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(erstellt: Juni 2008)

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1. Name

Seïr (שֵׂעִיר) bedeutet „haarig“ und bezeichnet als Toponym ein bewaldetes Gebiet.

2. Südjordanische Berglandschaft

2.1. Lage

Bei Seïr handelt es sich – ebenso wie bei → Edom („rotes [Land]“) und → Teman („Südland“) – um den Namen einer Landschaft in Südjordanien. Genauer ist mit Seir das von lichten Eichen- und Wacholder-Steppenwäldern „behaarte“ westliche Kalksteingebirge südlich des Wādī el-Ḥesā [Wadi el-Hesa], des biblischen Sered (Dtn 2,13f), gemeint.

Die Landschaften Seir und Edom (sowie Teman) wurden nicht immer genau unterschieden, galten aber als Herkunftsland Jahwes (Dtn 33,2; Ri 5,4; vgl. die Inschriften aus Kuntillet ‘Aǧrūd (→ Kuntillet ‘Aǧrūd [Kuntillet Agrud]). In späteren Texten wurde Seir gelegentlich auch sekundär auf die cisjordanischen Gebiete Idumäas übertragen (Dtn 1,44). Allerdings setzte sich „Edom“ im Gegensatz zu Seir auch als Ethnonym für die Edomiter und als Namen des südjordanischen Kleinstaates durch.

2.2. Geschichte

Nach dem Alten Testament wurde das Gebiet zuerst von Horitern bewohnt (Gen 14,6; Gen 36,20ff; Dtn 2,12), bis sich → Esau, der Stammvater der Edomiter, dort niedergelassen haben soll (Gen 32,4; Gen 33,14.16; Gen 36,6-9; Dtn 2,4.5.8.22.29).

Historisch gesehen gingen am Ende des 2. / Anfang des 1. Jt.s v. Chr. edomitische Stämme, die aus der in ägyptischen Texten des 14.-12. Jh.s genannten lokalnomadischen → Schasu-Bevölkerung in Edom und Seir hervorgegangen waren, auf dem transjordanischen Hochplateau südlich des Wādī el-Ḥesā zur Sesshaftigkeit über. Bis ins 8. Jh. bildeten sie ein Stammesfürstentum, erst am Ende des 8. Jh.s einen „Staat“ im engeren Sinn mit literater Oberschicht und urbanen Institutionen. In diese Zeit fällt auch die Gründung ihrer Hauptstadt → Bosra (Buṣēra; Jes 34,6; Jes 63,1; Jer 49,13.22; Am 1,12). 553/2 v. Chr. wurde der südjordanische Kleinstaat von dem babylonischen König → Nabonid annektiert.

3. Berg in Juda

Jos 15,10 nennt in der Beschreibung der Nordgrenze Judas einen Berg Seir, der zwischen → Kirjat-Jearim und → Bet-Schemesch liegen soll. Er lässt sich jedoch nicht näher lokalisieren.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004 (Art. Edom und Israel)
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001 (auch Art. Edom)
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (auch Art. Idumea; Art. Teman)

2. Weitere Literatur

  • Görg, Manfred, 1989, Zur Identität der „Seir-Länder", BN 46 , 7-12
  • Edelman, Diana V. (Hg.), 1995, You shall not abhor an Edomite for he is your brother. Edom and Seir in history and tradition (Archaeology and biblical studies 3), Atlanta Ga.
  • Axelsson, Lars Eric, 1987, The Lord rose up from Seir. Studies in the history and traditions of the Negev and Southern Judah (Coniectanea biblica. Old Testament series 25), Stockholm

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Seir. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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