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2.5. Das 5. Buch Mose/Deuteronomium (Dtn)

Zentrale Texte

1-3 Einleitungsrede (Geschichtsrückblick), in
4,1-40 erweitert: Israel und sein Gesetz
   32-40 Formulierung der Erwählung Israels
4,11-32 2. Einleitungsrede: Erwählung Israels durch JHWHs Liebe und Ermahnungen
12-25 Weisung /Tora, in Kapitel
26 liturgisch erweitert: Erstlinge und Zehnten
27-30 Schlussreden des Dtn: Segen und Fluch, Bundesschluß, Umkehrruf
31-34 Schlussrahmen des Pentateuch: Josua als Nachfolger Moses. Moselied, Mosesegen, Tod des Mose

Das Deuteronomium (gr. zweites Gesetz, nach 17,18) ist eine als Rede des Mose an die Israeliten gestaltete Wiederholung des in Exodus bis Numeri geschilderten ersten Gesetzes. Von Kap. 31-34 abgesehen, zeigt das Dtn eine eigenständige Sprache und Theologie, die es von den anderen Mose-Büchern und deren Hauptbestandteilen unterscheiden. Inhaltlich geht es dem Dtn um den einen Kultus (Ort) des einen erwählten Volkes für den einen Gott JHWH. Kennzeichnend ist auch der besondere, paränetische (ermahnende) Stil: Israel wird zumeist direkt in der 2. Person angesprochen. Die Weisung wird im Dtn einerseits immer auf die bisherige Geschichte Gottes mit seinem Volk bezogen, andererseits geschieht an vielen Stellen bereits eine erste Gesetzesauslegung bzw. Modifikation älterer Vorschriften im Sinne des Zentralisationsgebotes. So wird nun in Dtn 16 geregelt, dass das Passa nur in Jerusalem zu feiern ist.

Zentrale Texte sind:

  • der Dekalog in Kap. 5
  • das Schema Israel (= Höre, Israel!, das monolatrische Grundbekenntnis Israels) in 6,4ff., erweitert mit einem geschichtlichen Credo in 6,20-25
  • das Zentralisierungsgebot in Kap. 12
  • das sogenannte kleine geschichtliche Credo in 26,5-9
  • die Bundesformel in 26,16-19.

Aufbau

Der grobe Aufbau des Deuteronomiums ist bibelkundlich leicht zu erfassen: Um den Kern der Weisungen in Kap. 12-26 („Urdeuteronomium“) legen sich wie Schalen die Einleitungsreden 1-11 und die Schlussreden 27-30. In 31-34 folgt mit Moselied, -segen und der Schil derung des Todes Moses der Abschluss des Pentateuch. Dtn ist sicher in verschiedenen Stufen gewachsen (Indiz dafür: Verwendung der 2. Person im Singular oder Plural), doch eine genaue Zuordnung der Schichten ist umstritten.

Einleitungsreden

Die Darstellung in den Kapiteln 1-3 weicht an einigen Punkten von dem ab, was in Num 10-20 berichtet worden war, auch die einzelnen Völker, beispielsweise die Edomiter, werden unterschiedlich beurteilt. Ein wichtiger Zug ist die Verwendung des Namens Horeb für den Gottesberg, der sonst Sinai heißt. Möglicherweise wurde der Name Sinai gemieden, da er an den assyrischen Mondgott Sin erinnert. Charakteristisch für das Dtn sind auch die Verwendung der katechetischen Paränese (vgl. 6,20-25) „Wenn dein Sohn dich fragt...“. (vgl. schon Ex 13,8) und die häufige Verwendung des „heute“, mit dem die aktuelle Bedeutung der Weisungen eingeschärft werden soll. Kap. 4 ist sicher ein nachexilischer Zusatz, der schon einen festen schriftlichen Regelkanon voraussetzt, vgl. 4,2 „Ihr sollt nichts hinzutun zu dem, was ich Euch gebiete...“. Kap. 5 wiederholt den Dekalog und Moses Einsetzung zum Mittler zwischen Gott und Israel, Kap. 6 schärft die Verehrung des einen Gottes ein. Kap. 7 stellt dann die (heute negativ zu bewertende) Konsequenz daraus vor: die Forderung zur Ausrottung der Bewohner und Kulte des Landes Kanaan. Kap. 8-11 bringen Mahnungen an Israel.

Weisung

Die gesetzlichen Partien sind kaum sinnvoll zu gliedern, hier hilft nur eigene aufmerksame Lektüre. Möglich ist jedoch die Abtrennung der kultischen Vorschriften in 12,1-16,17. Darauf folgen vermischte Satzungen, im ersten Teil, 16,18-21,9, mit stärkerem Bezug zu öffentlichen Belangen als im zweiten Teil. Wichtig sind neben dem Zentralisierungskapitel 12 die Weisungen über die in Jerusalem zu feiernden Feste und das Königs- und Prophetengesetz in 17-18.

Schlussreden

Die Schlussreden in 27-30 zeigen einige geographische Zuordnungsprobleme: Garizim und Ebal liegen im Westjordanland, der Nebo, auf dem die Moserede gesprochen sein soll, dagegen im Ostjordanland (vgl. Dtn 34). Die Kapitel sind sicher im Wesentlichen erst exilisch-nachexilisch entstanden. Sie wollen zeigen, dass das Gesetz erfüllbar und gut ist. Die Sammlung von Flüchen Kap. 27 (der Form nach eine Reihe apodiktischer Rechtssätze, vgl. das Thema-Kapitel „Dekalog“) will Fragen regeln, die per Weisung nicht zu klären sind. Es geht um Dinge, die im Geheimen geschehen und daher nicht vor Gericht zu verhandeln sind. Durch das Aussprechen der Fluchformeln und die Bekräftigung der Gemeinde mit „Amen“ wird der Täter aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und gerät so in den Bereich der Gottesferne, des Todes.

In den Abschlussteil 31-34 sind zwei Dichtungen eingefügt, das Moselied als Geschichtspsalm und der Mosesegen als Sammlung von Stammessprüchen (s. Gen 49). Nach Kap. 34 stirbt Mose auf dem Nebo, ohne das Land betreten zu dürfen, da er nach Dtn 3,23-27 (vgl. Num 26,65; 27,14) noch zur sündigen Generation derer gehörte, die Gott ungehorsam waren.

Die Notiz in 34,6, dass man das Grab des Mose bis heute nicht kennt, ist historisch zuverlässig. Die Schlussverse rühmen Moses Sonderstellung: „Es stand hinfort in Israel kein Prophet auf wie Mose“.

Zum möglichen Zusammenhang des Deuteronomiums mit der Reform des Königs Joschija im Jahr 622 (2Kön 22-23) vgl. das entsprechende Themenkapitel.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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