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Tell el-Ḥesī

Andere Schreibweise: Tell el-Hesi; Tall al-Ḥasī; Tell el-Hesy

(erstellt: September 2016)

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1. Lage und Name

Tell el-Hesi 1
Tell el-Ḥesī (Koordinaten: 1244.1063; N 31° 32' 52'', E 34° 43' 49'') liegt etwa 27 km östlich der heutigen Stadt Gaza und ca. 12 km westlich von → Lachisch / Tell ed-Duwēr (Koordinaten: 1357.1082; N 31° 33' 54'', E 34° 50' 59''). Damit befindet sich der Siedlungshügel an einer verkehrsgeographisch günstigen Position am östlichen Rand der Küstenebene bzw. am Übergang in das judäische Hügelland, die Schefela. Möglicherweise verlief im Altertum eine Verkehrsverbindung über Tell el-Ḥesī, die den für den internationalen Fernhandel wichtigen Knotenpunkt Gaza mit den Wirtschafts- und Verwaltungszentren auf dem südlichen palästinischen Bergland (Hebron, Jerusalem) verband.

Tell el-Ḥesī 2
Die Lage des Orts dürfte für die Ansiedlung im Altertum entscheidend gewesen sein. Von Tell el-Ḥesī aus konnte die seit dem 2. Jt. v. Chr. intensiv genutzte Küstenstraße ebenso kontrolliert werden wie die Ausläufer der Schefela. Noch im 20. Jahrhundert n. Chr. wurde der Platz als militärischer Stützpunkt genutzt. Da südlich von Tell el-Ḥesī die fruchtbare Lössebene des Nordwest-Negev beginnt, war auch die Versorgung mit agrarischen Produkten gesichert. Außerdem befinden sich in unmittelbarer Nähe des Siedlungshügels ergiebige Wasserstellen, so dass der Platz insgesamt vergleichsweise angenehme Lebensmöglichkeiten bot. Daher rührt vermutlich der neuzeitliche arabische Name, der mit „Hügel der Wassersammelstelle“ wiedergegeben werden kann.

Der Siedlungshügel selbst liegt etwa 150 m über NN und erstreckt sich auf maximal 40 ha über Sanddünen am Ufer des Wādī el-Ḥesī. Von der Gesamtfläche entfallen lediglich etwa 4,5 ha auf eine durch Aufschüttungen und Befestigungen im Altertum künstlich erhöhte Akropolis.

2. Identifikation

Tell el-Ḥesī konnte bislang noch nicht zuverlässig mit einem im Alten Testament oder in außerbiblischen Dokumenten genannten Ort identifiziert werden. In der älteren Literatur finden sich zwei Vorschläge: Lachisch und Eglon. Dazu kommt die neuere These, bei Tell el-Ḥesī sei der Taufplatz von Apg 8,26-40 zu finden.

2.1. Lachisch

Die ersten Ausgräber, Sir William Flinders Petrie und Frederick Jones Bliss (s.u. 3.1.), nahmen am Ende des 19. Jahrhunderts einen Vorschlag des britischen Vermessungsingenieurs Claude Reignier Conder auf, der im Rahmen seiner Arbeiten für den „Survey of Western Palestine“ den Siedlungshügel mit Lachisch (u.a. Jos 10; Jos 15,39) gleichgesetzt hatte. Petrie übernahm die Identifikation sogar in den Titel seines Grabungsberichts (Petrie 1891). Die These konnte sich nicht durchsetzen, da die biblischen und außerbiblischen Angaben zu Lachisch auf eine Lage im Hügelland der Schefela verweisen. Lachisch wird heute mit Tell ed-Duwēr gleichgesetzt (s.o. 1.). Dort wurden im Laufe der neueren Ausgrabungen u.a. die Belagerungsrampe, die von assyrischen Truppen bei der Einnahme der Stadt im Jahr 701 v. Chr. errichtet wurde, sowie die von den Stadtbewohnern aufgeschüttete Gegenrampe freigelegt. Die Rampen sind auf Reliefs abgebildet, die aus dem Palast des neuassyrischen Herrschers → Sanherib in → Ninive stammen und die Einnahme der Stadt Lachisch zeigen.

2.2. Eglon

Der Vorschlag, Tell el-Ḥesī mit dem alttestamentlichen Ort Eglon zu verbinden, wurde von William Foxwell Albright aufgebracht (Albright 1924). Einen ersten Anhaltspunkt für diese These bietet die Ruinenstätte Chirbet ‘Aǧlān (Koordinaten: 1237.1089; N 31° 34' 17'', E 34° 43' 25''), die nur wenig nordwestlich von Tell el-Ḥesī liegt und in der sich der Name Eglon andeutungsweise erhalten hat (kritisch dazu de Vos 2003, 408f). Eglon soll in der Nähe von Lachisch liegen (Jos 15,39). Der Ort gehörte nach der Erzählung von Jos 10 neben Lachisch zu einer Koalition kanaanäischer Städte, die von Josua besiegt wurden. Wenn allerdings die literarische Geographie der komplexen Erzählung von Jos 10 für Lokalisierungsfragen zugrunde gelegt wird, sollte Eglon auf dem Weg von Lachisch in das zentrale judäische Bergland nach Hebron liegen (Elliger 1934). Eglon müsste daher östlich von Lachisch gesucht werden, was für Tell el-Ḥesī nicht zutrifft (s.o. 1.). Daher wird heute Eglon meist mit Tell ‘Ēṭūn (Koordinaten 1433.0997; N 31° 29' 26'', E 34° 55' 41'') ca. 11 km südöstlich von Lachisch / Tell ed-Duwēr gleichgesetzt (de Vos 2003, 408f). Mitunter bleibt lediglich die Vermutung, der alte Name von Tell el-Ḥesī sei unter den Orten des dritten Bezirks der Städte Judas (Jos 15,37-41) zu suchen, von denen außer Lachisch, Eglon und Makkeda (Chirbet el-Qōm; → Chirbet el-Qōm; Koordinaten: 1465.1045; N 31° 31' 57'', E 34° 57' 48'') keiner zuverlässig lokalisiert ist (Keel / Küchler, 928-931). Allerdings sollen auch die Jos 15,37-47 genannten Orte in der Schefela liegen (Jos 15,33), was eine Gleichsetzung mit Tell el-Ḥesī zumindest erschwert.

2.3. Taufplatz von Apg 8

Zuletzt wurde erwogen, Tell el-Ḥesī mit dem Platz zu identifizieren, an dem Philippus einen äthiopischen Hofbeamten tauft (Apg 8,26-40) (Horton / Blakely 2000). Dabei wird argumentiert, der Beamte sei auf dem Weg von Jerusalem nach Gaza (Apg 8,26), an dem der Siedlungshügel vermeintlich lag. Außerdem wird auf die bei Tell el-Ḥesī gelegenen Wasserstellen verwiesen (s.o.). Allerdings nennt der Text keinen konkreten Namen für die Taufstelle. Ebenso wenig ist zu entnehmen, auf welchem Abschnitt der Wegstrecke Philippus den Hofbeamten trifft. Der Hinweis auf → Aschdod am Ende der Perikope (Apg 8,40) reicht kaum aus, um die Lokalisierung der Taufszene in bzw. am Rand der Küstenebene hinreichend zu begründen.

3. Geschichte

3.1. Grabungen

Da Tell el-Ḥesī nicht mit einem aus antiken literarischen Dokumenten bekannten Ort zu identifizieren ist, muss die Geschichte allein aufgrund des archäologischen Befunds beschrieben werden. Auf dem Siedlungshügel fanden erstmals 1890 bis 1892 Ausgrabungen statt, zunächst unter dem britischen Archäologen Sir William Flinders Petrie (1890), danach unter seinem amerikanischen Kollegen Frederick Jones Bliss (1891-1892). Die Arbeiten sind wissenschaftsgeschichtlich bemerkenswert. Erstmals wurde in Palästina die von Petrie entwickelte stratigraphische Ausgrabungsmethode angewandt, die bis heute die methodische Grundlage jeder wissenschaftlich fundierten Grabung an Siedlungsplätzen darstellt, die über längere Zeit genutzt wurden (→ Tell; → Archäologie Palästinas). Die Vorgehensweise beruht auf der Zuordnung datierbarer Keramik zu ergrabenen Siedlungsschichten, wobei die Abfolge der Schichten durch die Dokumentation von vertikalen Schnittprofilen abgesichert wird. Die Methode erlaubt es, die wesentlichen Besiedlungsschichten eines Hügels zu erkennen, ohne diesen flächendeckend von oben nach unten abtragen zu müssen. So konnten sich Petrie und Bliss auf Tell el-Ḥesī weitgehend damit begnügen, ausgewählte Areale der Unterstadt zu erforschen und auf der Akropolis einen tiefgehenden Probeschnitt anzulegen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind hinsichtlich der relativen Chronologie zuverlässig. Die absoluten Datierungen und die Verbindung zu geschichtlichen Ereignissen können dagegen nicht ohne Korrekturen übernommen werden. Gut siebzig Jahre nach den ersten Ausgrabungen wurden die archäologischen Aktivitäten auf Tell el-Ḥesī durch eine „Joint Archaeological Expedition“ mehrerer nordamerikanischer Institutionen wieder aufgenommen. Dabei wurden zwischen 1970 und 1983 insgesamt acht Grabungskampagnen durchgeführt. Die folgende Darstellung beruht auf einer Korrelation der älteren und der jüngeren Ausgrabungen, wie sie auch in den Publikationen der „Joint Archaeological Expedition“ vorausgesetzt ist.

Nach den bislang vorliegenden Befunden wurde der Siedlungshügel mit wenigen Unterbrechungen von der Steinzeit bis in die jüngste Vergangenheit genutzt (vgl. Tabelle bei Blakely u.a. 2007, 136f). Aus der Altsteinzeit (Paläolithikum) und aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) sind Steinwerkzeuge dokumentiert, aus der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum, 4. Jt. v. Chr.) einige steingefasste Strukturen, die als Teile von Vorratsgruben gedeutet werden. Die Hauptsiedlungsphasen lagen in der Frühbronzezeit (3. Jt. v. Chr.) und in der Eisenzeit II (9.-6. Jh. v. Chr.).

3.2. Bronzezeit

Erste Siedlungsspuren aus der Frühbronzezeit I und II (Ende 4. / Anfang 3. Jt. v. Chr.) sind von der Akropolis dokumentiert. In der Frühbronzezeit III (ca. 2700-2200 v. Chr.) war auch die Unterstadt bebaut und mit einer etwa 5 m breiten Mauer aus Lehmziegeln umgeben. Die mit Türmen verstärkte Mauer ist auf 82 m im Süden und auf 95 m im Osten der Anlage nachgewiesen. Tell el-Ḥesī war demnach Teil einer ersten urbanen Kultur in Palästina, die um die Mitte des 3. Jt.s v. Chr. aufkam und zu der im Süden des Landes u.a. die frühbronzezeitlichen Stadtanlagen von → Arad / Tell ‘Arād (Koordinaten: 1620.0767; N 31° 16' 50", E 35° 07' 34") im Negev und Jarmut / Chirbet el-Jarmūk (Koordinaten: 1478.1241; N 31° 42' 30'', E 34° 58' 28''; vgl. u.a. Jos 10; Jos 15,35) in der nördlichen Schefela zählten.

Aus der Mittelbronzezeit (ca. 2000-1550 v. Chr.) sind lediglich einige Gefäßscherben belegt. Hinweise auf Wohnbebauung fehlen.

In der Spätbronzezeit (15.-12. Jh. v. Chr.) wurde Tell el-Ḥesī wieder intensiver genutzt, da der Platz offenbar für die Hegemonialmacht Ägypten von Interesse war. Auf Verbindungen nach Ägypten weist eine auf dem Tell gefundene Keilschrifttafel im Stil der → Amarnabriefe (EA 333), die wahrscheinlich in Lachisch beschrieben wurde und zur anfänglichen Gleichsetzung mit Lachisch beitrug (s.o.). Aus dem 12. Jh. v. Chr. stammt ein ca. 25 x 25 m großes Gebäude, das sogenannte „Pilaster-Gebäude“, das einen großen Teil der Akropolis einnahm (Blakely u.a. 2007, 138f). Vermutlich diente Tell el-Ḥesī in dieser Zeit, kurz vor dem Ende der ägyptischen Hegemonie über Syrien und Palästina, als befestigter Posten zur Kontrolle des Hinterlands des ägyptischen Vororts Gaza.

3.3. Eisenzeit

Eine Siedlungstätigkeit während der → Eisenzeit I (12.-10. Jh. v. Chr.) ist lediglich durch Keramik und einige Mauerreste kleinerer Gebäude bezeugt. Die Funde werden von den Ausgrabenden in das 11. Jh. v. Chr. datiert. Philistäische Ware, die in der südlichen Küstenebene und im Nordwest-Negev häufig zu finden ist, wurde bislang auf Tell el-Ḥesī nicht ergraben.

Tell el-Ḥesī 3
Aus der → Eisenzeit II (9.-6. Jh. v. Chr.) ist wieder eine rege Siedlungstätigkeit nachgewiesen, die sich allerdings weitgehend auf den Bereich der Akropolis beschränkte. Die Akropolis wurde durch terrassenartige Stützmauern und Auffüllungen um ca. 6 m erhöht. Dadurch entstand eine Plattform, die durch eine Umfassungsmauer geschützt war. Auch am Fuß der Akropolis wurde eine Befestigungsmauer errichtet (Blakely u.a. 2007, 151 Abb. 11), so dass ein „Doppelmauer-Verteidigungssystem“ entstand (Blakely u.a. 2007, 152). Auf der Akropolis wurden u.a. Pfeilerbasen und niedrige Mauern gefunden, die zu einem Komplex von drei nebeneinander liegenden jeweils dreischiffigen Pfeilerhäusern rekonstruiert werden können. Der Komplex ist insgesamt ca. 35 x 16 m groß und stammt aus dem 9./8. Jh. v. Chr. (Blakely u.a. 2007, 138-152; Weippert / Weippert 2014, 13; Abb. 3). Dreischiffige Pfeilerhäuser sind aus mehreren Fundorten in Palästina, u.a. aus Megiddo und Beerscheba (Tell es-Seba‘) bekannt. Ihre Funktion ist umstritten. Die Ausgräber von Megiddo deuten sie als Pferdeställe. Die Anlagen vom Tell es-Seba‘ werden als Vorratshäuser interpretiert (vgl. → Eisenzeit II, 5.2). Zuletzt haben Helga und Manfred Weippert die Befunde zu den dreischiffigen Pfeilerhäusern der Eisenzeit II systematisch ausgewertet. Sie verzichten dabei auf eine genaue Funktionsbestimmung und sprechen von „Multifunktionsgebäuden“ bzw. „Mehrzweckhallen“ (Weippert / Weippert 2014). Der Gesamtbefund von Tell el-Ḥesī zum 9./8. Jh. lässt demnach darauf schließen, dass der Ort ein stark befestigter Posten von militärischer, strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung war.

Der Plan von Tell el-Ḥesī im 9./8. Jh. v. Chr. mit der äußeren und inneren Befestigungsmauer und den Pfeilerhäusern auf der Akropolis zeigt Ähnlichkeiten mit dem Aufbau der Stadt Lachisch zur gleichen Zeit. Lachisch ist allerdings großzügiger angelegt und auch durch Grabungen besser dokumentiert. Lachisch wird mit guten Gründen als repräsentativ befestigte Stadt an der Westgrenze Judas zum philistäischen Gebiet hin interpretiert. Umstritten ist dagegen, ob Tell el-Ḥesī und einige ähnliche befestigte Stützpunkte, die nördlich und südlich dieses Siedlungshügels liegen, als vorgeschobene Außenposten Judas zum Schutz der Stadt Lachisch oder aber als philistäische Stützpunkte gegen Juda hin zu verstehen sind (vgl. die Diskussion bei Blakely u.a. 2007). Häufig wird die geomorphologische Grenze zwischen der Schefela und der Küstenebene, die zwischen Lachisch im Osten und Tell el-Ḥesī im Westen verläuft, auch als Grenze zwischen Juda und den Territorien der philistäischen Städte verstanden. Daher werden Orte wie Tell el-Ḥesī und seine nördlichen bzw. südlichen Nachbarn nicht mehr zu Juda gerechnet. Ob allerdings im Altertum politische Grenzen immer natürlichen Einschnitten folgten und ob solche politischen Grenzen überhaupt eindeutig zu beschreiben sind, erscheint fraglich. Blakely u.a. interpretieren den archäologischen Befund von Tell el-Ḥesī in dem Sinn, dass der Ort zum „judäischen Wirtschafts- und Militärsystem[s]“ gehörte (Blakely u.a. 2007, 159). Sie berufen sich dabei v.a. auf die Ähnlichkeiten zu Lachisch. Dieses Argument ist jedoch kaum überzeugend, da der Aufbau von Lachisch einem Muster folgte, dass für viele Städte der Levante in der Eisenzeit II leitend war und das etwa auch in nordsyrischen Orten des 9.-7. Jh.s v. Chr. zu finden ist. Am ehesten könnte der Befund so interpretiert werden, dass Tell el-Ḥesī in einer Region lag, deren territoriale Zugehörigkeit in der Zeit der assyrischen Oberherrschaft (8.-7. Jh. v. Chr.) häufiger zwischen Juda und den philistäischen Städten wechselte. Zumindest weisen Dokumente aus der Zeit → Sanheribs (Ende 8. Jh. v. Chr.) auf solche Verschiebungen hin (2Kön 18-19; HTAT, 329-334, Nr. 181 und 182). Daher erscheint es zumindest möglich, dass Tell el-Ḥesī in der unruhigen Zeit des 9./8. Jh.s v. Chr. für eine gewisse Zeit von Juda kontrolliert wurde.

Aus dem 7. und 6. Jh. v. Chr. sind von Tell el-Ḥesī nur noch wenige einfache Wohngebäude und landwirtschaftliche Einrichtungen dokumentiert. Erwähnenswert ist eine mit einem Namenssiegel gestempelte Bulle aus dem 6. Jh. v. Chr. (Keel / Küchler, 930 Abb. 632). Mit dem Niedergang bzw. dem Ende der assyrischen Hegemonialmacht scheint der Ort seine vormalige strategische und wirtschaftliche Bedeutung weitgehend eingebüßt zu haben.

3.4. Nacheisenzeitliche Besiedlung

In persischer Zeit (5./4. Jh. v. Chr.) wurde auf der Plattform der Akropolis nochmals ein Gebäude errichtet, das aus Kasemattenräumen um einen offenen Hof bestand und als eine Art Zitadelle gedeutet werden kann. Außerdem sind Vorratsgruben von 1-2 m Durchmesser nachgewiesen. Am südlichen Abhang der Akropolis wurden einige Gräber entdeckt. Auf überregionale Verbindungen weist die Fülle attischer Importkeramik. Tell el-Ḥesī war vermutlich ein logistischer Stützpunkt für militärische Expeditionen nach Ägypten, welche die persischen Großkönige regelmäßig durchführen ließen.

In hellenistischer Zeit (ab dem ausgehenden 4. Jh. v. Chr.) wurde der Platz ausweislich der spärlichen Wohnbebauung und vereinzelter Vorratsgruben nur noch für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Ähnliches dürfte für die römische Zeit (ab dem 1. Jh. v. Chr.) gelten, aus der lediglich etwas Keramik dokumentiert ist.

In der Epoche der osmanischen Herrschaft (ab dem 16. Jh. n. Chr.) diente Tell el-Ḥesī offenbar als Begräbnisplatz. Aus der Zeit zwischen 1600 und 1800 n. Chr. sind über 800 Gräber nachgewiesen.

Die strategische Bedeutung des Orts wurde nochmals im 20. Jahrhundert genutzt, als israelische Streitkräfte im Krieg von 1948 hier eine Stellung errichteten.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Tell el-Ḥesī. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Tell el-Ḥesī. Aus: Wikimedia Commons; © Guy Gotlib, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 unported; Zugriff 28.9.2016
  • Pfeilerhäuser auf Tell el-Ḥesī. Aus: H. Weippert / M. Weippert, Dreischiffige Pfeilerhallen in der Eisenzeit, ZDPV 130 (2014), 1-42, 13 Abb. 6; mit freundlicher Erlaubnis von © Helga und Manfred Weippert

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