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(609-598 v. Chr.)

Andere Schreibweise: Jehoiakim (engl.); Joïaqim, Yoyaqim, Joaquim (frz.)

(erstellt: April 2011)

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Der Name Jojakim ist im Alten Testament und vielleicht auch auf einem Siegel für mehrere Männer belegt. Der bekannteste ist der König von Juda, Sohn des → Josia und der Sebuda, der von 609 bis 598 v. Chr. in → Jerusalem regierte (→ Zerstörung Jerusalems, Vorgeschichte).

1. Name

Der Name Jojakim (יְהוֹיָקִים Jəhôjāqîm bzw. יְהוֹיָקִם Jəhôjāqim [Jer 27,1]) bedeutet „Jahwe erhebe / richte auf“.

2. Jojakim, König von Juda

2.1. Geschichte

Die Regierungszeit Jojakims fällt in einen Epochenumbruch im antiken Vorderen Orient: die Ablösung des assyrischen Großreiches (→ Assyrien) durch das neubabylonische (zu unterscheiden vom altbabylonischen Reich in der 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.; → Babylonien). Nach 630 v. Chr. zerfiel die assyrische Herrschaft über die Levante und brachte den dortigen Kleinstaaten eine kurze Phase der Freiheit ein, aus der sich beispielsweise die josianische Reform (622 v. Chr.; → Josia) erklärt. Zugleich versuchte Ägypten, seine alten Ansprüche auf die syropalästinische Landbrücke wieder geltend zu machen. Im Zuge solcher Konflikte fand Jojakims Vater Josia 609 v. Chr. durch den Pharao → Necho den Tod. Daraufhin hoben zunächst führende landjudäische Kreise („das Volk des Landes“ עַם־הָאָרֶץ ‘am hā’āræṣ) Josias Sohn → Joahas auf den Thron. Doch schon nach dreimonatiger Herrschaft setzte Necho diesen ab, deportierte ihn als Geisel nach Ägypten, installierte dessen 25-jährigen Halbbruder Eljakim als König in Jerusalem und änderte dessen Namen in Jojakim. Wie die Bibel vermerkt, legte Jojakim einen von den Ägyptern verlangten Tribut auf „das Volk des Landes“ um (2Kön 23,30-36; vgl. 2Chr 35,20-24; 2Chr 36,1-4). Hinter diesen Vorgängen dürften innerjudäische Richtungskämpfe stehen, in denen um die Frage gerungen wurde, wie man mit dem Imperialismus der umgebenden Großmächte umgehen sollte. Der Landadel und sein Kandidat Joahas standen für den Versuch, Widerstand zu leisten, den die Ägypter ihrerseits durch Strafabgaben und einen gefügigen Marionettenherrscher zu ersticken bestrebt waren.

Das Machtgefüge verschob sich indes schon wenig später, als die Neubabylonier unter dem damaligen Kronprinz (und alsbaldigen Großkönig) → Nebukadnezar II. in der Schlacht von → Karkemisch 605 v. Chr. die Ägypter schlugen (Jer 46,2) und Juda mit seinen Nachbarn in die babylonische Vasallität zwangen (2Kön 24,7). Jojakim probte bereits drei Jahre später den Aufstand (2Kön 24,1) und provozierte damit eine babylonische Polizeiaktion mit Belagerung Jerusalems, die allerdings erst 598 v. Chr. stattfand (2Kön 24,10). Anscheinend ist Jojakim während der Belagerung verstorben. So blieb es seinem Sohn → Jojachin überlassen, den Angreifern die Stadttore zu öffnen und Jerusalem einstweilen vor der Zerstörung zu retten, aber auch mit zahlreichen Angehörigen des Hofes und der führenden Schichten Judas im Zuge der sog. ersten Deportation nach Mesopotamien in die Verbannung zu ziehen und so das Zeitalter des Exils zu eröffnen (→ Exil / Exilszeit).

2.2. Bedeutung in der Bibel

Die deuteronomistischen Redaktoren, die die → Königsbücher schufen (→ Deuteronomistisches Geschichtswerk), zählten Jojakim – wie sämtliche Herrscher nach Josia – zu den schlechten Königen Judas, indem sie über ihn das Urteil fällten, er habe „wie seine Väter das Böse in den Augen Jahwes getan“ (2Kön 23,27; verschärft in 2Chr 36,5.8), ohne allerdings Einzelheiten zur Begründung mitzuteilen. Die Schuld für die Exilskatastrophe mit dem Verlust von Staatlichkeit, Königtum und Tempel wird ausdrücklich → Manasse angelastet (2Kön 24,3f.; vgl. 2Kön 21,10-15; 2Kön 23,26f.). Auch weitere Überlieferungen von Jojakim zeichnen ein ungünstiges Porträt: Ein Drohwort → Jeremias warf ihm Ausbeutung, Lohnbetrug und Prunksucht vor und drohte ihm dafür ein würdeloses „Eselsbegräbnis“ an (Jer 22,13-19; vgl. Jer 36,30), das sich allerdings nicht bewahrheitete (2Kön 24,6 LXXL; 2Chr 36,8 LXX). Laut den Erzählstoffen im → Jeremiabuch soll Jojakim den Propheten → Uria ben Schemaja, der „ganz wie Jeremia weissagte”, verfolgt und ermordet haben (Jer 26,20-23); ferner habe er eine Schriftrolle mit Jeremiaworten in einer demonstrativen Symbolhandlung im Feuer verbrannt, was ihm ein an Jer 22,13-19 angelehntes Gerichtswort Jeremias eintrug (Jer 36,20-32). Fraglos legendär ist die Überlieferung von Jojakims Deportation nach Babylon (2Chr 36,6; vgl. Dan 1,2). Mehrere Prosareden und Prosaerzählungen des Jeremiabuches sind in die Zeit Jojakims datiert, zum Teil ohne den König selbst zu involvieren (Jer 25,1; Jer 26,1; Jer 27,1 [so der hebräische Text]; Jer 35,1; Jer 36,1; Jer 45,1; dazu das Wort über Ägypten laut dem Vorspann Jer 46,1); außerdem nennt ihn die Buchüberschrift Jer 1,3 als Zeitgenossen Jeremias.

3. Weitere Personen namens Jojakim

1. Den Namen Jojakim trug auch der zweite Hohepriester nach dem Exil, der Sohn Jeschuas (Neh 12,10.12.26). Im Buch → Judit organisiert ein Hoherpriester namens Jojakim (Ιωακιμ) den Widerstand gegen den Siegeszug des Holofernes (Jdt 4,6.8.14; Jdt 15,8 [Lutherbibel: Jdt 4,5.6.10; Jdt 15,10]) und angesichts der Anachronismen der Erzählung (Jdt 4,3 [nicht in Lutherbibel) könnte hier der Hohepriester des Nehemiabuchs gemeint sein.

2. In der → Susanna-Erzählung ist die Heldin mit einem reichen Mann namens Jojakim verheiratet.

3. Inschriftlich findet sich der Name Jojakim vielleicht in einer Personenliste. In Ostrakon 31 aus Lachisch (2. Hälfte 7. Jh.) wird die Lesung j]hj[qm häufig vertreten, ist jedoch unsicher (vgl. HAE I, 314).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
  • The New Interpreter’s Dictionary of the Bible, Nashville 2006-2009

2. Weitere Literatur

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