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(erstellt: März 2010)

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Der hebräische Name der Gazelle ist צְבִי ṣəvî (das weibliche Tier heißt צְבִיָה ṣəvîjāh; nur in Hhld 2,7; Hhld 3,5; Hhld 4,5; Hhld 7,4), was auch „Zierde / Herrlichkeit“ bedeutet. Die griechische Bezeichnung ist δορκας dorkas; Luther übersetzt häufig „Reh“.

Das in Herden lebende, scheue Tier (Jes 13,14), das als rein galt und deshalb gegessen werden durfte (1Kön 5,3; Dtn 12,15; Dtn 12,22; Dtn 14,5; Dtn 15,22), wurde wegen seines wohlschmeckenden Fleisches oft gejagt (Spr 6,5; Sir 27,20 mit Netzen [Lutherbibel: Sir 27,22]). Seine Schnelligkeit und Springfähigkeit (2Sam 2,18; 1Chr 12,9), aber auch seine Anmut wurden bewundert und dienten in der alttestamentlichen Liebeslyrik als Bild für den Geliebten, der über die Hügel springt (Hhld 2,9; Hhld 2,17; Hhld 8,14), oder seine Gefährtin, deren Brüste wie spielende Gazellenzwillinge hüpfen (Hhld 4,5; Hhld 7,4). Gazellen sind zudem als Begleiterinnen der Liebesgöttin belegt. Daher beschwor man bei den Gazellen, die Liebe nicht zu stören (Hhld 2,7; Hhld 3,5).

„Gazelle“ findet sich mehrfach als Personenname für Frauen und Männer (vgl. 1Chr 8,9; 2Kön 12,2; 2Chr 24,1; Apg 9,36 [Zibja; → Tabita]). Spr 5,19 bezieht sich nicht auf die Gazelle (so die Lutherübersetzung), sondern auf die Hirschkuh.

In Ägypten und Mesopotamien waren Gazellen als Jagdtiere bekannt, in Ägypten waren sie Teil des Wüstenwildes. Auch von Zähmungsversuchen wissen wir; seit dem → Neuen Reich wurden Gazellen manchmal als Lieblingstier („pet“) gehalten und zusammen mit ihrem Besitzer bestattet. Im Kult des Min fanden sie als Opfertiere Verwendung.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Paulys Realencyclopädie, Stuttgart, 1893-1978
  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Bodenheimer, F., Animal and Man in Bible Lands, Leiden 1960
  • Boessneck, J., Die Tierwelt des Alten Ägypten anhand kulturgeschichtlicher und zoologischer Quellen, München 1988
  • Brentjes, B., Die Haustierwerdung im Orient. Ein archäologischer Beitrag zur Zoologie, Stuttgart 1965, 17-22
  • Cansdale, C., Animals of Bible Lands, Exeter 1970, 92-94
  • Feliks, J., The Animal World of the Bible, Tel Aviv 1962, 11
  • Ferguson, W.F., Living Animals of the Bible, New York 1972, 29
  • Helck, W., Jagd und Wild im alten Vorderasien, Hamburg 1968, 20ff
  • Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, Chr., Orte und Landschaften der Bibel 1, Zürich 1984, 150f
  • Keel, O., Das Hohelied (ZBK.AT 18), Zürich 1986, 91-96.138-141
  • Keel, O. / Staubli, Th. (Hgg.), „Im Schatten deiner Flügel“. Tiere in der Bibel und im Alten Orient, Freiburg (Schweiz) 2001, 51
  • Meißner, B., Babylonien und Assyrien I, Heidelberg 1920, 416
  • Møller-Christensen, V. / Jordt Jørgensen, K.E., Biblisches Tierlexikon (Bibel – Kirche – Gemeinde 4), Konstanz 1969, s.v. Gazelle
  • Pinney, R., The Animals in the Bible, Philadelphia 1964, 107
  • Salonen, A., Jagd und Jagdtiere im alten Mesopotamien (AASF 196), Helsinki 1976
  • Schouten van der Velden, A., Tierwelt der Bibel, Stuttgart 1992, 74f
  • Schroer, S., Die Tiere in der Bibel. Eine kulturgeschichtliche Reise, Freiburg 2010, 109-112

Abbildungsverzeichnis

  • Gazellen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Gazellenjagd (Ausschnitt). Aus einem Versteck, einer Grube (links außerhalb des Ausschnitts) schießt König Assurbanipal (668-626 v. Chr.) auf Gazellen, die ihm zugetrieben werden (rechts außerhalb des Ausschnitts; Ninive, Nordpalast). Mit Dank an © The Trustees of the British Museum

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