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Scha‘atnes

Andere Schreibweise: Schaatnes; Scha‘atnez; Schatnez; Schatnes; Shaatnes; Sha‘atnes; Sha‘atnez; Shatnez; Shatnes

(erstellt: Januar 2009)

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1. Begriff

Scha‘atnes (שַׁעַטְנֵז ša‘aṭnez „Mischgewebe“) bezeichnet eine Kleidermischung aus Wolle und Leinen, welche nach biblischer Verordnung nicht getragen werden darf. „Kil’ayim“ heißt der → Mischna-, → Tosefta- und → Talmudtraktat (nur im Jerusalemer Talmud), in dem die Rabbinen die Thematik des Mischgewebes (Scha‘atnes) abhandeln.

Neben dem Verbot der Mischung von Samen, von Weinsorten und Tieren stellt Scha‘atnes eine eigene Kategorie der biblischen Bestimmungen verbotener Vermischungen („Kil’ayim“) dar (Lev 19,19; Dtn 22,9-11). Der Terminus „Kil’ayim“ (כִּלְאַיִם kil’ajim von כלא kl’ „abschließen / zusammenfassen“, aber auch „zweierlei“) bezeichnet eine Mischung oder Vereinigung verschiedener Gattungen. Den biblischen Verboten der Vermischung (vgl. dazu auch das Verbot der verschiedenen Arten von Zugtieren in Dtn 22,10) liegt der Gedanke der je eigenen Schöpfung des Menschen sowie jeder Tier- und Pflanzenart zu Grunde.

Die Etymologie des Wortes שַׁעַטְנֵז ša‘aṭnez ist unklar, geht aber wahrscheinlich auf ein Lehnwort aus dem Ägyptischen zurück (vgl. HALAT). Die Rabbinen erklären in der Mischna Scha‘atnes volksetymologisch als Abbreviatur von „eine Sache, die geglättet, gesponnen und gezwirnt wird“ (Mischna Traktat Kil’ayim 9,8: דבר שהוא שוע טווי ונוז – wobei die Verben die Buchstaben von Scha‘atnes enthalten).

2. Scha‘atnes in der Bibel

In der hebräischen Bibel wird das Verbot des Mischgewebes zweimal ausgesprochen. In Dtn 22,11 heißt es: „Du sollst nicht anziehen ein Kleid, das aus Wolle und Leinen zugleich gemacht ist.“ In Lev 19,19 ist die Anweisung Bestandteil der Verbote der Vermischung verschiedener Arten: „Meine Satzungen sollt ihr halten: Lass nicht zweierlei Art unter deinem Vieh sich paaren und besäe dein Feld nicht mit zweierlei Samen und lege kein Kleid an, das aus zweierlei Faden gewebt ist.“ Die Priesterkleidung war von dem Verbot ausgenommen (Ex 28,6; Ex 8; Ex 15; Ex 39,29; vgl. auch Mischna Traktat Kil’ayim 9,1). Auch das biblische Gebot des Tragens von → Zizit (aus Wolle und Leinen, vgl. Num 15,37-41; Dtn 22,12) steht über dem Verbot von Scha‘atnes (vgl. auch Babylonischer Talmud, Traktat Menachot 40a; Text Talmud 2).

3. Rabbinische Traditionen

Die rabbinischen Bestimmungen über Scha‘atnes sind im neunten Kapitel des Mischnatraktates Kil’ayim zu finden. Weitere Ausführungen, wie das Verbot des Sitzens auf Sha‘atnes, werden im → Talmud diskutiert (Babylonischer Talmud, Traktat Taanit 27b; vgl. auch Babylonischer Talmud, Traktat Nidda 61b). Eine rationale Erklärung der Bestimmung wird von Moses → Maimonides (1138-1204) gegeben, Scha’atnes sei der Priesterkleidung vorbehalten und deshalb verboten (Moreh Nevuchim „Wegweiser der Verwirrten“, 3,37).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996

2. Weitere Literatur

  • Mandelbaum, I. J., 1986, Scripture and Interpretation of Mishnah, The Case of Tractate Kil’ayim, in: Proceedings of the Ninth World Congress of Jewish Studies, Bd. 3, 15-22

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