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Johannes 3,22-30 | Tag der Geburt Johannes des Täufers (Johannis) | 24.06.2024

Einführung in das Johannesevangelium

Das Johannesevangelium ist wie ein Fluss, in dem ein Kind waten und ein Elefant schwimmen kann.

Robert Kysar

Das Evangelium „nach Johannes“ ist das tiefgründigste und theologisch wie kulturgeschichtlich wirkungsvollste der kanonischen Evangelien. Es unterscheidet sich in Stoff, narrativer Gestalt, Sprache und Theologie signifikant von den Synoptikern. Die Erklärung dieser Besonderheiten sowie die Frage nach seinen Quellen und seinem historischen und theologischen Wert gehören zu den schwierigsten und umstrittensten Fragen der Forschung.

Joh ist wie Mk eine kerygmatische Erzählung vom Wirken, Sterben und Auferstehen Jesu, d.h. ein Evangelium. Es ist programmatisch aus nachösterlicher Perspektive gestaltet, aus der durch den Geist gewirkten „Erinnerung“ (Joh 2,22; 12,16), und es trägt diese Perspektive bewusst in die Erzählung der Geschichte Jesu und seines Todes (19,30), so dass alle Einzel-Episoden schon im Licht des Ganzen des Christusgeschehens, im ‚österlichen Glanz‘, zu lesen sind.

Joh enthält eigentümliche Stoffe (Prolog, Abschiedsreden, ausgedehnte Reden und Dialoge Jesu mit Nikodemus, der Samaritanerin oder Pilatus), Erzählungen wie das Weinwunder (Joh 2), Lazarus (Joh 11), die Fußwaschung (Joh 13). Wichtige synoptische Stoffe (z.B. Geburtsgeschichten, Gleichnisse, Bergpredigt, Endzeitrede) fehlen. Die Tempelreinigung (Joh 2,13-22) ist aus dem Passionskontext an den Anfang umgestellt, der Todesbeschluss des Hohen Rates (Joh 11,45-54) erfolgt ebenfalls schon vor der Passion als Antwort auf die Lazarus-Erweckung. Dies weist auf eine bewusste Umgestaltung der älteren Jesusüberlieferung hin, die auch geschichtliche Sachverhalte in großer Freiheit anders erzählt. Dies zeigt sich auch in der anderen Sprache Jesu, die im Grunde die Sprache aller anderen Figuren und des Autors ist. D.h., auch in Jesu Worten und Reden spricht faktisch der joh Autor.

1. Verfasser

Das „Evangelium nach Johannes“ ist wie alle kanonischen Evangelien anonym überliefert. Die Überschrift ist im 2. Jh. nachgetragen. Traditionell wurde es ab dem späten 2. Jh. dem Apostel und Zebedaiden Johannes zugeschrieben, der mit der Figur des „Jüngers, den Jesus liebte“ (Joh 13,23) identifiziert wurde. Diese Zuschreibung ist erklärlich, weil man diesen ‚Lieblingsjünger‘ (LJ) mit dem ‚unbekannten‘ zweiten Jünger aus Joh 1,35-40 identifiziert hat und (aufgrund von Mk 1,16-20 oder Apg 3-5) in diesem den Zebedaiden Johannes sah. So ‚wurde‘ der LJ zum Augenzeugen der ganzen Erzählung und das Evangelium bekam ‚apostolische‘ Würden. Nach der Johanneslegende (bei Irenäus u.a.) soll dieser Johannes als Greis sein Werk in Ephesus in Kleinasien geschrieben haben, nach Clemens v. Alex. ist es als „geistliches“ Evangelium in Ergänzung und Vertiefung zu den drei eher „leiblichen“ Erzählungen der Synoptiker abgefasst.

Aufgrund von Stoff, Sprache und erzählerischer Gestalt ist allerdings höchst unwahrscheinlich, dass der galiläische Fischer im hohen Alter das Werk verfasst hat. Und selbst wenn er der Autor wäre, wäre schwer erklärlich, warum es sich von der älteren Tradition so unterscheidet.

Nur das wohl als ‚Nachtrag‘ angefügte Kapitel 21 führt die Abfassung auf den LJ zurück, in Joh 1-20 ist dieser zwar an wenigen Stellen ab dem letzten Mahl (13,23; 19,25-27; 20,1-10) Petrus an die Seite gestellt, doch eher als ‚ideale Figur‘, die Jesus näher ist und ihn besser versteht. Der eigentliche „Autor“ ist in Joh 1-20 der „erinnernde“ Geist (Joh 14,25f). Wenn hinter dem LJ auch eine ‚reale‘ Figur im Umkreis der joh Gemeinden stand (wie 21,22f nahelegt), ist fraglich, ob dieser mit einer bekannten Gestalt zu identifizieren ist. Das Joh wäre in dann Fall posthum von Schülern (21,24f) herausgegeben. Wenn der Autor des Joh mit dem von 1-3Joh identisch ist, wäre der autoritativ schreibende „Presbyteros“ aus 2Joh 1; 3Joh 1 am ehesten mit dem bei Papias von Hierapolis (Eus., h.e. 3,39,4) als Traditionsträger in der Asia erwähnten „Presbyteros Johannes“ zu identifizieren. Die spätere Zuschreibung an den Zebedaiden wäre dann in einer Verwechslung oder eher intentionalen Überblendung der Namen erfolgt.

Schriftzitate und Anspielungen belegen eine gute Kenntnis des AT, das aber höchst selektiv benutzt wird. Analog ist auch für die übrigen Traditionen eine sehr eigenständige Verwendung anzunehmen. Nichts ist nur ‚abgeschrieben‘, Joh 20,30f bezeugt eine bewusste Auswahl des Autors aus den ihm verfügbaren Stoffen. Daraus folgt aber: Die Eigenständigkeit in Stoff und literarischer Ausgestaltung belegt keine ‚Unabhängigkeit‘ von der synoptischen Tradition. Jede Rekonstruktion schriftlicher Quellen (z.B. einer ‚Semeia‘-Quelle mit Wundergeschichten oder eines eigenen Passionsberichtes) ist m.E. unmöglich, doch sind neben den Synoptikern (v.a. Mk) mündliche und schriftliche Gemeindetraditionen anzunehmen, die aber alle eigenständig umgestaltet sind. Der Autor kennt das Mk (wie z.B. die Anspielungen auf die Gethsemane-Episode in 12,27f; 14,31 und 18,11 zeigen) und setzt die Kenntnis auch bei seinen Lesern voraus (s. 3,24), evtl. kennt er auch Lk oder Stoffe daraus, eine Kenntnis des Mt ist nicht zu belegen. Er ist gleichfalls vertraut mit jüdischen Bräuchen und wohl auch mit Gegebenheiten in Jerusalem. Vielleicht ist er ursprünglich ein Palästiner, der dann im Zuge des jüdischen Krieges nach Kleinasien kam.

2. Adressaten

Das Joh ist wohl in Gemeindekreisen entstanden, die auch in 1-3Joh greifbar sind. Diese Gemeinden (oder die ‚Joh. Schule‘) in Kleinasien sind erst im letzten Drittel des 1. Jh. greifbar, sie hatten eigene Traditionen, aber nahmen auch synoptische und paulinische Motive auf. Ein Teil der joh Christusgläubigen entstammte wohl der Diasporasynagoge, und die traumatischen Spuren einer erfolgten Trennung (aposynagogos: Joh 9,22; 12,42; 16,2) sind wahrnehmbar, hingegen waren andere wohl Nichtjuden („Griechen": Joh 7,35; 12,20). Der Kontext steht also ein Verband ‚gemischter‘ Gemeinden, wohl im urbanen Raum, in dem neben diesen joh Christusgläubigen auch anders geprägte Gruppen koexistierten (z.B. Apk, Eph, Pastoralbriefe).

Nach den Abschiedsreden erscheinen die Adressaten selbst verunsichert ‚in der Welt‘, so dass Jesu Wort und das ganze Joh im Durchgang durch die Geschichte Jesu eine Antwort darauf bietet. Zugleich ist das Joh nicht nur als konkretes Wort an einen begrenzten, gar ‚sektiererisch‘ abgeschlossenen Gemeindekreis zu lesen, vielmehr zielt es auch auf Lesende in einem weiteren Rahmen, ja auf die Welt der Bücher, wenn es in 1,1 die Genesis überbietend aufnimmt und in 21,25 mit einem Hinweis auf viele Bücher endet.

3. Entstehungsort

Die Herausgabe des Evangeliums wird seit der altkirchlichen Tradition in Ephesus angesetzt. Dies ist im Joh und den drei Briefen nicht positiv zu belegen, und sachlich wäre jeder urbane Kontext im östlichen Mittelmeerraum denkbar, doch weist das frühe Zeugnis des Papias von Hierapolis, Polykarp u.a. auf den Raum Kleinasiens, ebenso die frühe Verbindung mit der dort situierten Apokalypse. Andere Vorschläge (Alexandrien wegen der Rede vom Logos; Syrien wegen vermeintlicher Nähe zu gnostischen Traditionen; Ostjordanland wegen der Bedeutung der ‚Juden‘) sind ebensowenig zu belegen. Kleinasien bleibt die wahrscheinlichste Option.

4. Wichtige Themen

Wichtige Themen der exegetischen Interpretation sind die hohe Christologie: Jesus ist der eine Offenbarer Gottes, ja er ist ‚Gott‘. Er gibt Leben, gibt den Geist. Sein Tod ist ‚Vollendung‘ der Schrift und des Willens Gottes (19,30), seine Sendung (ans Kreuz) der Erweis der ‚Liebe‘ Gottes zur Welt (3,16). Auffällig ist die ‚Vergegenwärtigung‘ der Eschatologie: Das ‚ewige Leben‘ ist schon jetzt im Glauben gegeben (5,24), das Gericht ergeht jetzt in der Begegnung mit Jesus (3,18). Zentrale Bedeutung hat der Geist, der als ‚Beistand‘ (Paraklet) der nachösterlichen Gemeinde diese begleitet, erinnert und zum Zeugnis befähigt. Joh entwickelt eine Art, von Vater, Sohn und Geist in personaler Unterscheidung zu reden, die bereits in die Richtung der späteren Trinitätslehre führt. Das alles wird in Bezug auf die Schriften Israels entfaltet, die nach Joh sämtlich von Jesus zeugen. Daher beansprucht der joh Jesus Exklusivität als Offenbarer (1,18; 14,6), während alle anderen Wege, auch der der nicht an Jesus glaubenden Schüler Moses (9,28) nicht „zum Vater“ führen. Die schroffe antijüdische Polemik ist z.T. Ertrag der schmerzhaften Trennungs- und Identitätsbildungsprozesse. Für die Gemeinde ergibt sich daraus eine innere Trennung von der ‚Welt‘, der mit einer (Familien-)Ethik der (nicht nur, aber vorrangig) auf die eigene Gruppe gerichteten Liebe begegnet wird.

5. Besonderheiten

Das Joh will, dass seine Leser:innen besser und tiefer verstehen. Diesem Ziel dient die literarische Ausgestaltung durch ein eine Vielzahl literarischer Gestaltungsmittel: die Vor-Information durch den Prolog lässt die Leserschaft stets ‚wissender‘ sein als die textlichen Figuren, deren ‚dumme‘ Fragen oft Verwunderung auslösen. Die Wundergeschichten sind durch textliche Verweise so ausgestaltet, dass sie nie nur als Bericht eines vergangenen Ereignisses gelesen werden können, sondern stets auf das Ganze des Heilsgeschehens bezogen sind. Explizite und implizite Erzählerkommentare und Erläuterungen lenken den Blick auf textliche und theologische Bezüge. Narrative Figuren bieten Identifikationsangebote und provozieren durch ihre Ambivalenz zur Stellungnahme. Miteinander vernetzte, z.T. breit symbolisch ausgestaltete Metaphern (wie Wasser, Brot, Hirte, Weinstock, aber auch Geburt, Familie, Tempel, Garten) verstärken das Wirkungspotential des Textes und laden die Lesenden ein, ihn „zu bewohnen“ (Ricœur). Als subtiler literarischer Text spiegelt das Joh nicht nur die hohe Kunst seines Autors, sondern wurde selbst zur Weltliteratur.

Literatur:

  • Meyers KEK: Jean Zumstein, Das Johannesevangelium, Göttingen 2016; C.K:Barrett, Das Evangelium nach Johannes, Üs. H. Balz (KEK Sonderband), Göttingen 1991.
  • Martin Hengel, Die johanneische Frage, WUNT 67, Tübingen 1993.
  • Jörg Frey, Die Herrlichkeit des Gekreuzigten. Studien zu den johanneischen Schriften 1, WUNT 307, Tübingen 2013: https://www.mohrsiebeck.com/buch/die-herrlichkeit-des-gekreuzigten-9783161527968?no_cache=1
  • Francis Moloney, The Gospel According to John, Sacra Pagina 4, Collegeville MN 1998; Marianne Meye Thompson, John: A Commentary, NTL, Louisville KN 2015.

A) Exegese kompakt: Johannes 3,22-30

Konkurrenz unter Freunden

Der wenig bekannte, selten gepredigte Text bietet überraschende Einblicke in das Verhältnis von Johannes dem Täufer und Jesus. Ein taufender Jesus, Johannesjünger, die sich über Konkurrenz echauffieren, und der Täufer, der sich am Erfolg des anderen mitfreut und selbst zurücktritt. Welches Verhalten ist angemessen auf dem religiösen Markt? Was ist dem Evangelium gemäß?

22Μετὰ ταῦτα ἦλθεν ὁ Ἰησοῦς καὶ οἱ μαθηταὶ αὐτοῦ εἰς τὴν Ἰουδαίαν γῆν καὶ ἐκεῖ διέτριβεν μετ’ αὐτῶν καὶ ἐβάπτιζεν.

23Ἦν δὲ καὶ ὁ Ἰωάννης βαπτίζων ἐν Αἰνὼν ἐγγὺς τοῦ Σαλείμ, ὅτι ὕδατα πολλὰ ἦν ἐκεῖ, καὶ παρεγίνοντο καὶ ἐβαπτίζοντο· 24οὔπω γὰρ ἦν βεβλημένος εἰς τὴν φυλακὴν ὁ Ἰωάννης.

25Ἐγένετο οὖν ζήτησις ἐκ τῶν μαθητῶν Ἰωάννου μετὰ Ἰουδαίου περὶ καθαρισμοῦ. 26καὶ ἦλθον πρὸς τὸν Ἰωάννην καὶ εἶπαν αὐτῷ· ῥαββί, ὃς ἦν μετὰ σοῦ πέραν τοῦ Ἰορδάνου, ᾧ σὺ μεμαρτύρηκας, ἴδε οὗτος βαπτίζει καὶ πάντες ἔρχονται πρὸς αὐτόν. 27Ἀπεκρίθη Ἰωάννης καὶ εἶπεν· οὐ δύναται ἄνθρωπος λαμβάνειν οὐδὲ ἓν ἐὰν μὴ ᾖ δεδομένον αὐτῷ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ. 28αὐτοὶ ὑμεῖς μοι μαρτυρεῖτε ὅτι εἶπον [ὅτι] οὐκ εἰμὶ ἐγὼ ὁ χριστός, ἀλλ’ ὅτι ἀπεσταλμένος εἰμὶ ἔμπροσθεν ἐκείνου. 29ὁ ἔχων τὴν νύμφην νυμφίος ἐστίν· ὁ δὲ φίλος τοῦ νυμφίου ὁ ἑστηκὼς καὶ ἀκούων αὐτοῦ χαρᾷ χαίρει διὰ τὴν φωνὴν τοῦ νυμφίου. αὕτη οὖν ἡ χαρὰ ἡ ἐμὴ πεπλήρωται. 30ἐκεῖνον δεῖ αὐξάνειν, ἐμὲ δὲ ἐλαττοῦσθαι.

Johannes 3:22-30NA28Bibelstelle anzeigen

Übersetzung

22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das judäische Land, und dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte. 23 Aber auch Johannes taufte in Ainon, nahe bei Salim, denn dort waren viele Wasser; und und sie (= die Menschen) gingen dorthin und ließen sich taufen. 24 Johannes war nämlich noch nicht in das Gefängnis geworfen.

25 Da kam es zu einem Streit zwischen einigen von den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung. 26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: „Meister, derjenige, der mit dir war jenseits des Jordans, über den du Zeugnis abgelegt hast, siehe, dieser tauft, und alle kommen zu ihm.» 27 Johannes antwortete und sagte: „Ein Mensch kann nicht etwas empfangen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. 28 Ihr selbst bezeugt mir, dass ich gesagt habe: ‘Ich bin nicht der Messias, sondern ich bin vor jenem her gesandt.’“ 29 Wer die Braut hat, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams aber, der da(bei) steht und ihn hört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt. 30 Jener muss wachsen, ich aber geringer werden.»

1. Fragen und Hilfen zur Übersetzung

22: διέτριβεν: Das Imperfekt erweckt die Vorstellung, dass Jesus und die Jünger sich dort länger aufgehalten haben und auch die Tauftätigkeit Jesu ein länger andauernde war.

22/23: βαπτίζειν: (jemanden anders) untertauchen. Die Implikationen der ‚christlichen‘ Taufe sind hier zu vermeiden.

23: Die conjugatio periphrastica „Es war … Johannes taufend…“ ist als duratives Imperfekt zu lesen.

25: „mit einem Juden“: Hier ist der Text unsicher und kaum zu klären. Die einzige hinreichend bezeugte Alternative ist der Plural „mit Juden“. Die Vermutung, hier hätte ursprünglich ΙΗΣΟΥ gestanden, das zu ΙΟΥ abgekürzt und dann falsch zu ΙΟΥΔΑΙΟΥ aufgelöst worden sei, ist eine Konjektur der Forschung (seit dem 18. Jh.). Andere haben zusätzlich einen Artikel (ΤΟΥ ΙΗΣΟΥ oder ΤΩΝ ΙΗΣΟΥ) konjiziert. Die Problematik, wer mit wem über was streitet, bleibt unklar. Textkritisch ist ΙΟΥΔΑΙΟΥ vorzuziehen.

2. Literarische Gestalt und Kontext

V. 22-26 erscheint aus unterschiedlichen kleinen (Versatz-)Stücken zusammengesetzt. V. 26 bildet mit V. 27-30 einen kurzen Dialog des Täufers mit seinen Jüngern, der dann ab V. 31 nahtlos in einen Monolog übergeht – der stilistisch ebensogut Jesusrede sein könnte (und joh Theologie spiegelt).

Die Notizen über ein gleichzeitiges Taufen Jesu und des Johannes werden in V. 24 in einer typisch joh erzählerischen Randbemerkung kommentiert. Der Evangelist weist explizit darauf hin, dass die hier gebotene Chronologie eines parallelen Wirkens Jesu und des Johannes von einer anderen abweicht, die die Leserschaft offenbar kennt: die synoptische Chronologie, nach der Jesus erst nach der Verhaftung des Täufers auftritt (Mk 1,14). Joh verteidigt hier seine Version gegen mögliche Einwände.

Mit V. 25 beginnt (textlich unklar) etwas Neues. Die Notiz über einen Streit „um die Reinigung“, d.h. die Wirksamkeit von Reinigungsriten (der Johannestaufe?) wird sachlich nicht aufgenommen, vielmehr geht es allein um die Problematik einer Konkurrenz zwischen dem Täufer und seinem ehemaligen Jünger Jesus. Dieses Ansinnen weist der Täufer seinerseits zurück, indem er Jesu „Erfolg“ begrüßt.

Die Worte des Täufers V. 27-30 haben gegenüber V. 31-36 deutlich eigenes Gepräge. Sie nehmen das Sprachbild von Jesus als (wahrem) „Bräutigam“ auf (das auch in 2,9f. und der Brunnenszene in 4,1-42 anklingt). In diesem Bild ist die Rolle des Täufers die, „Freund des Bräutigams“ zu sein (historisch wohl der Vertraute, der Anbahner und Organisator der Hochzeitsfeier ist), dem es allein um das Wohl seines Freundes geht. Weitere kulturell bedingte Aufgaben dieses „Freundes“ sind hier nicht relevant. In V. 30 werden Täufer und Jesus (heils-)geschichtlich und im Sinne eines göttlichen Planes zugeordnet: Dass die Täuferbewegung schwindet und die Jesusbewegung wächst, ist für den Johannes den Täufer in Ordnung, seiner Sendung und dem göttlichem Plan (δεῖ) gemäß.

3. Literarischer Kontext und historische Einordnung

Der Abschnitt ist ein Zwischenstück zwischen dem Nikodemusdialog 3,1-21 und der Samaritaner-Perikope 4,1-42, der „Dialog“ V. 26-36 ist in manchem dem Nikodemusdialog parallel: In beidem geht es um Wasser/Reinigung, beide enden in einem soteriologisch dichten Monolog (v. 11-21 // 31-36).

V. 22-26 setzten im Anschluss an Jesu Passah-Festreise nach Jerusalem einen längeren Aufenthalt Jesu und seiner Jünger in Judäa voraus. Die Synoptiker wissen davon nichts, auch nicht davon, dass Jesus selbst taufte (was in Joh 4,2, evtl. in einer Glosse, zurückgenommen wird). Doch lassen die Synoptiker (anders als Joh) klar erkennen, dass sich Jesus von Johannes taufen ließ und dass er ihm auch in seiner Predigt in manchen Stücken (v.a. der Gerichtspredigt) folgte. Historisch war Jesus zunächst „Schüler“ des Täufers, dieses historische Faktum wird dann in allen Evangelien in unterschiedlicher Weise zurückgedrängt. Die Notiz, dass Jesus „taufte“, könnte daher ein Stück historisches Urgestein sein, ein Zeugnis, dass Jesus eine Zeit lang den Ritus des Täufers analog praktizierte, bevor er dann aufhörte zu taufen und in neuer, eigener Weise heilte und verkündigte. Dass zwischen der Täuferbewegung und der beginnenden Jesusbewegung zeitweise ein Nebeneinander (und damit eine Konkurrenz) bestand, ist historisch nachvollziehbar. Die Täuferjünger sprechen dies hier aus. Sie ärgern sich über Jesu Erfolg. Der joh Text ist an den historischen Sachverhalten nicht weiter interessiert und versucht den Eindruck der Konkurrenz im Sinne eines gottgewollten Nacheinander zu korrigieren. Das Evangelium bringt Jesu unvergleichliche und konkurrenzlose Stellung zum Ausdruck. Dabei geht es m.E. historisch nicht mehr um die Abwehr tatsächlich relevanter Täuferkreise, sondern darum, dass der ‚Anstoß‘ an der Wurzel der Jesusbewegung, dass Jesus sich der Taufe des Täufers unterzog und jener damit als ‚größer‘ erscheinen könnte, theologisch ausgeräumt wird. Daher wehrt der Täufer alle eigenen Ansprüche ab (vgl. Joh 1,22f.) und ordnet sich ganz Jesus unter. Er wird somit zum Vorbild für seine Nachfolger.

4. Schwerpunkte der Interpretation

V. 27 ist ein Satz über göttliche Providenz: Allgemein wird gesagt: Niemand kann etwas eigenmächtig „erzwingen.“ Positiv gewendet auf Jesus und das Wachstum der Jesusbewegung bezogen heißt das: Was geschieht, ist von Gott gegeben, also „in Ordnung“, zu akzeptieren. Ob dieser Satz verallgemeinert werden darf oder nicht, steht auf einem anderen Blatt – hier bestünde die Gefahr von Passivität und Fatalismus. Das entspräche auch nicht dem, was von Nachfolger:innen Jesu erwartet ist.

In der Ostkirche hat Johannes den Titel „Prodromos“ = Vorläufer. Dieses Verhältnis wird schon in Mk 1,1-3 beschrieben, hier wird es vom Täufer selbst anerkennend ausgesprochen: Er hat keine eigene „messianische“ Würde (vgl. Joh 1,20-23), sondern ist (nur!) Vorläufer, „Stimme“ (1,23), Zeuge,  oder – hier – Erfüllungsgehilfe und „Freund“. Dabei ist der Vorläufer zugleich Nachfolger, Jesus ist ihm „voraus“ (1,30). Der Freund hört die Stimme des Freundes und freut sich daran, ebenso wie die Nachfolgenden die Stimme des guten Hirten, die sie kennen, gerne hören und sich von ihm leiten lassen (10,2-5). Der Freund redet (in 3,31-36) sogar im gleichen Duktus wie zuvor Jesus (in 3,11-21) geredet hatte. Das Bild des „Freundes“ bietet auch über den konkreten Rahmen der Hochzeit hinaus Interpretationsräume: Jesus nennt seine Jünger im Joh „Freunde“ (15,14f.). Er gibt sein Leben für seine „Freunde“ (15,13). Freundschaft basiert auf Liebe, nicht auf Macht, sie impliziert Vertrauen, aber auch Solidarität. Als „Freund“ ist der Täufer auch Vorbild für Jesu Nachfolger:innen. Er hört seine Stimme (vgl. auch 18,37), freut sich mit ihm über seinen „Erfolg“, hier das Wachstum seiner ‚Gemeinde‘, und findet darin seine Erfüllung.

5. Theologische Perspektivierung

Worum geht es hier? Dass Jesus „konkurrenzlos“ ist? Das ist nach Joh klar: Jesus ist inkommensurabel. Joh vermeidet jeden Eindruck der Vergleichbarkeit, selbst Jesu Taufe wird verschwiegen, damit nicht der Täufer „größer“ erscheinen könnte. Aber das ist nicht das Spezifikum dieses Abschnitts.

Eher lässt sich hier beobachten und reflektieren, wie mit dem Phänomen religiöser Konkurrenz umgegangen wird und umgegangen werden kann. Zunächst wird eine Konkurrenz zwischen zwei religiösen Bewegungen berichtet. Die einen ärgern sich über den Erfolg der anderen, würden jener am liebsten ‚das Wasser abgraben‘. Die Täuferjünger reagieren menschlich, enttäuscht, verärgert. Ihnen geht es um die eigene Bewegung, den eigenen Platz, womöglich auch ums Rechthaben. Die erste, ‚weisheitliche‘ Antwort lautet: „keep calm!“ Nichts geschieht zufällig. Aber das ist noch nicht genug Der Täufer erkennt vielmehr die Zeichen der Zeit und sieht, was ‚dran‘ ist, was ‚in der Luft liegt‘. Er ist  darin Vorbild, dass er den verärgerten Aktivismus seiner Schüler zurückweist, aber noch mehr darin, dass er selbst hörsam ist, , seine Eigeninteressen zurücknimmt und das Gehörte – bzw. den Gehörten  - zur Geltung zu bringen sucht.

„Er muss wachsen, ich aber geringer werden“ – dieses Wort hatte eine heute vergessene Bedeutung für die Ansetzung der „Geburtstage“ Jesu und des Täufers, mit einem halben Jahr Differenz: Augustinus sagt in einer Predigt (ser. 194,2): „Er sandte nämlich den Menschen Johannes voraus, der zu dem Zeitpunkt geboren wurde, als die Tage anfingen abzunehmen; und er selbst wurde geboren, als die Tage anfingen zu wachsen, um damit auf das hinzuweisen, was derselbe Johannes sagt: Jener muss wachsen, ich aber abnehmen.“ Das Wort ist auch in der berühmten Kreuzigungsdarstellung von Matthias Grünewald im Isenheimer Alter (Colmar) als Schrift eingefügt. Dort weist der Täufer mit überlangem Finger auf Jesus, den Gekreuzigten (als Lamm Gottes: Joh 1,29), und daneben steht als Motto der ganzen Existenz des Täufers dieser Satz. So ist der Täufer zugleich „Vorbild“ für die Glaubenshaltung: „Mein Ego muss geringer werden, Jesus muss wachsen.“

B) Praktisch-theologische Resonanzen

1. Persönliche Resonanzen

Vieles ist neu und überraschend an der exegetischen Erschließung von Joh 3,22-30. Das mag schon daran liegen, dass wir es mit keinem klassischen Predigttext zutun haben. Das Verhältnis von Jesus zu Johannes bleibt kirchenjahreszeitlich eher unterbelichtet, auch weil die Predigtgelegenheiten zum Johannistag immer seltener werden. Umso wichtiger, sich exegetisch eingehend damit zu befassen.

Die chronologischen Besonderheiten des Johannesevangeliums gegenüber den Synoptikern auch in der Jesus-Johannes-Sequenz sind erwartbar. Jedoch lässt mich der exegetische Fokus auf die religiöse Konkurrenz beider Gesandten aufhorchen. Schon zu anderer Predigtgelegenheit war mir die Prolog-Notiz über das Verhältnis von Jesus und Johannes (1,30) zur Stolperfalle geworden. Jetzt wird die ungewöhnliche Konstellation der Prediger noch einmal narrativ veranschaulicht. Jesus tritt zwar chronologisch nach Johannes in die Öffentlichkeit (wenngleich sie auch überschneidende Wirkzeiten haben), ist ihm aber gottgemäß vorgeordnet. Der Konkurrenzkampf entsteht jedoch nicht so sehr zwischen den befreundeten Gesandten, als zwischen den wetteifernden Schülern. 

Der letzte Satz der Exegese spricht fast unangenehm deutlich in unsere Situation als Predigende hinein: „Mein Ego muss geringer werden, Jesus muss wachsen.“

2. Thematische Fokussierung

Wie die Exegese verdeutlicht, spielt das theologische Thema der Reinigung ‒ obwohl Aufhänger des erstgenannten Disputs ‒ im weiteren Verlauf der Jünger-Kontroverse keine entscheidende Rolle. Theologische Themen treten hinter Autoritätskämpfe zurück. Das ist wiederum thematisch interessant. Oft verhindern (auch in der Kirche) Machtfragen die Auseinandersetzung mit den wirklich wichtigen Themen. Oder sind gerade die Fragen nach Macht und göttlicher Berufung wichtig? Nach welchem Kriterium vergeben wir Predigtaufträge und Ämter? Wo lassen wir Machtmissbrauch auf welche Weise zu?

Die Exegese ermöglicht viele Verknüpfungen zwischen Text und gegenwärtiger Lebenswelt. Nicht nur die Johannesjünger müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie (noch) dem richtigen Prediger folgen. Auch gegenwärtig suchen Christ:innen im religiösen Wettstreit zwischen verschiedenen Prediger:innen und „Sinnfluencer:innen“, zwischen Kirchengemeinden, theologischen Schulen oder protestantischen Denominationen Orientierung. Wie die Exegese deutlich macht, werden in der Predigtperikope zwei sich besonders nahestehende Prediger – räumlich, zeitlich, inhaltlich und persönlich – von anderen in Konkurrenz zueinander gebracht. Konkurrenz ergibt sich meist in und aus besonderer Nähe. Das lässt sich wunderbar auf die Konkurrenz im kirchlichen Nachbarschaftsraum beziehen. Aus der Ferne erscheinen das Wachstum und der Erfolg anderer weniger bedrohlich, weil es nicht um den gleichen Einflussbereich geht. Im Nachbarschaftsstreit ist hingegen schnell vergessen, dass es um die Botschaft geht und nicht darum, wer sie auf welche Weise erfolgreich verbreitet.

Aufgelöst wird die Nachbarschafts-Spannung, wie die Exegese deutlich macht, anhand zweier mächtiger Stellschrauben: Beziehung und göttliche Bestimmung. Wer in freundschaftlicher Verbundenheit zueinander steht, kann sich über den Erfolg der Freund:innen freuen, ohne darin eine Bedrohung zu sehen. Man hat an dem Erfolg des Anderen Teil. Und: Wer das göttliche Dei erkennt und akzeptiert, erkennt und akzeptiert die Zeichen der Zeit. Es gibt eine Zeit, zu predigen, es gibt eine Zeit, anderen zuzuhören. Die göttliche Ordnung steht über dem eigenen Geltungsdrang. So wie der Mond zu- und abnimmt, so wie die Sonne und länger und kürzer scheint, so muss sich auch unser Wirken in einen ewigen Kreislauf einfinden. Die starken Bilder von göttlich verfügtem Wachstum und Rückgang, von Reichweitenstreit und freundschaftlicher Rückendeckung, von Redezeit und (Christus-)Gehorsam können die Kommunikation des Evangeliums (nicht nur im Predigtfall) visuell und visionär bereichern.

3. Theologische Aktualisierung

Der große Trost der Jesus-Johannes-Wende liegt darin, im „Abnehmen“ der eigenen Reichweite nicht nur Zerfall, sondern eine gottverbürgte Verheißung zu erkennen. Wer Christus nach vorne stellt und nicht nur das Schaufenster, sondern den ganzen Raum füllen lässt, muss sich nicht in Geltungskämpfe verstricken lassen. Das ist aber nicht nur Trost, sondern auch und vor allem Anspruch und Zumutung. Es erfordert Mut, der christlichen Botschaft selbst wieder Überzeugungspotential zuzutrauen.

Jesu Konkurrenzlosigkeit und Unvergleichbarkeit stehen für das Johannesevangelium außer Frage, doch gibt es immer wieder Umstände und geschichtliche Wendungen, damals wie heute, die statt „Jesus first“ andere Gewichtungen in die Alltagsüberzeugungen eintragen wollen. Diese dann wieder zu bereinigen, bedarf der ewigen Tauferinnerung.

Sogar innerhalb der Grenzen der eigenen Konfession gibt es eine breite, bisweilen unübersichtliche religiöse Angebotspalette. Alle werben für ihre Art des Christseins, für ihre Form des Evangeliums. Wie steht es nun um das Entscheidungskriterium in der Frage: Welche christliche Gemeinschaft erwähle ich als konkrete Taufgemeinschaft? Wo und wann das eigene Kind taufen? Der eigene Wohnort und der Geburtstag des Kindes geben die Antwort längst nicht mehr vor. Welche Prediger:innen „konsumiere“ ich? Suche ich die Megachurch anstelle der kleinen Ortsgemeinde auf? Gebe ich mich mit den theologischen Einsichten der Pfarrperson vor Ort zufrieden oder suche ich mir per livestream die Predigt, die am besten zu meiner politischen Gesinnung passt?

In Bezug auf die Bewertung der unterschiedlichen ntl. Schriften hat Martin Luther das vielzitierte Kriterium „was Christum treibet“ geprägt. Das lässt sich natürlich auch auf jene Menschen und Gemeinschaften übertragen, die Verkündigungsdienst leisten. Steht dort Christus oder das Wachsen der eigenen Reichweite im Vordergrund? Daran muss sich das innergemeindliche Handeln, ja auch die Gottesdienstgestaltung immer wieder messen und wenn nötig justieren lassen. Für die konkrete Predigtsituation rührt das an der vieldiskutierten Frage: Wie viel Persönlichkeit nehme ich mit auf die Kanzel? Die rechte Balance zwischen Lebenskonkretion und Abstraktion von der immer nur eigenen Sichtweise ist nicht leicht zu finden. Wann ist die Zeit als authentische Zeug:in nach vorn zu treten, wann ist die Zeit hinter das Evangelium zurückzutreten? Aus der biblischen Tradition kennen wir viele Erzählungen, wo aus Kleinem Großes wird. Diese Bewegung entspricht – für viele mittlerweile fast selbstverständlich ‒ Gottes Logik und es ist nicht nur rund um Weihnachten ein beliebtes theologisches Deutungsmuster. Dass dazu umgekehrt auch Großes abnehmen muss und wir davon unter Umständen betroffen sind, denken wir ungern mit. Der Verzicht auf Geltung und Privilegien tut weh, selbst wenn es passiert, um Christus zu treiben. Die „Sommerweihnacht“ gibt Anlass, darüber nachzudenken.

4. Bezug zum Kirchenjahr

Der Johannestag steht terminlich und thematisch in enger Verbindung mit der Sommersonnenwende, auch Sommerweihnacht genannt. Das Bild vom Wachsen und Abnehmen, das uns die Johannesperikope zu predigen vorgibt, von göttlicher Ordnung und ewigem Kreislauf, passt nicht zufällig genau zu der jahreszeitlichen Begehung des längsten Tages im Jahr. Die Predigtanlässe zum Johannistag werden zwar insbesondere im städtischen Pfarrkalender immer rarer. Mancherorts werden aber – wenn der Johannistag auf einen Wochenendtag fällt - Taufgottesdienste oder Tauferinnerungsfeiern begangen, manchendorfs gibt es noch das traditionelle Johannisfeuer. Oft fällt der Johannistag eher zufällig mit einem Gottesdienst an besonderen Orten (etwa im Seniorenheim oder im Krankenhaus) zusammen. Die Predigtgelegenheiten sind hier, wie dort auf Andachtslänge reduziert. Auch hier ist genau zu bedenken, wie viel Zeit zu predigen und wie viel Zeit zum Zuhören christusgemäß sind.

Das biblische Gesamtensemble des Johannistages fügt sich gut in das Spiel aus Wachsen und Abnehmen ein. Psalm 92 lehrt uns, Gottes Größe zuzulassen, das atl. Prophetenwort aus Jesaja 40,1-8 verdeutlicht das Auf und Ab des Predigens: Mal ist Zeit, euphorisch das Heil ausrufen, mal ist Zeit, angesichts der eigenen Vergänglichkeit zu verstummen. Immer ist es Zeit, auf Gottes ewiges Wort zu hören und zu vertrauen. In jedem Fall bedeutet der johanneische Predigttext eine heilsame Abweichung zum sonstigen Haschen nach Aufmerksamkeit, zum aufwendigen Werben für die eigene Sache. Mit der Jesus-Johannes-Sommersonnenwende dürfen wir als Predigende abgeben, ohne an der Sache Verlust zu nehmen. Das ist vielleicht auch ein kleiner Impuls für die Predigtinszenierung selbst. Wem soll Gehör verschafft werden? Gibt es in meinem Umfeld Menschen, die Christus einmal anderes und neu bezeugen können? Wem steht welche Redezeit zu?

Autoren

  • Prof. Dr. Jörg Frey (Einführung und Exegese)
  • Dr. Olivia Rahmsdorf (Praktisch-theologische Resonanzen)

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