Online-Bibelkommentar

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Wo ist Gottes Reich? Das Gleichnis vom Senfkorn

Valentina Gartemann

Kurzbeschreibung:
Ein Unterrichtsentwurf für die Primarstufe zum Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,30-32). Im Zentrum steht die sinnliche, ganzheitliche Erschließung des Textes.
Zusätzliche Autoreninformation: Valentina Gartemann
Studentin, Universität Kassel
Kategorie:
Unterrichtsentwurf
Schulform:
Grundschule
Bibelstellenbezug:
Mk 4,30-32
Zusätzliche Skripturen:
Lk 13,18-19 Mt 13,31-32 Lk 17,29
Weitere Schlagworte:
Jesus; Gleichnis; Gott; Gottesbilder; Reich Gottes; Senfkorn

1. Einbettung in die Unterrichtseinheit

Das Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,30-32) ist in die Thematik des „Reiches Gottes“ einzuordnen und bezieht sich genauer auf die Frage „Wo bzw. wie ist Gottes Reich?“.
Die Schülerinnen und Schüler sollten den Begriff „Reich Gottes“ bereits kennen und wissen, dass die Botschaft vom Reich Gottes im Zentrum der Verkündigung Jesu steht und dass damit das Kommen und Wirken Gottes gemeint ist. Die Kinder müssen aber nicht notwendigerweise schon eine Vorstellung vom Reich Gottes besitzen, denn diese Unterrichtsstunde kann als Anlass oder als Vertiefung genutzt werden, um über das Reich Gottes nachzudenken.

Bevor man das Gleichnis vom Senfkorn thematisiert, könnte man ein oder zwei Unterrichtsstunden gestalten, in denen man die eigene Winzigkeit als Baby in Kontrast zu den eigenen Träumen und Hoffnungen vom „Groß sein“ thematisiert. So könnte man erfahrungsorientiert die dem Gleichnis zugrundeliegende elementare Erfahrung, dass in etwas Kleinem und Unscheinbarem die Hoffnung auf etwas Großes, Vollendetes liegt, thematisieren und somit die Kontrastwahrnehmung, die für das Gleichnis vom Senfkorn wichtig ist, vorbereiten. Dabei können die Schüler über eigene Erfahrungen des „Kleinseins“ sprechen und erzählen, welche Träume, Wünsche und Hoffnungen sie dabei haben. Diese Erfahrungen des sich Kleinfühlens und den damit verbundenen Gefühlen der Kinder können mit dem Gleichnis vom Senfkorn noch erweitert und vertieft werden.  


2. Zentrale Aspekte des Themas

2.1 Das Gleichnis vom Senfkorn

Im Neuen Testament begegnen wir Gleichnissen als einer Redeform Jesu. Ein Gleichnis „handelt vom Irdischen, das wir kennen, und weist auf das Göttliche, das wir nicht kennen. Gleichnisse reden von Gott mit Bildern der Welt“ (Zimmermann, 2007, 10).

Bei dem Gleichnis vom Senfkorn handelt es sich um ein Reich-Gottes-Gleichnis, welches ein alltägliches Ereignis als Veranschaulichung für das Reich Gottes beinhaltet. Es ist in den synoptischen Evangelien wie folgt zu finden: Mk 4,30-32; Lk 13,18-19 und Mt 13,31-32 In dieser Unterrichtsstunde wird das Gleichnis nach Markus herangezogen.

Das Gleichnis vom Senfkorn handelt vom sicheren Kommen des Reiches Gottes, welches schon jetzt gegenwärtig ist. Es besteht aus der Einleitung Vers 30, die eine doppelte Frage enthält, und dem Gleichnis selbst in den Versen 31 und 32. In der Einleitung wird zunächst nach einem Vergleich und in direktem Anschluss nach einem Gleichnis für das Reich Gottes gefragt. Im Folgenden soll es also um das Reich Gottes gehen, aber um dies verstehen zu können, bedarf es eines Vergleichs bzw. einer Veranschaulichung. Es wird deutlich, dass wir vom Reich Gottes nicht in einer direkten Weise sprechen, sondern „nur näherungsweise, vergleichend, eben in Gleichnissen bzw. Parabeln davon erzählen“ (Zimmermann, 2007, 9) können. In Vers 30 fällt der zweimalige Plural auf. Jesus tritt zwar als Sprecher auf, aber mit der Verwendung des Plurals „wir“ bleiben die Zuhörer nicht passiv, sondern er schließt sie in die Suche eines Bildes für das Reich Gottes und den Prozess des Erfassens der Gottesherrschaft mit ein (vgl. Müller, 2002, 118). Das Gleichnis schließt sich dann in den nächsten zwei Versen an und ist als Antwort auf den vorausgegangenen Fragesatz gestaltet (vgl. Zimmermann, 2007, 328).
In diesem Gleichnis stellt Markus den Kontrast zwischen Samen und ausgewachsener Pflanze in den Vordergrund, welcher in einer Wachstumsbeschreibung eingebettet ist. „Es werden also zwei Aussagestränge miteinander verbunden, nämlich der regelrecht ablaufende Wachstumsprozess und die Gegenüberstellung von kleinstem Samen und größtem Gewächs. Am Ende von Vers 32 […] ist das Ziel des Wachsens angegeben: Die Vögel des Himmels ‚zelten’ (wohnen, lassen sich nieder) im Schatten des Strauches.“ (Müller, 2002, 119).

In der Auslegungsgeschichte war die Interpretation häufig davon geprägt, nur einzelne Aussagen hervorzuheben, und so wurde aufgrund dessen entweder auf ein Kontrast- oder ein Wachstumsgleichnis geschlossen. „Tatsächlich beschreibt das Gleichnis aber einen Gesamtzusammenhang. Als Bild für die Gottesherrschaft dient nicht lediglich der Senfssame, sondern der Same, der aufgeht, Zweige treibt, größer wird als alles sonst im Garten und der schließlich Vögeln Schutz und Schatten bietet“ (Müller, 2002, 119). Er vereinigt also verschiedene Aussagelinien in sich (das Wachstum, der Unterschied zwischen kleinstem Samen und größtem Gewächs, das Wohnung geben als Ziel des Wachsens).  

2.2 Erfahrungshintergrund

Mit dem Gleichnis vom Senfkorn setzt Jesus Erfahrungen im ländlich-bäuerlichen Bereich voraus, die zum Weltwissen der ursprünglichen Rezipienten gehören, und kann daher mit Hilfe des Senfs das Reich Gottes beschreiben.
In der Welt des Neuen Testaments ist die Senfpflanze ein überall bekanntes Gewächs, wobei der „schwarze“ Senf gemeint ist, welcher eine beachtliche Größe erreichte und mit seinen Schatten spendenden Blättern und reifen Körnern die Vögel anzog. Obwohl der Senfssame eher zu den kleinen Samenarten zählte, behauptete er sich dort, wo er sich einmal versamt hatte, leicht. Dieser Erfahrungshintergrund ist in diesem Gleichnis gegenwärtig, weshalb dieser Wachstumsprozess auch im bildlichen, übertragenden Sinn zu verstehen ist. Des Weiteren wurde in der biblischen Tradition das Bild vom Baum, der den Vögeln Schutz bietet, wie es auch in der Zielaussage des Gleichnisses formuliert ist, schon im Alten Testament mit der Heilszeit in Verbindung gebracht (vgl. Müller, 2002, 120f.).  


3. Zentrale Aspekte in der persönlichen Begegnung der/des Lehrenden mit dem Thema

Oft hat es mich gewundert, wenn in den Evangelien das Reich Gottes einerseits als zukünftig verkündet wurde, wie z.B. im Vaterunser, aber Jesus andererseits auch gesagt hat, dass es jetzt schon gegenwärtig ist. Dies wird z.B. in Lk 17,29f. deutlich. In dieser Perikope antwortet Jesus den Pharisäern auf die Frage, wann Gottes Reich komme, dass Gottes Reich nicht so komme, dass man es beobachten könne, sondern dass es schon mitten unter uns sei. Was damit wirklich gemeint ist, habe ich erst verstanden, als ich mich näher mit diesem Thema beschäftigt habe. Jesus sagt also, dass man keine besonderen Ereignisse beobachten könne, mit denen das Reich Gottes erscheint, sondern dass sich das Reich Gottes zeitlich und räumlich nicht festlegen lässt und dass das Kommen des Reiches Gottes somit dem Menschen unverfügbar bleibt. Aber Jesus sagt auch, dass das Reich Gottes auch schon die Gegenwart bestimmt, indem er mit den Menschen von Gott spricht.
Beide Aspekte, also das zukünftige Kommen des Reiches Gottes und schon seine gegenwärtige Wirksamkeit werden durch das Gleichnis vom Senfkorn besonders gut veranschaulicht. Da es ja keine eindeutige Definition vom Reich Gottes gibt, hat mir diese Metapher geholfen, wie man sich die Ausbreitung des Reiches Gottes vorstellen kann, mit seiner gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutung.  


4. Zur Begegnung zwischen SchülerInnen und Thema

Wie schon beschrieben sind Erfahrungen in dieses Gleichnis eingegangen, die zum Weltwissen der ursprünglichen RezipientInnen gehörten. Für die heutigen Schülerinnen und Schüler, die sich mit diesem Gleichnis auseinandersetzen, gehören diese Erfahrungen des Säens, Wachsens und Erntens nicht mehr in dieser Weise zum Weltwissen wie zur Zeit der Entstehung des Textes. Vor allem sind Kindern, die in Städten aufwachsen Erfahrungen im landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Bereich oft fremd. „Auf der anderen Seite übt gerade deshalb schon der Wachstumsprozess als solcher Faszination aus. Das Wachsens eines Samenkorns von der Saat bis hin zur Blüte oder Ernte wird besonders von Grundschulkindern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt“ (Müller, 2002, 122).

Des Weiteren zeigt das Gleichnis vom Senfkorn, wie sich die Kinder Gottes Reich vorstellen können. Einigen Kindern ist vielleicht bereits das Bild vom kleinen Korn, das zu wachsen beginnt und zu einer, im Vergleich zum Korn, großen Pflanze heranwächst, aus der eigenen Lebenswelt bekannt. Hier ist auch die Möglichkeit enthalten, diesen Prozess den Kindern erfahrbar zu machen und so einen ganzheitlichen Zugang zum Thema „Gottes Reich“ zu ermöglichen, indem man die Kinder Senfkörner säen und den Wachstumsprozess beobachten lässt. Hierbei kann auch das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur und allem Lebendigen gefördert werden, denn die Kinder erkennen, dass Pflege unerlässlich ist, damit die Pflanze leben und wachsen kann.

Ein weiterer Aspekt, den dieses Gleichnis enthält, ist jener der Hoffnung. Die Kinder erkennen, dass in etwas ganz Kleinem und Unscheinbaren immer die Hoffnung liegt, etwas ganz Großes zu werden. Auch in der eigenen Lebenswelt erfahren Kinder Leid und Bedrohung, sei es direkt oder indirekt durch Fernsehen etc. „In ihren Vorstellungen zum Reich Gottes entwerfen Kinder häufig Bilder von einer ‚heilen Welt’, häufig als Gegenwelt zu ihren alltäglichen Erfahrungen. So leitet das Gleichnis dazu an, die vorgefundene Realität zu transzendieren, Visionen einer möglichen Welt zu entwerfen und Vision und Realität zueinander in Beziehung zu setzen“ (Müller, 2002, 123). Das Bild des Senfkorns zeigt also, dass Hoffnung im Verborgenen wächst und dass man auch in unscheinbaren Dingen etwas Großes erhoffen kann. Gerade weil viele Kinder schon die Erfahrung gemacht haben, sich im Vergleich zu Erwachsenen klein zu fühlen, sich wünschen, endlich groß zu sein, und sich vorstellen, was aus ihnen werden kann („Wenn ich groß bin, dann…“), entspricht es besondern dem Denken von Grundschülern, dass aus etwas Kleinem etwas ganz Großes wird.

Entwicklungspsychologisch gesehen befinden sich Kinder des 3.-6. Schuljahres nach der Stufentheorie der kognitiven Entwicklung von Piaget im konkret-operationalem Stadium, d.h. das Denken der Schülerinnen und Schüler ist noch auf konkret-anschauliche Informationen angewiesen. Andererseits werden intellektuelle Leistungen des Assoziierens, Kombinierens und Umkehrens immer mehr zum Bestandteil des kindlichen Denkens. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kinder in der Lage sind, einzelne Aspekte eines Gleichnisses zu deuten, aber den metaphorische Gehalt noch nicht ganz erfassen können, was auch für theologische Begriffe gelten kann (vgl. Freudenberger-Lötz, 2001, 8).  


5. Bausteine zur Stundenplanung

5.1 Möglichkeiten eines Einstiegs

Die erste Möglichkeit besteht darin, das Gleichnis vom Senfkorn mit Hilfe eines Bildes zu erzählen, z.B. mit dem Bild von Rosemarie Müller, „Das Gleichnis vom Senfkorn“. Die Kinder könnten dann spontan beschreiben, was sie sehen.

Eine zweite Möglichkeit wäre, Bilder mitzubringen, die die verschiedenen Wachstumsphasen vom Korn bis zur Staude zeigen, und diese während des Vorlesens des Gleichnisses zu zeigen. Am Ende könnte man die Kinder dann selbst Senfkörner säen lassen, damit sie diesen Wachstumsprozess dann in den kommenden Wochen verfolgen können.

Ich habe mich aber für eine dritte Möglichkeit des Einstiegs entschieden. Die Kinder kommen in einen Sitzkreis zusammen. In der Mitte liegen eine Schale mit Senfkörnern, Erde, Wasser und ein Topf mit einer Senfpflanze. Dann lasse ich die Kinder erst einmal beschreiben, was sie sehen und was ihnen dazu einfällt. Dabei können sie die einzelnen Dinge benennen und beschreiben, was Pflanzen zum wachsen benötigen. In der dritten Klasse haben sie sicher schon im Sachunterricht Vorerfahrungen dazu gesammelt. Der Sitzkreis eignet sich besonders gut für den Einstieg, denn Schüler und Lehrer finden sich gemeinsam in einer Runde zusammen und der Lehrer nimmt dabei keine gesonderte Position ein. Alle haben Blickkontakt zueinander und können die Mitte, in der die Gegenstände liegen, einsehen, sodass sich der Sitzkreis gut für Gespräche und den Austausch von Erfahrungen eignet.  

5.2  Möglichkeiten der Erarbeitung

Als erste Möglichkeit könnte im Anschluss daran eine Stilleübung anknüpfen, die auch im Sitzkreis stattfindet. Wenn die Kinder möchten, können sie dabei die Augen schließen. Die Kinder formen ihre Hände zu einer Schale und ich kündige an, dass ich ihnen etwas ganz Kleines und Lebendiges in die Hände legen werde. Ich weise die Kinder an, das Korn ganz vorsichtig zu befühlen und dass sie darauf achten sollen, wie es sich anfühlt und welche Form es hat. Dann sollen sich die Kinder überlegen, um was es sich dabei wohl handelt, was so klein ist, aber trotzdem lebendig ist. Im anschließenden Gespräch sollen dann Gedanken gesammelt werden, die den Kindern zu dem Korn einfallen, z.B. dass es lebendig ist, und zu einer großen Pflanze heranwachsen kann, etc.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Phantasiereise zu unternehmen. Auch dafür bekommen die Kinder in die ausgestreckten Hände ein Senfkorn gelegt und können dabei die Augen schließen. Dann könnte ich erzählen:

„Du verlässt jetzt den Klassenraum und gelangst in einen großen und bunten Garten. Du gehst vorbei an Blumen und Bäumen und vor dir liegt nun ein Beet. Stellt dir vor du bist ein Senfkorn, genauso klein wie in deinen Händen. Nun fällst du in die warme, weiche Erde und versinkst darin. Die Erde ist ganz locker und du hast viel Platz und kannst frei atmen.  Um dich herum ist es jetzt ganz ruhig und still, und es ist ganz dunkel und sehr gemütlich. Du bist das kleinste Samenkorn von allen. In der tiefen, dunklen Erde fühlst du dich sicher und geborgen. Plötzlich passiert etwas. Du fühlst, wie du beginnst zu wachsen, es wird immer enger in der Schale, bis sie aufbricht. Es bilden sich kleine Wurzeln, mit denen du dich in der Erde festhältst und du wendest dich der Sonne zu. Du strebst der Sonne entgegen und durchbrichst dabei die Erde. Du wächst immer weiter und wirst größer und größer. Erst bist du ein kleiner Baum, dann ein großer Baum. Dir wachsen viele Blätter und deine Äste werden immer stärker. Wiege dich noch ein wenig im Wind und werde langsam wieder du selbst. Guck dir noch einmal den Baum an, der aus dem kleinen Korn geworden ist. Verlasse dann den Garten und kehre hier in das Klassenzimmer zurück.“

Anschließend könnte man über die Phantasiereise sprechen, wie sich die Kinder dabei gefühlt haben, als sie ganz klein waren, und was sich verändert hat, als sie immer größer wurden. Danach könnte jedes Kind sein Senfkorn in einen kleinen Topf einpflanzen. Als anschließende Auflockerungsübung könnte man dann eine Musik abspielen, in der die Musik immer weiter anwächst und die Kinder dazu auffordern, dass eben in der Phantasiereise erlebte zur Musik nachzuspielen. Dabei würde ich dann sagen, dass sie versuchen sollen, mit ihren Bewegungen zu zeigen, wie aus einem kleinen Samenkorn ein großer Baum wird.

Ich würde die zweite Möglichkeit bevorzugen, da eine Phantasiereise die Kreativität der Kinder anregt und sie den Wachstumsprozess selbst erleben können. Das Senfkorn soll eingepflanzt werden, damit die Kinder diesen Wachstumsprozess auch in der Realität beobachten können. In der Bewegungsübung können sie anschließend ihrem Drang nach Bewegung nachkommen, damit sie im Anschluss wieder konzentrationsfähig sind (ginge auch bei der ersten Möglichkeit). Im Folgenden würde ich dann erzählen, dass Jesus in der Bibel auch von so einem Senfkorn erzählt, und ich ihnen daher von einem Jungen mit Namen Markus erzählen möchte (siehe Anhang: Erzählung).  

5.3  Möglichkeiten der Vertiefung/Sicherung

Zur Vertiefung und Sicherung des bereits Vorausgegangenen soll im Sitzkreis ein Gespräch über die eben gehörte Erzählung stattfinden. Den Kindern wird mitgeteilt, dass, das, was Jesus den Menschen erzählt hat, in der Bibel zu finden ist; es ist das Gleichnis vom Senfkorn. Anschließend begeben sich die Kinder wieder auf ihre Plätze und schlagen gemeinsam ihre Bibel auf. Dann soll jedes Kind für sich das Gleichnis durchlesen und anschließend soll es noch einmal gemeinsam gelesen werden.

Im darauffolgenden Gespräch sollen die Schülerinnen und Schüler das Gleichnis deuten. Die Ergebnisse sammele ich an der Tafel. Dann bekommt jedes Kind ein Arbeitsblatt ausgeteilt, auf dem es festhalten soll, wie es dieses Gleichnis versteht. Zum Abschluss der Stunde möchte ich dann darauf hinweisen, dass die eingepflanzten Senfkörner in den kommenden Tagen und Wochen gegossen und gepflegt werden müssen und dass wir den Wachstumsprozess der einzelnen Senfpflanzen beobachten und dokumentieren wollen.  


6. Unterrichtsziele

- Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen ersten Zugang zum Gleichnis vom Senfkorn.
- Sie sollen das Gleichnis vom Senfkorn beispielhaft als ein Bild vom Reich Gottes verstehen.
- Sie sollen eine erste Vorstellung vom Reich Gottes erhalten.
- Sie sollen erkennen, dass aus etwas ganz Kleinem etwas ganz Großes werden kann, dies sollen sie anhand des eingesäten Senfkorns auch beobachten.
- Sie sollen eine Phantasiereise erleben und Gefühle und Gedanken in der Gruppe wiedergeben können.
- Sie sollen lernen, mit Bewegungen etwas Bestimmtes auszudrücken.
- Sie sollen üben, mit der Bibel umzugehen, also selbständig eine Textstelle in der Bibel zu finden.
- Sie sollen das Gleichnis selbstständig lesen und mit eigenen Worten beschreiben.
- Sie sollen Gedanken schriftlich festhalten können.

Literaturverzeichnis  

Freudenberger-Lötz, Petra, 2001, „Wer bist du, Gott?“ Eine Unterrichtseinheit zur Gottesfrage für die Klassen 3-6, Stuttgart

Müller, Peter/Büttner, Gerhard/Heiligenthal, Roman/Thierfelder, Jörg, 2002, Die Gleichnisse Jesu. Ein Studien- und Arbeitsbuch für den Unterricht, Stuttgart

Zimmermann, Ruben (Hg.) (2007), Kompendium der Gleichnisse Jesu, Gütersloh  

Anhang

Erzählung

Markus hat so ein Senfkorn schon oft in der Hand gehabt. Man könnte meinen, es sei nichts Ungewöhnliches. Doch Markus ist jedes Mal erneut erstaunt. Er ist erstaunt darüber, aus welch winzigem Anfang so ein großer Strauch werden kann. Wie ein kleines Wunder. Und immer dann, wenn er wieder einige kleine Senfkörner in der Hand hält, sät er sie ein. Er beobachtet ihr Wachstum und freut sich daran.

Heute hat es Markus eilig. Er möchte – so wie viele andere aus seinem Dorf – auf die kleine Anhöhe steigen. Dort soll Jesus kommen. Er will ihnen von Gott erzählen. Als Markus ankommt, sind schon viele Menschen da. Er schaut sich um. Da sieht er Andrea, seine Freundin. Er stellt sich zu ihr.
"Ist Jesus schon da?" fragt er.
"Nein. Doch es ist trotzdem schon spannend. Die Leute diskutieren."
"Glaubt mir!" ruft einer. "Bald wird alles anders. Dann werden wir nicht mehr weinen, sondern lachen. Wir werden nicht mehr hungern, sondern satt sein."
"Wann soll das sein?" denkt Markus. Sofort setzt ein Gemurmel ein. Ein Mann erhebt die Stimme und sagt: "Glaubst du das wirklich? Wann soll das sein? Das Reich Gottes ist doch so weit weg. Unsere Welt ist eine Welt voller Leid und Lieblosigkeit. Da ist kein Platz für Gottes Reich." Nun steht eine Frau auf und sagt: "Schau doch genau hin! Dann merkst du, dass es nicht ganz stimmt, was du sagst. Gibt es nicht Menschen, die anderen Gutes tun, ihnen helfen, sie trösten? Und schau doch auf Jesus. Das Reich Gottes ist jetzt ganz nah, hier bei uns beginnt es, wir müssen es nur begreifen."
Während sie miteinander diskutieren, merken sie gar nicht, dass Jesus schon längst da ist. Er hört ihnen zu. Jetzt steht er auf. Es wird stiller und stiller.
"Ich glaube, Jesus will jetzt unsere Fragen beantworten!" flüstert Andrea. "Pass nur gut auf!" Jesus erhabt seine Stimme und sagt:
"Ihr fragt, wo das Reich Gottes ist? Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?
Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können."
Es ist ganz still geworden. Die Menschen denken nach.
"Hast du das verstanden?" fragt Andrea Markus.
Markus zögert, dann nickt er.

(Siehe Freudenberger-Lötz, 2001, 60)

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