianiter (Hier: Baal-Verehrer) als Rache für deren Beauftragung des Bileam. Vollzug des Banns, die Habe der Gegner wird für Gott ausgesondert/vernichtet.
  V. 8 Tod Bileams
32 Verteilung des Ostjordanlandes an Ruben, Gad und Halb-Manasse . Diese Stämme müssen dann bei der Eroberung des eigentlichen Kernlandes mithelfen ( Jos 13 ).

Mit den Texten Num 31-32 beginnt bereits die Thematik der Landnahme. Mit der Eroberung des Landes wird auch der letzte Teil der in der Genesis gegebenen Verheißungen eingelöst. Im Numeribuch geschieht dies nur ansatzweise, die Fortsetzung folgt erst im Josuabuch. Zum historischen Problem der Frühgeschichte Israels sei auf das Themenkapitel „Exodus und Landnahme“ verwiesen.

33,1-49 Liste der Lagerplätze der Wüstenwanderung
33,50-34,29 Bestimmungen für den Einzug in das Land Kanaan: Vertreibung der Bewohner, Festsetzung der Grenzen
Kap. 35 Bestimmungen über Leviten- und Freistädte
Kap. 36 Nachtrag zum Erbgesetz Kap. 27

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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