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5.3. Die Sprüche Salomos/Die Proverbien (Spr/Prov)

Übersicht über das Proverbienbuch

1-9 Lehrgedichte /Reden
10-22,16 Einzelsprüche und Lebensregeln
22,17-24,22 Worte von Weisen
24,23-34 Anhang: „Auch diese sind von Weisen“
25-29 Sprüche Salomos, gesammelt von den Männern Hiskijas“
30,1-14 Worte Agurs: Reflexionen eines Einzelnen und Gebet
30,15-33 Zahlensprüche
31,1-9 Mahnungen an den König Lemuël (Königsregel)
31,10-31 Lob der klugen Hausfrau

Bücher Salomos

Die Sprüche Salomos (lat. proverbium = Sprichwort) wurden in der Septuaginta und den Folgeübersetzungen mit den beiden anderen Salomo zugeschriebenen Büchern Kohelet und Canticum Canticorum zusammengestellt und nach den Psalmen eingeordnet. Im hebräischen Kanon stehen die Sprüche (מִשְׁלֵי, mišlê) separat nach dem Hiobbuch (oder zwischen Ps und Hi). Das Buch wurde Salomo zugeschrieben, weil ihm nach 1Kön 3,12 ein „weises und verständiges Herz“ eignete, laut 1Kön 5,12 soll er 3000 Sprüche und 1005 Lieder gedichtet haben.

Weisheit

Das Proverbienbuch ist das wichtigste Zeugnis für die israelitische Weisheit (vgl. das entsprechende Themenkapitel). In ihm sind Stoffe aus sehr unterschiedlichen Zeiten und verschiedenen weisheitlichen Gattungen gesammelt. Im Unterschied zu Hiob oder dem Prediger geht es im Sprüchebuch nicht um die Krise der Weisheit. Im Gegenteil, hier werden weisheitliche Lebensregeln in dem Bewusstsein nebeneinander gestellt, dass nur durch ihre Befolgung rechtes Leben möglich ist. Nach 30,7-9 wird das Beachten der Regeln in direkte Verbindung mit der Gottesverehrung gebracht: „Damit ich nicht, arm geworden, stehle und mich vergreife an dem Namen meines Gottes!“

Die pädagogische Aktualität, die manche dieser Sprüche haben, zeigt sich darin, dass sie noch heute tradiert werden, zum Beispiel „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, 26,27; „Hochmut kommt vor dem Fall“, 16,18; „wie du mir, so ich dir“, 24,29. Allerdings ist auch festzuhalten, dass die Sprüche oft ein überholtes Weltbild voraussetzen. In ihm ist z. B. das Unterrichten von Mädchen nicht vorgesehen; an vielen Stellen wird vor der fremden, verführerischen Frau gewarnt (vgl. Kap. 7); als Ideal gilt die treue Hausfrau. Die Erziehung setzte damals auf Härte, vgl. 29,17: „Züchtige deinen Sohn, so wird er dich erquicken und dir Freude machen.“ Auch hier denkt man heute anders.

Gliederung

Das Proverbienbuch ist bibelkundlich kaum zu erfassen, daher sollte man sich darum bemühen, die Kapitel gründlich zu lesen, um einen Eindruck von der Argumentationsweise dieser Literatur zu erhalten. Wichtig ist daher, die Abgrenzung der wesentlichen Sammlungen des Proverbienbuches zu kennen.

Alter

Das Alter der einzelnen Sammlungen und Einzelsprüche ist kaum zu bestimmen, deutlich ist nur, dass die Kapitel 1-9 nachexilisch sind. In ihnen tritt die Weisheit personifiziert als „Ruferin auf der Gasse“ (1,20, vgl. 9,1-6) auf, in 9,13-18 wird ihr „Frau Torheit“ kontrastierend gegenübergestellt. In 8,22-31 wird die Autorität der Weisheit damit begründet, dass sie als erstes der Werke Gottes, noch vor aller anderen Schöpfung, entstanden sei. Damals spielte sie vor Gott (V. 30). Damit soll programmatisch deutlich werden, dass die in der Sammlung zusammengestellten Weisungen Bestandteil der Schöpfung, der Ordnung der Welt sind. Inhaltlich geht es in den Gedichten um Mahnungen vor Ehebruch, Trunksucht, Frevel und Faulheit.

Inhalt

In den folgenden Sammlungen sind meist ein- oder mehrzeilige Einzelsprüche aneinandergereiht, oft nach heute unklaren Gründen zusammengeordnet. Grundüberzeugung ist hier das Funktionieren des Tun-Ergehen-Zusammenhanges (TEZ), vgl. 10,27: „Die Furcht des Herrn verlängert das Leben, aber die Jahre des Gottlosen werden verkürzt“. An verschiedenartigen Beispielen soll deutlich werden, a) dass der Fromme/Weise Glück haben wird und b) welche die Regeln für ein solches Leben sind (mehr dazu im Themenkapitel „Weisheit“).

Vorstufen

An einigen Stellen finden sich thematisch geprägte Sammlungen, so für Könige (16,10-15; 25,1-7; 31,1-9), über die Faulen (24,30-34) oder über das Weintrinken (23,29-35). Es ist anzunehmen, dass solche Sammlungen in der Erziehung am Königshof oder an anderen Schulen gebildet wurden, ebenso denkbar ist, dass die Stoffe teilweise ein sehr hohes Alter haben. In Kap. 22-24 gibt es zudem so enge Berührungen mit der ägyptischen Weisheitslehre des Amenemope, dass man davon auszugehen hat, dass dieser Text bei der Formulierung des biblischen Stoffes bekannt war.

Theologisierung

Allerdings wurden die fremden Stoffe durch Einfügung von JHWH-Sprüchen israelitisiert, vgl. etwa 22,22 mit V. 23; 24,17 mit V. 18. Ähnliches geschah an anderer Stelle mit offensichtlich älteren Sprüchen, die durch JHWH-Sprüche neu interpretiert werden sollten. Ein Beispiel dafür ist 15,17: „Besser ein Gericht Gemüse mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass“, dem in V. 16 der Inhaltlich parallele Satz „Besser wenig mit Furcht des Herrn als große Schätze mit Unruhe“ vorangestellt wurde (vgl. auch 14,1-2, wo „Weisheit“ unter die „Furcht des Herrn“ gestellt wird). In 18,10 wird sogar dem älteren V. 11 widersprochen. Ursprünglich profane Sprüche wurden demnach in den Dienst der Religion genommen.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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