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Andere Schreibweise: Benammi oder Ben-ammi (engl.)

(erstellt: März 2015)

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1. Alttestamentlicher Befund

Ben-Ammi ist nach Gen 19,38 der Stammvater der → Ammoniter, der vom trunken gemachten → Lot mit seiner jüngeren Tochter gezeugt wurde. Die → Septuaginta hat vor dem Äquivalent von Ben-Ammi noch ein zusätzliches „Ammon“ bzw. „Amman“, das im Hebräischen fehlt. Sie zeigt damit noch deutlicher, dass in „Ben-Ammi“ der Stammesname „Ammon“ mitschwingen soll.

2. Etymologie

Von der Wortbildung her scheint in Ben-Ammi (בֶּן־עַמִּי bæn ‘ammî) der Singular der Wendung vorzuliegen, die sich in Gen 23,11 und in Ri 14,16 pluralisch findet: בְּנֵי עַמִּי bænê ‘ammî „Söhne meines Volkes“. Diese Wendung findet sich auch mit dem Genitivattribut „deines Volkes“ (Lev 19,18; Ez 3,11; Ez 33,2.12.17.30; Ez 37,18; Dan 12,1), „ihres Volkes“ (Singular feminin Ri 14,17), „seines Volkes“ (Num 22,5) „ihres Volkes“ (Plural maskulin Lev 20,17). Deshalb könnte man Ben-Ammi wörtlich mit „Sohn bzw. Kind meines Volkes bzw. meiner Sippe“ übersetzen (so wohl auch LXX mit υἱὸς τοῦ γένους μου bzw. Vulgata mit filius populi mei). Freilich wäre diese Etymologie doch sehr allgemein.

עַם ‘am kann allerdings auch in einem engeren Sinne den „männlichen Verwandten“ bezeichnen, nach Bar-Asher in östlichen und südöstlichen Nachbarsprachen sogar präzise den Großvater. Dann wäre entweder mit „Sohn meines männlichen Verwandten“ oder sogar präziser „Sohn meines Großvaters“ zu übersetzen. Diese Etymologie des Namens „Ammon“ bzw. der „Ammoniter“ mit „Großvater“ legt sich im anekdotisch-ätiologischen Kontext von Gen 19,38 nahe, denn tatsächlich ist Ben-Ammi der Sohn seines Großvaters. Freilich bietet Gen 19,38 damit nur eine sog. Volksetymologie für die Bedeutung des Stammesnamens → Ammon bzw. der ostjordanischen Ammoniter, ähnlich wie Gen 19,37 für „Moab“ bzw. die „Moabiter“ (hebr. מוֹאָבִי mô’āvî, → Moab), deren Name ebenso volksetymologisch von מֵאָבִי me’āvî „von meinem Vater“ abgeleitet wird (Gaß 138). Folgt man Bar-Asher, treten bei der Etymologie Ammons die inzestuösen Umstände genauso deutlich hervor wie bei derjenigen Moabs. In Gen 19 ist Ben-Ammi und d.h. Ammon damit sicher negativ bewertet, weil aus Inzucht hervorgegangen, andererseits aber doch relativ eng mit Israel verwandt. Weil das Verhalten der zweiten, jüngeren Tochter so interpretiert werden kann, dass sie zunächst zögert und den Verkehr mit dem Vater scheut (Grossman), könnte in Gen 19,37-38 auf Moab ein stärkerer negativer Akzent liegen als auf Ammon, aber sicher ist das nicht. Jedenfalls dürfte die ganze von nachbarschaftlicher Gehässigkeit erfüllte Erzählung aus den Namen der beiden Völker herausgesponnen sein.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

(z.T. unter „Ammon“ bzw. „Ammoniter“)

  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (Artikel עַם)
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
  • Herders Neues Bibellexikon, Freiburg 2008

2. Weitere Literatur

  • Bar-Asher, E.A., 2004, An Explanation of the Etymology of the Name Ammon in Genesis 19, Based on Evidence from Nabatean Aramaic and the Safaitic Arabian Dialect, ZAH 17, 3-10.
  • Gaß, E., 2009, Die Moabiter – Geschichte und Kultur eines ostjordanischen Volkes im 1. Jahrtausend v. Chr. (ADPV 38), Wiesbaden.
  • Grossman, J., 2014, „Associative Meanings“ in the Character Evaluation of Lot’s Daughters, CBQ 76, 40-57.
  • Hübner, U., 1992, Die Ammoniter. Untersuchungen zur Geschichte, Kultur und Religion eines transjordanischen Volkes im 1. Jahrtausend v. Chr. (ADPV 16), Wiesbaden.

Abbildungsverzeichnis

  • Lot und seine Töchter (Albrecht Altdorfer; 1537).

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