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Tel ‘Amal

(erstellt: Oktober 2016)

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1. Lage

Tel ‘Amal 1
Tel ‘Amal (arabisch Tell el-‘Asī) liegt im Westen der → Bucht von Bet-Schean am Süd-Ufer des Nachal ‘Amal (Wādī ‘Asī) 5 km westlich von → Bet-Schean (Tell el-Höṣn). Dort befindet er sich am Ost-Ende des Nationalparks Gan ha-Scheloscha, dessen Name „Garten der drei“ an drei Siedler erinnert, die 1938 von einer Mine getötet worden sind. Bei dem Tell handelt es sich um einen kleinen, durch eine Mulde in zwei ungleiche Teile gegliederten Hügel, auf dessen östlichem Teil sich das „Museum of Regional and Mediterranean Archaeology“ befindet (Koordinaten: 1926.2123; N 32° 30' 17'', E 35° 27' 06'').

Das Museum zeigt im Vorgarten neben einem großen Mosaik Säulen, Kapitelle, Steinsarkophage und Meilensteine, z.B. den 7. Stein der Straße von Skythopolis (→ Bet-Schean) nach Nablus (→ Sichem) aus dem Jahr 162 n. Chr. Innen gibt es drei Abteilungen: 1) lokale Funde, 2) klassisch-griechische Kunst, 3) persische und ägyptische Kunst. Im Untergeschoss kann man durch eine Scheibe im Fußboden in ein frühbronzezeitliches Grab sehen.

2. Geschichte

Bevor man das Museum auf Tel ‘Amal in den 60er Jahren baute und in den 80er Jahren erweiterte, fanden von 1962-66 und 1983/85 jeweils Grabungen auf dem östlichen Hügel statt, erneut 1993 nach dem Einbruch der Decke einer Grabhöhle. Die Stratigraphie ist schwierig, nicht zuletzt weil sie zum Teil durch 1-2 m tiefe Gräber aus dem 5.-6. Jh. n. Chr. gestört ist. Zudem stellt sie sich in den Publikationen unterschiedlich dar. 1993 unterscheiden Edelstein / Feig fünf Schichten und weisen Str. IV und III der Eisenzeit IIA zu, Str. II und I dagegen der Eisenzeit IIB-C. 2013 kommt Feig dagegen auf sieben Schichten, da er die Mittelbronzezeit IIA und die osmanische Zeit als Str. VI bzw. I in die Zählung aufgenommen hat. Zudem weist er alle vier eisenzeitlichen Schichten der Eisenzeit IIA zu.

2.1. Frühbronze-Mittelbronze-Zwischenzeit (Str. VII)

Aus dieser Zeit stammen ein einzelnes, 1962 freigelegtes Schachtgrab und ein an der Südwest-Ecke des Museums gelegener Komplex von zwölf weiteren, sauber in den Fels geschlagenen Schachtgräbern (→ Grab). Die nur zum Teil erhaltenen, viereckigen Schächte führen meist über nur zwei bis drei sehr hohe Stufen an der Schmalseite ca. 2 m steil in die Erde. Am Fuß des Schachts lag in einigen Fällen noch der Stein, der den Eingang zur Grabkammer verschloss. In die Mitte der mehr oder weniger ovalen Kammern mit 3-5 m Durchmesser war in der Regel nur eine Leiche gelegt worden, in einem Fall fanden sich jedoch drei nebeneinander. Als Grabbeigaben aufgestellte Gefäße (zum Teil mit der für die Gegend typischen roten Bemalung auf weißem Grund) lagen entweder bei dem Toten – an Kopf oder Beinen – oder direkt am Eingang hinter dem Verschlussstein. Vier Gräber waren durch enge Schächte miteinander verbunden. Von der Siedlung, zu der das Gräberfeld gehörte, hat man nichts gefunden.

2.2. Mittelbronzezeit IIA (Str. VI)

Die Funde beschränken sich auf wenige Gefäße, die in einem frühbronzezeitlichen Grab gefunden worden sind.

2.3. Eisenzeit II (Str. V-II)

Mit Str. V wurde in der frühen → Eisenzeit II auf dem strategisch bedeutungslosen Tell ein kleines, unbefestigtes Dorf gegründet, das vielleicht zum agrarischen Hinterland von → Bet-Schean gehörte. Die Bauten wurden direkt auf den Fels gesetzt. Bei Str. IV-II handelt es sich nach Feig um Neubauten, die jeweils nötig wurden, nachdem die Vorgängerbauten durch Feuer zerstört worden waren. Von diesen Zerstörungen zeugen dicke Ascheschichten. Die beiden jüngsten Strata sind nur in wenigen Resten von Fundamenten und Fußböden greifbar. Da das Keramikrepertoire der vier Siedlungsschichten sehr ähnlich ist, weist Feig sie alle einem relativ kurzen Zeitraum zu, nämlich der zweiten Hälfte des 10. und der ersten Hälfte des 9. Jh.s.

Die Häuser von Tel ‘Amal bestanden aus innen dick verputzten Lehmziegelmauern auf Steinsockeln. Drei von ihnen verfügten über einen großen Langraum (jeweils ca. 3 x 6,5 m), an den sich zumindest in zwei Fällen kleinere Räume anschlossen. Neben einer Fülle von Gefäßen, zum Teil mit Farbresten, fanden sich Öfen, Becken, ein Kanal und vor allem Webgewichte. Daraus hat man geschlossen, dass hier Stoffe gewebt und gefärbt wurden (→ Textilherstellung; → Färberei).

Westlich des Langraums eines Hauses lag – nur durch eine gestampfte Straße von ihm getrennt – ein fast ganz zerstörtes Gebäude, das Edelstein / Feig (1448) als Kultstätte deuten, obwohl sich dafür kaum etwas anführen lässt (vgl. Jericke, 87f). Man betrat die 15 x 15 m große Anlage von der östlichen Straße her und kam in einen Hof mit einem zum Teil erhaltenen Steinpflaster. Westlich des Hofes lagen Räume mit viel Keramik. In einem befanden sich zwei mit Asche gefüllte Becken aus Ziegelsteinen. Eines war 1,40 m lang und 40 cm hoch, die Maße des anderen ließen sich nicht mehr feststellen. In einem Becken befand sich ein in phönizischem Stil gehaltener Ständer aus Kalkstein mit drei Füßen und oben einer außen bemalten Schale. Dieser Ständer kann eine kultische Funktion gehabt haben, z.B. als Räucherständer oder Libationsgefäß. Für die Anlage lassen sich aus dem Fund aber keine Schlüsse ziehen. Sie kann wie die anderen Häuser der Be- oder Verarbeitung von Stoffen gedient haben. Ein vergleichbarer Ständer wurde nämlich in einem Haus gefunden, das auch die Ausgräber der Textilindustrie zuweisen.

An besonderen Funden sind Importgefäße aus Cypern zu vermerken und ein Vorratskrug mit der hebräischen Schulteraufschrift lnmš „dem nmš gehörig“. Damit ist wohl der im Alten Testament für den Vater Jehus belegte Name Nimschi gemeint (HAE I, 29f), der auch in → Ugarit (nmš; KTU 4.63 IV 16) und auf dem Samaria Ostrakon 56,2 belegt ist.

Abgesehen davon, dass zumindest ein Grab der Frühbronzezeit in der Eisenzeit wieder benutzt wurde, stammen aus der Eisenzeit fünf Gräber. Die Keramik von Grab N reicht bis in persische Zeit.

3. Umgebung

In der Nähe von Tel ‘Amal befinden sich eine Reihe weiterer Tells, die von der intensiven Besiedlung der Gegend zeugen: Z.B. befindet sich 1 km südöstlich von Tel ‘Amal Tell eš-Šauk / Tel Soka (Koordinaten: 1934.2115; N 32° 29' 51'', E 35° 27' 32''; Steinzeit, Chalk., FB I, IB, MB II, SB, EZ I und II, pers., hell., byz.) und 300 m weiter südöstlich der kleinere, flache Tell eš-Šamdin / Tel Schoqeq (Koordinaten: 1938.2114; N 32° 29' 48'', E 35° 27' 44''; Chalk., FB, MB II, SB, EZ, hell., röm., byz.). Nordwestlich von Tel Soka sieht man am Fuß des Tells einige Schachtgräber. Nördlich des Tells hat man die bescheidenen Reste eines römischen Damms gefunden.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993 / Suppl. 2008

2. Weitere Literatur

  • Edelstein, G. / Feig, N., Art. Tel ‘Amal, in: The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Bd. IV, Jerusalem 1993, 1447-1450
  • Feig, N., Burial Caves of the Early Bronze Age IV at Tel ‘Amal, ‘Atiqot 20 (1991), 120-128
  • Feig, N., Tel ‘Amal: An Iron Age IIA Settlement and Remains from the Bronze Age and the Ottoman Period, HA-ESI 125 (2013), im Internet (Zugriff: 17.9.2016)
  • Jericke, D., Regionaler Kult und lokaler Kult. Studien zur Kult- und Religionsgeschichte Israels und Judas im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. (ADPV 39), Wiesbaden 2010
  • Levy, S. / Edelstein, G., Cinq Annees de fouillles a Tel ‘Amal (Nir David), RB 79 (1972), 325-367
  • Schreiber, N., The Cypro-Phoenician Pottery of the Iron Age (CHANE 13), Leiden 2003, 146-149
  • Shamir, O., Tel ‘Amal: Loomweights, HA-ESI 125 (2013), im Internet (Zugriff: 17.9.2016)

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Tel ‘Amal. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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