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Die Zeit der Reiche Israel und Juda

Geschichtsbild

Wie bei den vorangehenden Abschnitten über die Anfänge des Staates Israel ist auch hier wieder zu beachten, dass die Berichte in den beiden Königsbüchern keine Geschichtsschreibung im heutigen Sinn sind. Sie wollen später, deutlich nach den Ereignissen, Geschichten über Gottes Handeln an Israel erzählen. Dabei wird nicht nach historischen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen gefragt, sondern die leitenden Kategorien sind die Stellung eines Königs zu den Geboten der Tora – selbst wenn diese zu jener Zeit noch gar nicht in Kraft gesetzt worden waren.

  Juda    Israel  
  Saul um 1010  
  Ischbaal    
  David um 1004  
  Salomo bis 926  
Rehabeam 926 - 910 Jerobeam I. 926 - 907
Abija 910 - 908    
Asa 908 - 868 Nadab 907 - 906
    Bascha 906 - 883
    Ela 883 - 882
    Simri 882
    Omri 882 - 871
Joschafat 868 - 851 Ahab 871 - 852
    Ahasja 852 - 851
Joram 851 - 845 Joram 851 - 845
Ahasja 845/4    
Atalja 845/4 - 840 Jehu 845 - 818
Joasch 840 - 801 Joahas 818 - 802
Amazja 801 - 773 Joasch 802 - 787
Asarja/Usija 773 - 735 Jerobeam II. 787 - 747
Jotam 757 - 742, Sacharja 747
  (Mitregent) Schallum 747/6
Ahas 742 - 726/5 Menahem 747/6 - 737
    Pekachja 737 - 735
    Pekach 735 - 732
    Hoschea 732 - 724/3
Hiskija 725 - 697    
Manasse 696 - 642    
Amon 641 - 640    
Joschija 639 - 609    
Joahas 609    
Jojakim 608 - 598    
Jojachin 598/7    
Zidkija 597 - 587/6    

Im Rahmen dieses Kapitels kann nur ein sehr knapper Überblick zur ersten Orientierung geboten werden, für Details muss auf eine Geschichte Israels verwiesen werden. Die hier gegebene Übersichtstabelle über die Könige Judas und Israels verwendet zur historischen Orientierung die herkömmlichen Datierungen. Die Chronologie der Königszeit ist aber mit so vielen Problemen behaftet, dass eine exaktere Darstellung nicht gegeben werden kann.

Salomo

Nachdem sich Salomo in den Thronwirren als Nachfolger Davids durchgesetzt hatte (1Kön 1f.), begann in Israel eine Phase des Friedens und des inneren Ausbaus. So wurde der Tempel in Jerusalem nach seinem Neu- oder Umbau als Staatsheiligtum eingesetzt. Damit hatte das junge Reich einen kultischen Mittelpunkt erhalten, der allerdings die vorhandenen Heiligtümer in den Regionen nicht ersetzte. Besonders im Gebiet des späteren Nordreichs wurden langsam erste, übergreifende Verwaltungsinstanzen aufgebaut, im Süden hielten sich dagegen weiterhin die vorhandenen Strukturen des Stammes Juda. Die Bautätigkeit Salomos machte vielleicht auch die Einführung von Arbeitsverpflichtungen der Bevölkerung notwendig, obgleich strittig ist, wie umfangreich sein Bauprogramm wirklich war.

Reichsteilung

Über die Frage dieser Zwangsarbeit scheint es unter Salomos Nachfolger Rehabeam zum Bruch zwischen den Stämmen im Norden und dem Süden gekommen zu sein. Seit ca. 926 v. Chr. gab es damit zwei unabhängige Staaten, die aber tiefgreifende Differenzen in Verfassung und Organisation aufwiesen.

Südreich

Das Südreich Juda lag etwas abgeschieden von den internationalen Handels- und Verkehrswegen und war daher von den Kriegsgeschehnissen wenig gefährdet. Dominierend im Inneren blieb vor allem der Stamm Juda, deshalb kam es nicht zu größeren Machtkonflikten. Die Dynastie Davids konnte ihre Macht bis zum Untergang behaupten.

Nordreich

Das Nordreich dagegen wurde allein durch seine geographische Lage in die Auseinandersetzungen um die Expansionsversuche der assyrischen Könige hineingezogen. Hinzu kam eine Instabilität im Inneren, die daher rührte, dass die Interessen der einzelnen Stämme oft nicht ausgeglichen wurden. So wurde erst durch Omri mit Samaria eine endgültige Hauptstadt bestimmt (1Kön 16,24), nachdem vorher verschiedene Orte Residenz waren. Ein planvoller staatlicher Ausbau innerhalb des Nordreiches Israel lässt sich erst in der Regierungszeit der Dynastie des Omri erkennen, die um 845 durch einen Militärputsch des Jehu abgesetzt wurde (2Kön 10).

Jehu allerdings wurde wenig später den Assyrern tributpflichtig, was auf dem sogenannten „Schwarzen Obelisken“ des Salmanassar III., nicht aber im AT selbst festgehalten wurde.

Staatsheiligtümer

Einen wichtigen Einschnitt auf dem kultisch-religiösen Gebiet stellte offenbar die Einrichtung von zwei Staatsheiligtümern in Dan und Bet-El dar (1Kön 12,26ff., vgl. Am 7,10-17). Damit sollte die israelitische Bevölkerung davon abgebracht werden, sich weiterhin zu bestimmten Wallfahrtsfesten nach Jerusalem zu begeben. In den Heiligtümern standen Stierbilder, die an den Gott des Auszugs erinnern sollten. Die spätere judäische Geschichtsdeutung hat, vom Deuteronomium geprägt,in der Einrichtung dieser Kultorte den Abfall des Nordreichs von Gott gesehen (vgl. oben zu 1Kön 12). Offensichtlich hatten aber schon vorher Propheten wie Amos und Hosea die dortigen Kultpraktiken bekämpft (vgl. Am 5,21ff.), weil in ihnen kanaanäische und israelitische Bestandteile vermengt wurden.

Untergang des Nordreiches

Das Nordreich Israel erlebte eine letzte Blütezeit unter Jerobeam II., nachdem es in den Jahren davor dauernde Auseinandersetzungen mit den angrenzenden Aramäern (und mit Juda im Süden) gegeben hatte. Doch die assyrische Expansion, die zum Machtverlust der Aramäer geführt hatte, griff dann auch auf Israel-Palästina über, was letztlich zum Untergang des Nordreiches führte (vgl. das Themenkapitel „Exil“).

Juda nach 722

Der assyrischen Bedrohung wollte König Hiskija im Südreich Juda durch Bündnisse mit Nachbarstaaten und mit den Ägyptern entgehen, doch die Opposition brach unter dem Druck der angreifenden Assyrer schnell zusammen. Jerusalem wurde belagert, offenbar aber nicht erobert (2Kön 18). Wie später Joschija (vgl. das Themenkapitel) unternahm Hiskija wohl eine Konzentration des Jerusalemer Kults auf die Alleinverehrung JHWHs (2Kön 18,4), dies wohl vor allem unter dem Einfluss von nordisraelitischem Gedankengut, das Flüchtlinge mit in den Süden gebracht hatten.

Unter der Herrschaft von Hiskijas Nachfolger Manasse kam es wohl zu einer neuen Abhängigkeit von den Assyrern, die erst wieder abgeschüttelt werden konnte, als im Osten die Meder und Neubabylonier erstarkten. Durch das so entstandene Machtvakuum gelang es während der Regierungszeit des Joschija noch einmal, Juda zur Selbständigkeit zurückzuführen. Doch bei dem Versuch, den Vormarsch des Pharaos Necho zu stoppen, wurde Joschija dem biblischen Bericht zufolge bei Megiddo getötet.

Nachdem die Neubabylonier 605 bei Karkemisch den ägyptischen Vorstoß abwehrten, geriet Juda in ein neues Vasallenverhältnis. Bei den Versuchen, die neubabylonische Oberherrschaft abzuschütteln, kam es zur Katastrophe der Zerstörung des Tempels und der Exilierung der Oberschicht Judas.

Literatur

Jede Geschichte Israels, dazu die Artikel zu den einzelnen Königen in einem Bibellexikon.

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die-Bibel.dev.4.18.9
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