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5. Ketubim/Die Schriften

Position

Nach den an geschichtlichen Themen orientierten Büchern sammelt dieser zweite große Abschnitt der Bibel die poetischen Bücher. Wie in der Einführung bereits dargestellt, unterscheiden sich die hebräische und die griechische Bibel (und damit die meisten deutschen Übersetzungen) erheblich in Umfang und Anordnung gerade dieses Teils. Zur Erinnerung: Die Biblia Hebraica stellt die Schriften hinter die Tora und die Propheten, die Übersetzungen ordnen sie zwischen diesen beiden Hauptteilen ein. Zudem wurden in der hebräischen Bibel Daniel, Esra, Nehemia, Ester, Rut, Klagelieder und die Chronikbücher hier, nicht bei den (hinteren oder vorderen) Propheten eingestellt.

Kanonisierung

Es ist sicher, dass dieser Teil des Kanons zuletzt entstanden ist. Wahrscheinlich waren die Psalmen der Kristallisationspunkt, an den heran die anderen Bücher im Laufe der Zeit gelegt wurden. Dabei ist anzunehmen, dass die Psalmen zunächst deshalb kanonisiert wurden, weil man sie als prophetische Texte verstanden hat. Dies ist in Qumran und im Neuen Testament gut belegt (vgl. die Wertung von Ps 110,1 in Lk 20,42f.). Doch schon die griechische Übersetzung (Septuaginta = LXX) zeigt ein eschatologisches Verständnis der Psalmen.

Durch ihren besonderen Charakter etablierten die Psalmen dann aber auch die neue Untergruppe der „Schriften“. Das heutige Judentum verwendet die Psalmen für Gebete und die fünf Megillot (Festrollen) für Synagogenlesungen an besonderen Feiertagen. Die anderen Bücher dieses Kanonteiles werden im Gottesdienst in der Regel nicht verwendet.

Bezeichnung

Die im Judentum gebräuchliche Bezeichnung „Schriften“ verweist nicht auf einen besonderen Inhalt der Bücher. Damit wird der Verschiedenheit des Materials Rechnung getragen, zumal hier nach jüdischer Tradition auch historische und apokalyptische Stücke gesammelt sind.

Im christlichen Bereich findet sich für diesen Teil des Kanons oft die Bezeichnung „Lehrbücher“. Die Schriften wollen demnach die Gläubigen direkt ansprechen und sie in Gebet und Verhalten belehren. Damit werden diese Bücher in einen heilsgeschichtlichen Rahmen hineingestellt, der von den historischen Büchern über die Lehrbücher zu den auf die Zukunft gerichteten prophetischen Büchern reicht. Dieser Rahmen ist offen für die Einlösung der Zukunftshoffnung in dem im NT geschilderten Heilsgeschehen. Aus der griechischen Übersetzung stammt die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Poetische Bücher“, die aber ihrerseits wieder einen einzelnen Aspekt verabsolutiert.

Kapitel zu den Schriften:

Literatur

J. Ebach, Streiten mit Gott, Bd. 1+2, 2007+2005 (zu Hiob).

A. Ruwe, Die Psalmen zum Betrachten, Studieren und Vorlesen, 2012 (Textanalytische Übersetzung, die Aufbau und inhaltliche Bezüge verdeutlicht.).

B. Weber, Werkbuch Psalmen I-III, 2001; 2003; 2010.

M. Saur, Einführung in die alttestamentliche Weisheitsliteratur, 2012.

Joseph Roth, Hiob. Roman eines einfachen Mannes, 1930. Moderne Dichtungen, die von den Psalmen inspiriert wurden, gibt es in großer Zahl, genannt seien nur Bertolt Brecht, Paul Celan, Kurt Marti, Nelly Sachs.

Digitale Bibelkunde

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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