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Andere Schreibweise: Zilpah (engl.)

(erstellt: Januar 2009)

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1. Name

Der Name Silpa (hebräisch זִלְפָּה) kann mit arabisch zalfun, zalfatun „Rangstufe / Ehrenrang“ zusammenhängen (Noth, 10) oder – wahrscheinlicher – mit arabisch dalifa „klein sein“, speziell „eine kleine Nase haben“ (Stamm, 120, im Gefolge von Bauer, 78). Im zweiten Fall gehört er zu den Namen, die körperliche Eigenschaften und Eigenarten zum Ausdruck bringen. Er ist dann im Sinne von „eine mit kleiner Nase“ zu verstehen (vgl. den aus Ägypten bekannten Personennamen „der / die mit der großen Nase“).

2. Silpa im Alten Testament

Silpa erscheint ausschließlich im Buch → Genesis. Zum ersten Mal wird sie genannt, als → Laban sie seiner Tochter → Lea zur Leibmagd gibt (Gen 29,24). Diese Einführung Silpas stört empfindlich den Erzählzusammenhang, da sie sich zwischen den von Laban eingefädelten Betrug (er bringt in der Hochzeitsnacht Lea statt → Rahel zu Jakob; Gen 29,23) und der Aufdeckung des Betrugs durch Jakob (Gen 29,25) schiebt, was sie als sekundär in ihrem Kontext ausweist (Blum, 104f; Mathys, 107). Da Silpa in der folgenden Geburtsgeschichte der Jakobskinder eine Rolle spielt, ist ihre Einführung an dieser Stelle allerdings notwendig. Als Lea feststellt, dass ihre Geburtenreihe unterbrochen ist, tut sie es ihrer Schwester gleich und führt ihre Magd Silpa ihrem Mann zu, um durch sie zu weiteren Kindern zu kommen (Gen 30,9). Silpa schenkt zwei Söhnen das Leben – nur bei diesen Jakobssöhnen und → Dina (Gen 30,21) wird die vorausgehende Schwangerschaft nicht erwähnt – und Lea gibt ihnen die Namen Gad und Asser (Gen 30,10-13).

Erwähnt, aber nicht namentlich genannt werden die beiden Mägde Silpa und → Bilha, als Jakob mit seiner Familie aus Mesopotamien auszieht und sich anschickt, mit den Seinen den → Jabbok zu überqueren (Gen 32,23). Zum bevorstehenden Wiedersehen mit dem seinerzeit (Gen 27) um den Erstgeborenensegen betrogenen Bruder → Esau lässt er die beiden Mägde (auch an dieser Stelle, Gen 33,2.6, nicht namentlich genannt) mit ihren Kindern vorangehen. Lea und ihre Kinder sowie die geliebte Rahel mit ihrem Sohn Josef kommen erst danach, um dem eventuell noch auf Rache sinnenden Bruder nicht als erstes zum Opfer zu fallen.

In der Aufzählung Gen 35,22b-26 steht Silpa als Magd der ungeliebten Lea mit ihren Kindern an letzter Stelle, obwohl das der Geburtenchronologie (Gen 29f, der Jakobskinder nicht entspricht. Etwas anders ist die Darstellung in Gen 46,8ff, wo die Namen der Angehörigen der Jakobssippe nach den jeweiligen Müttern in der Reihenfolge Lea – Silpa – Rahel – Bilha erscheinen. Die Nennung Silpas als Mutter von 16 Nachkommen, die sie Jakob geboren hat (Gen 46,18), ist zugleich ihre letzte biblische Erwähnung. Vorher aber wird sie in Gen 37,2 zusammen mit Bilha zu den Frauen Jakobs (נְשֵׁי אָבִיו) gezählt, mit deren Söhnen Josef gemeinsam die Schafe hütet, wobei er seinem Vater alle üble Nachrede, die er zu hören bekommt, hinterbringt (vgl. TestXII Gad 1,6; → Testamente der zwölf Patriarchen; Text Pseudepigraphen). An allen anderen Stellen wird Silpa als שִׁפְחָה „Sklavin“ bezeichnet.

3. Rezeption

Unscheinbar wie Silpa selbst ist auch ihre nachbiblische Geschichte. Sie spielt in den Auslegungen und Verarbeitungen der Erzelterngeschichten lediglich als Leihmutter eine Rolle, die ihre Herrin Lea einsetzt. Aus dem Midrasch Bereschit Rabba (→ Midrasch) erfährt man, warum in Gen 30,10.12 die Schwangerschaften Silpas nicht erwähnt werden, und zwar weil sie noch jung war und die Schwangerschaften unbemerkt blieben. Das → Jubiläenbuch (Jub 28,9 Text Pseudepigraphen) will wissen, dass Silpa die Schwester von Rahels Magd Bilha ist (vgl. auch TestXII Naftali 1).

Auch Thomas Mann bietet in seinem Josephroman noch einige Zusatzinformationen im Kontext der Szene, in welcher Lea sich anschickt, ihre Magd ihrem Ehemann zuzuführen. Jakob „erklärte sich nur einfach bereit und einverstanden, durch Zuziehung Silpa’s den Kindersegen aufzufrischen. Er fand Befreiung dafür bei Rahel, die solche nicht weigern konnte, zumal die hochbusige Silpa, die eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Herrin besaß und es denn auch nie zu wirklicher Gunst bei Jakob brachte, sich fußfällig bei ihr, der Liebsten, entschuldigte. Da empfing Lea’s Magd den Herrn mit Demut und sklavischer Emsigkeit, ward schwanger und gebar auf den Knien der Herrin, die ihr seufzen half“ (Die Geschichten Jakobs, 320).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Lexikon der biblischen Eigennamen, Düsseldorf / Zürich 1981
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Jerusalemer Bibel-Lexikon, 4. Aufl., Neuhausen-Stuttgart, 1998
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (im Internet)

2. Weitere Literatur

  • Bauer, H., 1930, Die hebräischen Eigennamen als sprachliche Erkenntnisquelle, ZAW 48, 78
  • Blum, E., 1984, Die Komposition der Vätergeschichte (WMANT 57), Neukirchen-Vluyn
  • Mann, Th., 1994, Joseph und seine Brüder. Erster Roman: Die Geschichten Jakobs, Frankfurt am Main
  • Mathys, H.P., 2001, Genesis 29,15-30; in: J.D. Macchi / Th. Römer (Hgg.), Jacob. Commentaire à plusieurs voix de / Ein mehrstimmiger Kommentar zu / A Plural Commentary of Gen. 25-36 (FS A. de Pury; Le Monde de la Bible 44), Genève, 95-108
  • Noth, M., 1980, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung, 2. reprographischer Nachdruck der Ausgabe Stuttgart 1928, Hildesheim / New York
  • Stamm, J.J., 1980, Hebräische Frauennamen; in: ders., Beiträge zur hebräischen und altorientalischen Namenkunde (OBO 30), Freiburg (Schweiz) / Göttingen, 97-135

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