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4. Die chronistische Literatur

Inhalt des chr. Geschichtswerkes

Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts ging man davon aus, dass die Bücher 1. und 2. Chronik, Esra und Nehemia ursprünglich eine einzige, zusammenhängende Geschichtsdarstellung, das sogenannte „chronistische Geschichtswerk“ waren. Dies wurde aus Gemeinsamkeiten in der Sprache (charakteristisches, spätes Hebräisch), im Stil und im Weltbild geschlossen. Die Teilstücke Esra und Nehemia waren ursprünglich nicht selbständige Texte, sondern sie sind der Schlussteil der von Adam bis zur (damaligen) Gegenwart reichenden Geschichtsdarstellung gewesen. Inhaltlich war dieses Geschichtswerk davon bestimmt, als Ätiologie das Scheitern des ersten Tempels zu erklären und die Regeln für das Zusammenleben in der Zeit des zweiten Tempels so zu definieren, dass eine erneute Katastrophe nicht mehr möglich ist.

Probleme des chr. Geschichtswerkes

Diese These ist allerdings in der letzten Zeit hinterfragt worden. Die Forschung geht nun davon aus, dass die Chronik einerseits und Esra/Nehemia andererseits getrennt zu betrachten sind. Die festgestellten Gemeinsamkeiten, beispielsweise die besondere Art der Verwendung überlieferter Textstücke, lassen sich auch aus der zeitlichen Nähe erklären, in der die Schriften entstanden sind (etwa im 4/3.Jh. in Juda). Es ist auch zu vermuten, dass die Verfasser der Chronik das Buch Esra/Nehemia bereits vor sich liegen hatten. Zudem können die Bücher in späteren Entstehungsphasen von einer Redaktion gemeinsam überarbeitet worden sein. So sind auch theologische Übereinstimmungen leicht erklärbar.

Wesentlich ist die Wahrnehmung, dass das Buch Esra/Nehemia sachlich direkt an das Ende der Chronik anknüpft und deren Geschichtsdarstellung weiterführt. Deutlich ist auch, dass sowohl in der Chronik wie auch in Esra/Nehemia ältere Stoffe aufgenommen und überarbeitet worden sind.

Kapitel zu der chronistischen Literatur:

Literatur

E. Gerstenberger, Israel in der Perserzeit, Biblische Enzyklopädie 8, 2005.

T. Willi, Esra. Der Lehrer Israels, Biblische Gestalten 26, 2012.

M.-Th. Wacker, Ester. Jüdin-Königin-Retterin, 2006.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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