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(erstellt: Februar 2009)

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1. Name und Ikonographie

Bastet 1
Die ägyptische Göttin Bastet (auch Bastis, Bast; ägyptisch B3st.t) wird typischerweise als Katze oder Mischwesen mit Menschenkörper und Katzen- respektive Löwenkopf dargestellt; die wohl ältere Erscheinungsform ist die als Löwin. In der Hand hält sie manchmal ein Sistrum oder eine sogenannte „Ägis“ als Attribut (halbkreisförmiges Objekt, meist mit Löwenkopf, nicht zu verwechseln mit der griechischen Aigis; s. Abb. 1).

2. Wesen und Kult

Bastet war Schützerin gegen das Böse sowie Göttin der Fruchtbarkeit und Mutterschaft. Ihrer Fürsorge waren vor allem Frauen und Kinder unterstellt. Bereits früh geht sie synkretistische Verbindungen mit anderen ägyptischen Göttinnen ein, vor allem mit Tefnut, Mut, Sachmet und → Hathor. Über die Annäherung an diese Göttinnen wird sie als Tochter des → Re in die Sage vom Auszug des Sonnenauges einbezogen, zu dessen Manifestation sie wurde. Im Gegensatz zu Sachmet steht Bastet dabei für die milde Seite dieser Fernen Göttin, die „als Sachmet wütet und friedlich ist als Bastet“, wie es in ägyptischen Quellen heißt. Über den Kreis der genannten Göttinnen hinaus identifizierte man Bastet ebenso mit → Isis.

Priester der Bastet sind vom Alten Reich (frühe 4. Dynastie, um 2600 v. Chr.) bis in griechisch-römische Zeit belegt. Ihr wichtigster Kultort war Bubastis im Ostdelta (ägyptisch Pr-B3st.t „Haus der Bastet“, heute Tell Basta bei Zagazig). Nach diesem wird Bastet von den klassischen Autoren irrtümlich auch „Bubastis“ genannt. Weitere Heiligtümer und Kulte bestanden u.a. in der Gegend von → Memphis und im Fayum.

Wie die Gestalt der Göttin bereits zeigt, war die Katze das heilige Tier der Bastet. Katzenleichen brachte man laut Herodot (II 67; Text gr. und lat. Autoren) nach Bubastis, um sie dort zu bestatten. Von dieser Praxis zeugt ein ausgedehnter, heute geplünderter Katzenfriedhof auf dem Areal der Stadt. Andere bedeutende Katzennekropolen existierten in Saqqara und bei Benī Ḥasan. Für den Katzenfriedhof von → Theben überliefert ein demotisches Ostrakon der Ptolemäerzeit die Beisetzung mehrerer hundert Tiere in wenigen Jahren; zudem sind dort in derselben Epoche „Katzenbestatter“ bezeugt.

Jährlich wurde das von Rausch, Musik und Ausschweifungen geprägte Fest der Trunkenheit für Bastet gefeiert („Bubasteia“), welches außer für Bubastis auch in anderen Orten des Landes bezeugt ist. Eine kurze Schilderung des orgiastischen Treibens während dieses Festes findet sich bei Herodot (II 60). Seine Charakterisierung des Geschehens wird durch ägyptische Quellen untermauert, wie etwa durch eine fröhlich-derbe demotische Versdichtung des 2. Jh.s n. Chr., deren streckenweise pornographischer Inhalt offenbar im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren der Bastet und der Trunkenheit steht.

Späte Dedikationen an Bastet von Personen mit rein griechischen Namen scheinen darauf hinzudeuten, dass die Göttin nicht nur von Ägyptern, sondern auch von den in Ägypten lebenden Griechen verehrt wurde. Die entsprechenden griechischen Weihinschriften lassen die Hinwendung besonders der Frauen zur Göttin erkennen. Von den Griechen wurde sie mit Artemis gleichgesetzt, ferner mit Aphrodite.

Außerhalb Ägyptens fand der Kult der Bastet ebenfalls Verbreitung, wie Tempel- und Altarweihungen u.a. in Nemus Dianae, Scarbantia und Port Torres aus hellenistischer bis römischer Zeit belegen.

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

  • Bronzefigur der Göttin Bastet. Aus: J. Gardner Wilkinson, The Manners and Customs of the Ancient Egyptians. A New Edition, Revised and Corrected by Samuel Birch, III, London 1878, 35, Abb. 507
  • Bronzefigur der Göttin Bastet. Aus: J. Gardner Wilkinson, The Manners and Customs of the Ancient Egyptians. A New Edition, Revised and Corrected by Samuel Birch, III, London 1878, 35, Abb. 507
  • Ausgrabungen in Bubastis. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 1994)

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