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Andere Schreibweise: Josua; Jesua; Joshua (engl.)

(erstellt: März 2012)

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1. Name

Jeschua (hebräisch יֵשׁוּעַ ješûa‘) ist die nachexilische (Kurz-)Form des Männernamens → Josua (hebräisch יְהוֹשֻׁעַ jəhôšua‘; griechisch jeweils Ἰησοῦς iēsous). Es handelt sich um einen typischen Satznamen: Die erste Silbe des Gottesnamens JHWH und ein Substantiv der Wurzel ישׁע jš‘ „Hilfe / Rettung“ bilden einen Nominalsatz: „JHWH ist Retter / Rettung / Hilfe”. Mit einem solchen Namen bekennen die Eltern, dass ihnen JHWH durch die Gabe des Sohnes geholfen hat, und vermutlich auch, dass dieser diese Wesenseigenschaft JHWHs gegenüber anderen deutlich machen soll.

Im hebräischen Text wird in Neh 8,17 auch Josua, der Sohn Nuns, mit der Kurzform „Jeschua“ bezeichnet – die deutschen Übersetzungen gleichen das jeweils an die aus dem Josuabuch bekannte Langform an und übersetzen „Josua“. Die Stelle zeigt auf jeden Fall, dass für nachexilisches Empfinden „Jeschua“ und „Josua“ nur zwei Formen desselben Namens waren.

Das gleiche Phänomen zeigt sich im Falle des ersten nachexilischen Hohenpriesters, dem Sohn Jozadaks und Enkel Serajas: Die Bücher Haggai und Sacharja verwenden die Namensform Josua (Hag 1,1; Sach 3,1 u.ö.), Esra und Nehemia dagegen Jeschua (Esr 2,2; Neh 7,7 u.ö.). Deutsche Übersetzungen nennen ihn meist in Haggai und Sacharja ebenfalls Jeschua, die Zürcher Bibel führt dagegen als dritte Namensform „Jehoschua“ ein. Als Hilfe zur Unterscheidung von Josua, dem Sohn Nuns, ist eine solche Übersetzungspraxis sinnvoll. Der Befund im hebräischen Text zeigt jedoch, dass es letztlich nur ein Name ist.

In der → Septuaginta werden alle Namensformen bis auf wenige Ausnahmen mit Ἰησοῦς iēsous „Jesus“ wiedergegeben. Die neutestamentlichen Autoren übernehmen selbstverständlich diese griechische Namensform zur Bezeichnung Jesu von Nazareth. Die Übersetzung Martin Luthers, die für die alttestamentlichen Personen „Josua“ und „Jeschua“ den hebräischen Namen, aber für Jesus von Nazareth die griechische Namensform „Jesus“ transkribiert, verdunkelt für die deutsche Leserschaft, die beide Namen nicht identifiziert, in welche Namenstradition Josef und Maria ihren Sohn mit der Benennung „Jeschua“ gestellt haben.

2. Personen

2.1. Josua / Jeschua, der Sohn Jozadaks und Enkel Serajas

Josua / Jeschua, der Sohn Jozadaks (Esr 2,2; Neh 7,7 u.ö.) entstammte einer bedeutenden Priesterfamilie und bildete zusammen mit dem Statthalter → Serubbabel in frühnachexilischer Zeit die Führung der Heimkehrer. → Haggai (Hag 1,1 u.ö.) und → Sacharja (Sach 3,1 u.ö.) bezeichnen ihn jeweils als „Hohenpriester“ (hakkohen haggādôl, eigentlich „der große Priester“). Unter der persischen Herrschaft war es offensichtlich möglich, an die Institution des vorexilischen Priestertums insofern anzuknüpfen, als die vorexilisch herrschende Priesterfamilie auch nachexilisch ihre Stellung behaupten konnte.

Gelegentlich wird bestritten, dass Jeschua im babylonischen Exil war: Da der Bericht in 2Kön 25,18-21 zwar von der Hinrichtung seines Großvaters Seraja im Jahre 587 in → Ribla berichte, aber keine Deportation seines Vaters Jozadak erwähne, sei davon auszugehen, da er im Land verblieben sei (Miller / Hayes, 519). Die Erwähnung Jeschuas in Esr 2,2 und Neh 7,7, wo er auffälligerweise ohne Vatersnamen eingeführt werde, wäre dann eine Fiktion oder eine zufällige Namensgleichheit.

Nach Sach 6,11 wird Jeschua sogar gekrönt. In Sach 6,12-13 ist allerdings gleichzeitig von einem (königlichen) „Spross“ die Rede, der herrschen wird, ohne dass dieser namentlich identifiziert wird. Viele Ausleger nehmen an, dass der Text ursprünglich von der Krönung Serubbabels handelte, dessen Name später getilgt und durch denjenigen Jeschuas ersetzt worden sei. Dadurch sei die königliche Weihe auf den Hohenpriester übertragen worden, nachdem alle Hoffnungen auf eine Restitution des davidischen Königtums in Juda erloschen waren. Ob ursprünglich oder nicht gibt der Text auf jeden Fall zu erkennen, dass dem Hohenpriester eine Macht zugeschrieben wurde, die er vorher nicht hatte. Diese neue Amtsdefinition hat Israel aber offensichtlich geholfen, unter fremder Herrschaft seine religiöse Identität zu bewahren. Sie bildet zugleich eine Voraussetzung dafür, dass man im Neuen Testament Jesus als königlichen Messias und in Personeinheit auch als den wahren Hohenpriester begreifen konnte.

2.2. Weitere Personen

2.2.1. In 1Chr 24,11 bezeichnet der Name einen Priester, der Oberhaupt einer der 24 Priesterabteilungen zur Zeit Davids war.

2.2.2. 2Chr 31,15 kennt in der Zeit Hiskias einen Leviten oder Priester Jeschua.

2.2.3. Nach Esr 2,6 und Neh 7,11 ist Jeschua der Familienname von Heimkehrern aus dem babylonischen Exil; nach Esr 2,36 und Neh 7,39 trägt auch eine Priesterfamilie unter den Heimkehrern diesen Namen, nach Esr 2,40 und Neh 7,43 außerdem eine Familie der → Leviten.

2.2.4. Unter den levitischen Trägern des Namens könnte Jeschua, der Sohn Asanjas (Neh 10,10) zugleich das Oberhaupt der aus dem Exil heimgekehrten Familie sein (Esr 2,40; Neh 7,43). Vermutlich ist er auch mit dem in Esr 3,9; Neh 8,7; Neh 9,4-5; Neh 10,10 genannten Jeschua gleichzusetzen.

2.2.5. Einer der Helfer beim Mauerbau Nehemias war Eser, der Sohn Jeschuas, der Oberste von Mizpa (Neh 3,19).

Insgesamt fällt auf, dass der Name fast ausschließlich für Personen belegt ist, die explizit als Priester oder Leviten eingeführt werden. Das spricht sehr dafür, dass der Name in nachexilischer Zeit exklusiv von Priesterfamilien benutzt wurde, vermutlich in Erinnerung an Jeschua, den Sohn Jozadaks, den Stammvater des nachexilischen Priestertums.

3. Ort

In Neh 11,26 bezeichnet Jeschua einen nicht näher lokalisierbaren Ort im Süden Judas, an dem Angehörige des Stammes Juda lebten.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979 (Art. Jesua)
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003 (Art. Josua und Jeschua)
  • Herders Neues Bibellexikon, Freiburg u.a. 2008

2. Weitere Literatur

  • Miller, J.M. / Hayes, J.H., 2006, A History of Ancient Israel and Judah, Philadelphia, 2. Aufl.

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