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Jeschana

Andere Schreibweise: Ieshanah; Jeshanah; Jesana; Yeshana; Yechana

(erstellt: November 2013; letzte Änderung: Februar 2018)

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Jeschana ist ein Ort, der im Alten Testament nur in 2Chr 13,19 erwähnt wird. Im späten 10. Jh. v. Chr. soll der judäische König → Abija Israels König → Jerobeam I. besiegt und ihm drei Städte genommen haben: → Bethel, Jeschana und → Efron (breit ausgemalt von Josephus, Antiquitates VIII 11,3; Text gr. und lat. Autoren). Die Notiz hat keinen historischen Wert, sondern zielt auf eine theologische Aussage: Der Sieg soll zeigen, dass Abija für seine Gottesfurcht belohnt und Jerobeam für seine Sünde (2Chr 13,5-12) bestraft wurde, Gott also den → Tun-Ergehen-Zusammenhang durchsetzt.

Für die persische Zeit bezeugen Neh 3,6 und Neh 12,39 ein „Jeschana-Tor“ (Lutherbibel: „altes Tor“) in der Stadtmauer Jerusalems (vgl. Schunck, 79).

In 1Sam 7,12 gibt die LXX die Lokalisierung הַשֵּׁן haššen „der Zahn“ – wohl ein markanter Fels – mit ἡ παλαιά „die alte (Stadt)“ wieder (Targum hat šînā’, Peschitta bjt jšn), was der Bedeutung von Jeschana entspricht (s.u.). Diese Überlieferung ist jedoch kein Grund, den hebräischen Text zu ändern.

1. Name

Jeschana (יְשָׁנָה jəšānāh) ist wohl von ישׁן jšn II „alt sein / werden“ abzuleiten und bedeutet dann „alter Ort“. Der Name wird von den → Septuaginta-Handschriften mit Ισανα (Isana), von Vaticanus jedoch mit Κανα (Kana ) – dabei ist Κ vielleicht Verschreibung von ΙΣ – und von Alexandrinus mit Ανα (Ana) wiedergegeben, von der → Vulgata mit Hiesena.

2. Identifikation und Lage

Jeschana lag nach 2Chr 13,19 – mag die Notiz von der Eroberung des Ortes durch das Süd-Reich zutreffend sein oder nicht – wie die anderen im Kontext genannten Orte im Grenzgebiet von Juda und Israel, also nördlich von Jerusalem. Das Jeschanator führte folglich durch die Nord-Mauer Jerusalems. Da der Ort dem Tor den Namen gegeben hat, muss er bedeutend gewesen sein und an der nördlichen Ausfallstraße Jerusalems gelegen haben. Von daher bietet sich die von Albright vorgeschlagene Identifizierung mit Burǧ el-Isāne (oft verschrieben Burǧ el-Lisāne), auch Chirbet el-Burǧ genannt, an, einer Ortslage, die 25 km nördlich von Jerusalem direkt an der besagten Ausfallstraße auf einem mächtigen Hügel liegt (Koordinaten: 17485.15615; N 31° 59' 53'', E 35° 15' 40'', 940 m ü. NN). Die Chirbe ist nur von Osten zugänglich, ansonsten durch steile Abhänge gut geschützt. Ihre strategische Bedeutung liegt darin, dass man von hier aus nicht nur die Höhenstraße kontrollieren kann, sondern auch eine hervorragende Aussicht in alle Richtungen hat – nach Süden bis zum Ölberg, nach Norden bis zur Ebene von Sichem, nach Westen bis zum Mittelmeer. Siedlungsspuren finden sich vor allem aus der Eisenzeit II sowie aus hellenistischer, römischer und byzantinischer Zeit.

Nach der wohl übertreibenden Beschreibung des Josephus hat Pappus, der General des letzten → Hasmonäers Antigonos – König von Gnaden der Parther (40-37 v. Chr.) – in Isana, seine Truppen gesammelt, doch Herodes d. Gr. hat sie grausam niedergemetzelt und dabei den Ort erheblich verwüstet (Antiquitates XIV 15,12; Bellum Judaicum I 17,4-7 [zur dortigen Verschreibung Kana s.o.]).

Die heutige Ruine geht auf eine Festung der Kreuzfahrerzeit zurück, bei deren Bau römische Steine wiederverwendet wurden (am Ost-Tor und an den Ecken des Turms). Im Zentrum der erodierten Ringmauern stehen die Reste eines massiven Gebäudes aus Quadersteinen (8 x 9 m). Im Westen sieht man die Überbleibsel einer Kirche: zwei Reihen von Säulenbasen mit sechs liegenden Säulen. Früher konnte man auch einen dekorierten Fenstersturz und ein Kapitell mit Kreuz sehen. 500 m südöstlich führen alte, allerdings verschüttete Stufen zu der Quelle ‘Ēn eṣ-Ṣarār, etwas südlich des Weli von Šech Ṣāliḥ Qurēsi.

1 km ostnordöstlich von Burǧ el-Isāne liegt Mazra‘a eš-Šarqīja, vermutlich das Mezera, das in der Kreuzfahrerzeit zunächst dem Kloster der Hl. Maria im Tal Josafat, dann den Templern zugeschrieben war (Pringle 29f).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Abel, F.-M., Géographie de la Palestine, Bd. II, Paris 1938, 364
  • Albright, W.F., The Site of Jeschana, BASOR 9 (1923), 7f
  • Albright, W.F., Excavations and Results at Tell el-Fūl (Gibeah of Saul) (AASOR 4), New Haven 1924, 125f
  • Finkelstein, I. / Lederman, Z. / Bunimovitz, S., Highlands of Many Cultures. The Southern Sumaria Survey: The Sites (Monograph Series of the Institute of Archaeology, Tel Aviv University 14), Tel Aviv 1993, 573-577
  • Möller, C. / Schmitt, G., Siedlungen Palästinas nach Flavius Josephus (B.TAVO B 14), Wiesbaden 1976, 111
  • Pringle, D., The Churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem. A Corpus, Bd. 2, Cambridge 1998
  • Schunck, K.-D., Nehemia (BK XXIII,2), Neukirchen-Vluyn 2009
  • Simons, J., Geographical and Topographical Texts of the Old Testament, Leiden 1959, § 657f
  • Welten, P., Geschichte und Geschichtsdarstellung in den Chronikbüchern (WMANT 42). Neukirchen-Vluyn 1973, 123f

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Jeschana. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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