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Andere Schreibweise: Jezebel (engl.); Jezabel (engl.)

(erstellt: September 2006)

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1. Name

Der Name Isebel, hebr. אִיזֶבֶל ’îzævæl, ist aus ’î „wo“ und zəvul „Fürst“ zusammengesetzt und bedeutet „Wo ist der Fürst?“.

2. Altes Testament

2.1. Biblische Aussagen

Isebel lebte im 9. Jh. v. Chr. und war eine Tochter des Königs → Etbaal von → Tyrus (1Kön 16,31; 2Kön 9,34). Sie wurde Ehefrau des israelitischen Königs → Ahab (1Kön 16,31) und Mutter der Könige → Ahasja (1Kön 22,52) und → Joram (2Kön 3,1).

In der Erzählung in 1Kön 21,5-16 wird Isebel für den Justizmord an → Nabot verantwortlich gemacht. Ihr wird, neben der Verfolgung der JHWH-Propheten, zu denen auch Elia (1Kön 17-19) gehörte, die Einführung der Baals- und Ascheraverehrung zur Last gelegt (1Kön 16,31f). Nach 1Kön 16,32 baute ihr Ahab hierfür einen Tempel. Aus dem Mund judäischer Prinzen erhält sie in 2Kön 10,13 als einzige Frau des Nordreiches den Titel „Königsmutter“ (gəvîrāh). 2Kön 9,22 unterstellt ihr magisch-mantische Praktiken.

Nach 2Kön 9,30-37 wird Isebel im Zusammenhang der Jehu-Revolution, während der die Dynastie der Omriden ausgerottet wurde, auf grausame Art und Weise ermordet. Auf Jehus Befehl stürzen ihre eigenen Leute sie aus dem Fenster, worauf sie von Pferden zertrampelt und ihr Leichnam von Hunden gefressen wird (→ Frauen in der Literatur des AT 7.1).

2.2. Deutungen

Als „mächtige, zentrale Randfigur“ (Uta Schmidt) und in 1Kön 21,5-16 als „Immobilienakquisiteurin zugunsten Ahabs“ (Kiesow) verfügte Isebel in der Darstellung der → Königsbücher schon zu Lebzeiten ihres Mannes über eine deutliche Vorrangstellung. Ihre „Urkundenfälschung“ in der Nabotnovelle kann ein Hinweis darauf sein, dass sie als „Siegelbewahrerin“ des Königs fungierte und Briefe in seinem Namen nicht nur siegelte, sondern auch schrieb (Kiesow, 139). Falls ein Siegel phönizischen Stils mit der Namensgravur jzbl (Avigad / Sass, Nr. 740) tatsächlich ihr gehört haben sollte – was jedoch fraglich ist –, verfügte sie über ein eigenes Siegel. Der Titel „Königinmutter“ (gəvîrāh) betont neben der selbstbewussten und energischen Darstellung ihrer Person ihren politischen Einfluss und ihre religiöse Macht (Jost 1995, 142), die sie, wie die Nabotnovelle deutlich macht, in erster Linie dafür einsetzte, königliche Herrschaftsinteressen rücksichtslos durchzusetzen und dabei soziale Bestimmungen wie das traditionelle Bodenrecht außer Kraft zu setzen. Dass sie den Baals- und Ascherakult eingeführt hat, wie die Verfasser von 1Kön 16,31f suggerieren, ist unwahrscheinlich (Bach). Der Tempel (1Kön 16,32), den Ahab ihr in → Samaria baute und bei dem unklar bleibt, ob es sich um einen „Privattempel oder einen Staatstempel“ (Timm, 241) handelt, ist archäologisch nicht nachgewiesen.

Die Darstellung Isebels unmittelbar vor ihrem Tod in → Jesreel (2Kön 9,30ff) kann als Dokumentation ihres Anspruchs auf den Thron verstanden werden. Sie tritt geschmückt am „Erscheinungsfenster“ (Bach) auf, was angesichts des altorientalischen Motivs der „Frau am Fenster“ ihre Nähe zu einer Göttin unterstreichen soll, die Wohlstand, Fruchtbarkeit und Schutz symbolisiert. In Verbindung mit ihren spottenden Worten und ihrer geschmückten Erscheinung wird dadurch die Wertschätzung ausgedrückt, die ihr von einigen entgegengebracht wurde (Bach). Allerdings überwiegen negative Urteile. Der Vorwurf der Zauberei, der Isebel gemacht wird (2Kön 9,22), wird auch an anderer Stelle erhoben, um Personen zu dämonisieren und zu verdammen, die bestimmte kultische Praktiken ausüben, welche allerdings in anderen Zusammenhängen als durchaus mit der JHWH-Religion vereinbar angesehen werden (vgl. Jost 1994; Jost 2004).

3. Neues Testament

In Apk 2,20 wird eine führende Vertreterin der im Sendschreiben an Thyatira genannten Bewegung Isebel genannt. Als einzige Frau, die in der Johannesoffenbarung erwähnt wird, und als Prophetin scheint sie eine einflussreiche Rivalin des Johannes gewesen zu sein (Sutter Rehmann, 729). Er wirft ihr vor, ihre Anhängerinnen und Anhänger zu Unzucht und dem Essen von Götzenopferfleisch zu verführen. Ihren Kindern – Kinder werden in der Johannesoffenbarung ebenfalls nur hier erwähnt – wird der plötzliche Tod, möglicherweise durch eine Seuche, angedroht. Indem sie diesen Namen trägt, wird ausgesagt: Diese Frau spielt in der Gemeinde von Thyatira die gleiche Rolle, wie Isebel im Volk Israel. Sie verführt zu einem Glauben, den der Verfasser als nicht gottgemäß versteht. Der Name Isebel ist hier zu einem Synonym für religös und sexuell nicht gebilligtes Verhalten geworden.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998ff.

2. Weitere Literatur

  • Avigad, Nahman / Sass, Benjamin, Corpus of West Semitic Stamp Seals, Jerusalem 1997
  • Bach, Robert, Art. Isebel, 1. Im AT, in: Die RGG, 3. Aufl., 904
  • Jost, Renate, Die Töchter deines Volkes prophezeien, in: Dorothee Sölle (Hg.), Für Gerechtigkeit streiten. Theologie im Alltag einer bedrohten Welt (FS Luise Schottroff), Gütersloh 1994, 59-65
  • Jost, Renate, Frauen, Männer und die Himmelskönigin. Exegetische Studien, Gütersloh 1995
  • Jost, Renate, Zauberei und Gottesmacht. Überlegungen zu Gender, Magie und Hexenwahn am Beispiel von Ex 22,17, in: Renate Jost / Marcel Nieden (Hg.), Hexenwahn (Theologische Akzente 5), Stuttgart 2004,11-32
  • Kiesow, Anna, Löwinnen von Juda. Frauen als Subjekte politischer Macht in der judäischen Königszeit, Münster / Hamburg / London 2000
  • Schmidt, Uta, Zentrale Randfiguren. Strukturen der Darstellung von Frauen in den Erzählungen der Königsbücher, Gütersloh 2003
  • Sutter Rehmann, Luzia: Die Offenbarung des Johannes. Inspiration aus Patmos, in: Luise Schottroff / Marie Therese Wacker (Hgg.), Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, 725-741
  • Timm, Stefan, Art.: Isebel, in: Neues Bibellexikon, Bd. 2, Zürich 1995, 241

Abbildungsverzeichnis

  • Isebel stiftet die Ermordung Nabots an (Wenzelsbibel; 14. Jh.).
  • Der Fenstersturz der Isebel in Jesreel (Matthäus Merian d. Ä.; 17. Jh.).

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