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6.1.3. Das Tritojesajabuch

Auch für diesen Buchteil gilt, dass eine Grobgliederung kaum gegeben werden kann, dass eher wichtige Einzeltexte und -themen erlesen werden müssen. Im Folgenden wird daher versucht, die wichtigsten Zusammenhänge knapp zu erläutern.

Entstehung

Der dritte Teil des Jesaja-Buches ist eine Zusammenstellung von Texten, die wohl auf mehrere Autoren zurückgehen. Wahrscheinlich sind sie eine Sammlung von unterschiedlichen Ansätzen zur Auslegung des bisherigen Buches Jesaja. Dabei ist umstritten, ob die Worte jemals mündlich vorgetragen wurden oder von vorneherein als schriftliche Buchtexte entstanden sind.

Inhalt

Einigkeit besteht bei aller Verschiedenheit der Texte darin, dass die Worte das Ende des Exils und die Rückkehr von Verbannten nach Israel voraussetzen. Allerdings ist der Überschwang, der noch DtJes auszeichnete, verloren gegangen. Man ist ernüchtert von der Realität, die an den Heilszusagen der früheren Propheten gemessen wird. Wieder wird die Antwort auf die Probleme darin gefunden, dass das Volk sich versündigt habe. Diese Schuld halte das Kommen des Heils auf. Dennoch wird die künftige Verherrlichung Jerusalems angesagt: „Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf über dir“ (60,1).

Jerusalem

Kern des Buches ist wahrscheinlich die Sammlung Kap. 60-62, welche Verheißungen zusammenstellt, die vor allem auf Jerusalem zentriert sind. Auch 57,14-20; 65,16-19 (neuer Himmel und neue Erde) und 66,7-14 stehen in dieser Tradition der Heilsansage; die Texte gehören wohl zusammen und sind die eigentliche Botschaft „Tritojesajas“. Die Verstreuten werden heimkehren, die Völker künftig zu Israel hinzukommen, dies ist die Kernaussage dieser Kapitel.

Daneben stehen aber auch Drohungen an diejenigen der Gemeinde, die sich nicht an ihre Aufgaben für die Gemeinschaft halten, sondern nur auf ihr Eigenwohl sinnen, vgl. Kap. 57-58 „Ist das nicht ein Fasten, das ich liebe, ...wenn du dem Hungrigen dein Brot brichst...“ (58,6f.).

Völkerwelt

Interessant sind die unterschiedlichen Ansätze zur Bewertung der Völker innerhalb dieser Kapitel: Nach 56,7 soll der Tempel ein Bethaus für alle Völker sein (vgl. Mk 11,17), nach 66,18ff. werden die Völker die Herrlichkeit des Herrn in der Welt verkünden, sie können gar Priester werden. Nach 63,1-6 wird jedoch JHWH blutig die Kelter treten und die Völker vernichten. Die Texte zeigen folglich, wie Israel seine Rolle in der Welt neu definieren musste, wenn es monotheistisch von Gott sprach und dachte. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass bereits innerhalb des AT die Universalisierung der Heilsbotschaft, also ihre Gültigkeit für die ganze Welt, im Ansatz gedacht wurde. Dem Vers 56,5 „ihnen (den Glaubenden aus den Völkern) will ich in meinem Hause Denkmal und Namen (יָד וָשֵׁם) geben“ wurde der Name Jad waSchem der Gedenkstätte in Jerusalem entnommen, die an die Shoah (früher: Holocaust) erinnert.

Tempel

Die Verse 66,1-4 spiegeln eine weitere Auseinandersetzung der nachexilischen Zeit wieder, die Frage, ob man den Tempel wieder aufbauen solle. „Tritojesaja“ ist dagegen, wie offenbar auch gegen den Opferkult (Tempel als Bethaus, 56,7). Etwa gleichzeitige Propheten wie Haggai und Sacharja sprachen sich aber eindeutig für den Tempelneubau aus, vgl. Hag 2,1-9 und Sach 6,12f.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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